Mutterhaus Trier startet in neue Ära

Zehn Ebenen, fast 8000 Quadratmeter Nutzfläche, 63 Millionen Euro Investitionen: Der Erweiterungsbau zum Trierer Mutterhaus der Borromäerinnen ist gestern in Betrieb genommen worden. Der TV hat sich den streng kontrollierten Operationsbereich angeschaut.

 Ein Hoch auf das Mutterhaus: Mitarbeiter, Familien, Patienten und Ehrengäste feiern die Einweihung des Anbaus. TV-Foto: Friedemann Vetter

Ein Hoch auf das Mutterhaus: Mitarbeiter, Familien, Patienten und Ehrengäste feiern die Einweihung des Anbaus. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Freitagmorgen im Klinikum Mutterhaus Trier. Geschäftsführer Ralf Lunkenheimer erklärt den Journalisten vor dem Rundgang die Spielregeln: "Alles ausziehen bitte, bis auf die Unterwäsche." In der Hygieneschleuse bekommen wir Hemd und Hose, Haube, Mundschutz und modische Plastik-Clogs, alles im typischen Grün.

Dr. Oliver Kunitz, Chefarzt und Ärztlicher Direktor, weiht uns in Sicherheitsvorschriften ein, die dramatische Verwechslungen von Patienten verhindern sollen: "Schon beim Eintreffen im zentralen Operationsbereich werden alle Unterlagen kontrolliert. Das OP-Team geht die Checkliste dann nochmals durch."

Livebilder aus dem OP in den Hörsaal



In allen zehn Sälen kommt gefilterte Luft aus der Decke und strömt automatisch zur Seite weg, da sie ein halbes bis ein Grad kühler ist als die Raumtemperatur. Auf zahlreichen Monitoren sind Röntgenbilder, Patientenakten oder Videoaufnahmen etwa von Eingriffen ins Körperinnere zu sehen. Liveaufnahmen können in Konferenzräume oder andere OPs übertragen werden, um Rücksprache mit dem Chefarzt über das Vorgehen zu halten. Zu Schulungszwecken können Nachwuchskräfte vom Hörsaal aus jede Handbewegung von Ärzten und Pflegepersonal verfolgen.

Per Knopfdruck öffnet sich die Schiebetür zu einem Saal, in dem gerade ein junger Mann operiert wird. Schwestern halten die Bauchdecke offen, damit Dr. Michael Busemeyer einen Darmtumor behandeln kann. Einige Journalistinnen wollen sich den blutigen Anblick ersparen und warten lieber draußen.

In sogenannten Richträumen wird das OP-Besteck auf Tischen parat gelegt. Nach Gebrauch kommt es durch eine Schleuse zur Sterilisation. Die aktuelle Diskussion über Infektionsgefahr im Krankenhaus beschäftigt auch die Mutterhaus-Leitung. "Mit Gesetzen erreichen Sie nichts. Es kommt auf die individuelle Hygiene an", stellt Lunkenheimer fest. "Nach jedem Patientenkontakt desinfizieren wir unsere Hände. Das ist auch zu Hause sinnvoll", ergänzt Kunitz.

Vor dem nächsten Abschnitt des Rundgangs schlüpfen wir wieder in unsere gewohnte Kleidung. Der Fahrstuhl bringt uns auf Ebene zehn. "Die Erweiterung ist ein Quantensprung fürs Mutterhaus", sagt Schwester Carola Lange, stellvertretende Pflegedirektorin.

Der neue Hubschrauberlandeplatz hat einen Durchmesser von 28 Metern und bietet schwindelfreien Menschen eine herrliche Aussicht über Trier. Wenn ab dem 20. September dort Notfallpatienten abgesetzt werden, gelangen sie per Aufzug direkt in die Notaufnahme zur Schnelluntersuchung und Operation. So gewinnen die Ärzte der Klinik wertvolle Minuten und Sekunden, die sogar Leben retten können.

"Die neue technische Ausstattung gehört zu den modernsten bundesweit", sagt Dr. Erwin Rambusch, Oberarzt für Innere Medizin. Eine beruhigende Erkenntnis - falls wir irgendwann einmal als Patienten ins Mutterhaus zurückkehren. EXTRA Einweihung: Seit 2006 entsteht der Mutterhaus-Anbau für 63 Millionen Euro, davon 56,5 vom Land. Die Klinik mit 658 Betten hat 16 Fachabteilungen hat rund 1600 Mitarbeiter. "Abschließend stehen noch die Verbindung zum Hauptgebäude und Umbauten aus", sagte Gesundheitsministerin Malu Dreyer bei der Einweihung gestern Abend. (cus)

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