Muss Verschwendung Alltag sein?

Nachhaltig leben - für immer mehr Menschen wird das wichtig. Der Begriff nachhaltig kommt aus der Forstwirtschaft. Vereinfacht gesagt: Es wird nicht mehr Holz gefällt als nachwächst. Bei der 1992 in Rio verabschiedeten Agenda 21 wurde das Prinzip in die Umwelt- und Entwicklungspolitik übertragen. Wie kann die Menschheit die vorhandenen Ressourcen auf der Erde verantwortungsbewusst nutzen? Die Frage wird seitdem nicht nur in der großen Politik gestellt, sondern auch im Lokalen. In Trier vom gemeinnützigen Verein Lokale Agenda 21 (LA 21). In loser Reihenfolge erklären LA-21-Mitglieder in einem TV-Gastbeitrag, wie sich Nachhaltigkeit konkret in der Region Trier leben lässt. Heute: Sophie Lungershausen.

 Sophie Lungershausen. Foto: privat

Sophie Lungershausen. Foto: privat

Ökologischer Fußabdruck - das wirft Fragen auf: Fußabdruck? Was hat das mit Ökologie zu tun? Ich habe Schuhgröße 46, ist das jetzt schlecht für die Umwelt?"
Dabei ist es ganz einfach: Der ökologische Fußabdruck ist eine Art Ressourcenbuchhaltung und wird in globalen Hektaren (gha) ausgedrückt. Das Ausmaß der Nutzungen und Belastungen der Natur durch den menschlichen Lebensstil wird umgerechnet in die Flächen, die zur Wiederbereitstellung der verbrauchten Ressourcen notwendig wären.
Auf die gesamte Erde und die Weltbevölkerung bezogen stehen jedem einzelnen Menschen etwa 1,7 gha als persönlicher ökologischer Fußabdruck zur Verfügung, und die Natur bliebe im Gleichgewicht. Tatsächlich verbraucht jeder Mensch weltweit rund 2,7 gha. In Deutschland sind es laut Greenpeace sogar 4,2 gha!
Der WWF hat berechnet, dass wir im Jahr 2030 zwei Erden bräuchten. Schade, dass wir bloß die eine haben!
Was bedeutet das nun für uns? Unser Lebensstil berücksichtigt, was wir einkaufen, wie wir wohnen, wie viel Strom wir nutzen, unsere Art der Mobilität, wie effizient wir Dinge nutzen und viele andere Aspekte.
Mehr als ein Drittel unseres ökologischen Fußabdruckes in Deutschland wird durch die Nahrung verursacht, davon knapp 80 Prozent durch den Konsum tierischer Produkte. Ein Teil des Problems ist, dass viele unserer Einkäufe direkt im Müll landen - laut Verbraucherschutzministerium jedes achte gekaufte Lebensmittel! Da vieles so unglaublich günstig angeboten wird, können wir es uns erlauben, mehr zu kaufen, als wir am Ende verbrauchen.
Hinzu kommt, dass wir Kunden seit Jahren mit perfekt aussehenden, nahezu makellosen Produkten aus aller Welt verwöhnt werden. Kreutzberger und Thurn berechnen in ihrem Buch "Die Essensvernichter", dass weltweit auf dem Weg von den Produzenten in die Geschäfte rund ein Drittel der für den Verzehr geeigneten Lebensmittel auf dem Müll landet.
Es scheint, dass wir das Bewusstsein für den Wert von Essen verloren haben. Unser Wohlstand sollte, wie ich finde, gerecht bleiben und die Reserven des Planeten respektieren.
Es gibt einfache Lösungen zur Reduzierung des ökologischen Fußabdruckes: Gehen Sie auf den Wochenmarkt, und genießen Sie dabei die freundliche Einkaufs-Atmosphäre. Kaufen Sie nur das, was Sie in den nächsten Tagen essen möchten und können. Es müssen nicht immer gleich fünf Käsesorten aus dem Supermarkt sein. Gönnen Sie sich ein schönes Stück Käse vom Trierer Wochenmarkt oder vom Mannebacher Käsemarkt bei Saarburg, und Sie werden merken, wie wertvoll und kostbar dieses Stück regionale Kultur ist!
Bevorzugen Sie regionales Essen, denn das bedeutet weniger Transport und Lagerabfall - was ebenfalls den ökologischen Fußabdruck klein hält. Ein schöner Nebeneffekt ist gleichzeitig das Ankurbeln der regionalen Wirtschaft, was dazu führt, dass wir am Ende alle etwas davon haben!
Eins ist mir übrigens ganz wichtig: Bei der Reduzierung des ökologischen Fußabdruckes geht es nicht ums Verzichten, sondern ums Genießen!
Falls Sie mehr zu dem Thema wissen oder Ihren persönlichen Fußabdruck ausrechnen wollen: www.footprint-deutschland.de
Extra

Sophie Lungershausen ist 25 Jahre alt, studiert an der Universität Trier angewandte Humangeografie mit Schwerpunkt Raumplanung und ist in Trier-Quint aufgewachsen. red

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