Mut tut gut

TRIER. (daj) Im Rahmen einer Projektwoche sollen die Schüler der Porta-Nigra-Förderschule lernen, eigene Gefühle zu erkennen und auszudrücken, um so auch andere besser verstehen und respektieren zu können.

Blacky ist ein schwarzes Schaf und ein echter Sündenbock. Wenn etwas zu Bruch geht oder etwas verschwindet, dann heißt es immer nur: "Blacky, das warst Du!" Anders zu sein, ausgegrenzt zu werden, diese Erfahrungen kennen auch viele der Kinder, die die Geschichte von Blacky besingen. Die Klassen der Unterstufe haben eine Puppe gebastelt und in eine Kugel aus durchsichtiger Folie gestellt. Es ist eine dünne und verletzliche Hülle, die den Menschen umgibt. Nicht nur brutale Gewalt, schon kleinere Angriffe können Spuren hinterlassen. Die älteren Schüler wollten es genauer wissen und haben Fragebögen in den Klassen verteilt. Von 78 Befragten gaben 48 an, schon einmal geschlagen worden zu sein, 50 hätten selbst schon einmal jemanden geschlagen. Vorrangig ging es dabei aber meist nur um Rangeleien mit Geschwistern, wie die Zusatzfrage ergab. Ein wirkliches Gewaltproblem an der Förderschule gibt es nach Auskunft des stellvertretenden Leiters Bernd Benz nicht. Er sieht seine Schüler ohnehin eher als "die klassischen Opfer" von Gewalt. Ein wichtiges Ziel der Aktionswoche ist daher auch, den Kindern beizubringen, sich zu wehren und "Nein" zu sagen. "Das will ich nicht" oder "Das gefällt mir nicht" steht auf einem Plakat mit einer zum Stopp-Zeichen ausgestreckten Hand. Es sind einfache Sätze, aber manchmal gehört Mut dazu, sie auszusprechen. Mut, dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung. "Du schaffst es, denn du bist gut", singt eine andere Klasse, einzelne Schüler bringen dazu Tanzeinlagen. Ihr Mut, sich auf der Bühne zu präsentieren wird vom Publikum mit Applaus bedacht. Später, bei der Rap-Nummer "Zeig was du fühlst, mach was du willst", tanzen dann alle gemeinsam und lassen ihren Gefühlen freien Lauf. An der Porta-Nigra-Schule lernen Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen. Sich in die Lage der Mitschüler zu versetzen, ist eine der weiteren Übungen. Wie ist es, wenn man im Rollstuhl sitzt oder wenn man blind ist? Wer gewohnt ist, sehen zu können, stößt mit einer blickdichten schwarzen Brille schon bei ganz alltäglichen Verrichtungen wie dem Ankleiden auf Probleme. "Das war schwer", berichtet eines der Mädchen. "Die Hose hatte ich verkehrt herum angezogen." Und mit dem Rollstuhl stellen schon kleine Stufen unüberwindliche Hürden dar, die fremde Hilfe erfordern. So wird das Verständnis für die Situation Anderer durch eigenes Erleben gefördert. Auch Blacky, das schwarze Schaf, ist bei genauem Hinsehen nicht böse, sondern einfach nur anders. Es ist bestimmt kein Unschuldslamm, aber auch kein Streithammel, eben ein Schaf wie du und ich.

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