Nach 23 Jahren Abschied von der Krim

Trier · Ende einer Ära: Am Sonntagabend verlässt Langzeitpächter Ulrich M. Jung (66) das Traditions-Gasthaus Krim (Glockenstraße), das er gut 23 Jahre geleitet hat. Obwohl ihm nicht nach feiern zumute ist, veranstaltet er eine Abschiedsfete mit Live-Musik.

 „Aus und vorbei“: Am Sonntag verlässt Langzeitpächter Ulrich M. Jung die Krim. TV-Foto: Roland Morgen

„Aus und vorbei“: Am Sonntag verlässt Langzeitpächter Ulrich M. Jung die Krim. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. "Ich bin kein Fan von Abschieden. Aus und vorbei, ich verlasse die Krim, und damit hat es sich." Ulrich M. Jung ist spürbar aufgewühlt, hin und her gerissen zwischen Resignation und Entschlossenheit. Aber selbstverständlich werde er nicht sang- und klanglos den Hut nehmen: "Das bin ich meinen Stammgästen und vielen treuen Wegbegleitern schuldig." Also: Abschiedsfete ja - gerne aufhören: "Ganz klar: nein!" Der Pachtvertrag sei gekündigt worden vom Hausbesitzer, mit dem er sich überworfen habe. "Mehr dazu gehört nicht in die Öffentlichkeit."
Wäre es nach Jung gegangen, dann hätte er noch sechs Krim-Jahre vor sich und die "30 vollgemacht. Das war mein Ziel." Auch wenn seine berufliche Karriere zunächst einmal in eine völlig andere Richtung steuerte. Der gebürtige Saarländer war Finanzbeamter in Merzig und zeitweilig Personalratsvorsitzender: "Aber das war nicht mein Ding."
Also habe er auf die Unkündbarkeit gepfiffen und sei in die Gastronomie eingestiegen. Erst in Merzig, ab den späten 80er Jahren in Trier. Gemeinsam mit seinem Partner Thomas Sperber, ebenfalls aus dem Saarland stammend, übernahm er im Mai 1989 die Krim, eröffnet 1864 und damit eine der dienstältesten und traditionsreichsten Trierer Gaststätten. Seit Sperber 2004 ins Krokodil (Nikolaus-Koch-Platz) wechselte, das er gemeinsam mit Rolf Mayer (der dritte Saarländer im Bunde) betreibt, führt Jung die Krim alleine.
Ein Restaurant mit 140 Plätzen, in der Fußgängerzone, sehr beliebt. Dann siedelte sich auf der anderen Straßenseite ein ambitionierter weiterer Platzhirsch an: Peter Brommenschenkel (57), seit anderthalb Jahre Besitzer der Glocke, ist zugleich Jungs Nachfolger als Krim-Pächter. Was die Gerüchteküche ordentlich angeheizt hat: Brommenschenkel habe den Krim-Chef ausgebootet.
"Ganz ehrlich: Das ist Quatsch", sagt Ulrich M. Jung; "Die Kündigung kam im Februar und Herr Brommenschenkel erst Monate später ins Spiel. Ich mache ihm da keinen Vorwurf. Ich hoffe und wünsche, dass unter meinem Nachfolger das Traditionshaus Krim weiterhin Bestand hat und das Jubiläum des 150-jährigen Bestehens 2014 würdig gefeiert werden kann."
Aber erst einmal nimmt Jung Abschied von der Krim. Der morgige Sonntag ist der letzte Tag unter seiner Ägide. Ab 19 Uhr steht Live-Musik mit dem Duo Ambiente auf dem Programm.
Und wie geht\'s mit Jung (ledig, kinderlos) beruflich weiter? "Offen gestanden: Ich weiß es nicht genau. Ich suche ein neues Objekt, aber bisher hat sich nichts ergeben. Möglich ist auch, dass ich beratend tätig sein werde."Extra

Ab 1. Oktober ist der Trierer Kaufmann und Unternehmer Peter Brommenschenkel (u. a. Pierre-Parfümerien, BioGate) Pächter der Krim. Zunächst will der 57-Jährige die Gastro-Räumlichkeiten zur "neuen Glocke" umfunktionieren und als Ausweichstandort für sein Lokal auf der anderen Straßenseite nutzen, das demnächst umfassend saniert und modernisiert wird. Das Krim-Mobiliar wird weitgehend ausgeräumt und zwischengelagert und durch Tische, Stühle und Accessoires aus der Glocke (1803 eröffnete dienstälteste Gaststätte Triers) ersetzt. "Etwa Mitte Oktober wird die Glocke umziehen", kündigt Brommenschenkel an. Rückzug ins modernisierte Stammhaus und Wiederaufnahme des Krim-Betriebs: voraussichtlich im Herbst 2013. rm.

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