Nach andauernder Schließung der Egbert-Grundschule in Trier-Ost: Eine neue Schule in der Weberbach?

Trier · Sanieren, schließen oder woanders neu bauen: Das sind die drei Szenarien, die sich Bau- und Schuldezernent Andreas Ludwig für die Egbert-Grundschule vorstellen kann. Bis zu den Sommerferien soll die Entscheidung fallen.

 Die Egbert-Grundschule steht im Ortsbezirk Trier-Mitte/Gartenfeld nach wie vor auf der Agenda. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die Egbert-Grundschule steht im Ortsbezirk Trier-Mitte/Gartenfeld nach wie vor auf der Agenda. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann vetter (Ve._), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Seit 2,5 Jahren ist die Egbert-Grundschule in Trier-Ost wegen Bauschäden geschlossen. Die Egbert-Kinder werden im bis dato leer stehenden Gebäude der ehemaligen Kürenzer Grundschule unterrichtet. Drei Szenarien, wie es mit dem alten Egbert-Gebäude weitergehen könnte, hat Bau- und Schuldezernent Andreas Ludwig am Dienstagabend dem Schul- und dem Bauausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung vorgestellt. Dem TV liegt das geheime Papier vor:

Sanieren: Ein aktuelles Gutachten prognostiziert die Sanierungkosten für den 50er-Jahre-Bau auf 2,7 Millionen Euro - inklusive neuer Fenster, Dämmung und Toilettenanlagen. "Es wäre der schnellste und einfachste Weg, dem Elternwillen nachzukommen", erklärt Ludwig auf TV-Nachfrage.

Ein erstes Gutachten hatte alleine für die Instandsetzung der Schule - ohne neue Fenster und neues Dach und ohne Dämmung und Heizanlage - zwei Millionen veranschlagt. Aber selbst wenn eine Komplettsanierung für 2,7 Millionen Euro machbar ist: Die Schule würde - wie in der Vergangenheit - weiter aus allen Nähten platzen. Denn zusätzliche Räume, die für den Ganztagsbetrieb dringend nötig und laut Schulbauprogramm vorgesehen sind, würden nicht errichtet. Auch der Bau einer - von Eltern und Lehrern gewünschten - Schulturnhalle bliebe bei einer Sanierung außen vor.

Inklusive zusätzlicher Räume für den Ganztagsbetrieb und Turnhalle würden die Baukosten bei vier bis fünf Millionen Euro liegen. Weil die Sache dann allerdings wohl nicht mehr als Sanierung im Bestand durchginge, hätte die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion als Finanzaufsicht ein Wort mitzureden - und könnte der Stadt seinen Strich durch die Rechnung machen. Denn mit 22 städtischen Grundschulen ist Trier ohnehin - bezogen auf die Einwohnerzahl - so gut bestückt wie keine andere Stadt in Rheinland-Pfalz.

Schließen: Würde der Schulbezirk Egbert - und damit das alte Schulgebäude - aufgegeben, könnten die Kinder aus Trier-Ost laut städtischem Konzept auf die Grundschulen Olewig, Ausonius (Langstraße, Nähe Berufsbildende Schulen) und Barbara (Friedrich-Wilhelm-Straße, Trier-Süd) verteilt werden. Dem dafür notwendigen Neuzuschnitt der Schulbezirke müssten Eltern und Lehrer zustimmen. Schulamtsleiterin Helga Schneider-Gräfer sieht da Probleme: "Einige Grundschulkinder müssten Bus fahren, andere hätten lange Fußwege, teils an viel befahrenen Straßen entlang."

Eine dauerhafte Reaktivierung der Kürenzer Grundschule lehnt Schuldezernent Ludwig im Übrigen ab. "Dann müssten die Kürenzer Kinder, die wir seit einigen Jahren auf die Ambrosius-Schule in Trier-Nord schicken, auch wieder in Kürenz zur Schule gehen dürfen - und für die Kürenzer Kinder und die Egbert-Kinder ist das Kürenzer Gebäude zu klein."

Neu bauen: Drittes - und weitgehendstes - Szenario von Schuldezernent Ludwig: Nicht nur Egbert, sondern auch die Ausonius-Grundschule und möglicherweise auch die Barbara-Grundschule könnten geschlossen und stattdessen ein großer, zentraler Neubau errichtet werden. "Statt drei kleinen, alten Schulen hätten wir dann eine große, moderne mit guten Unterrichtsmöglichkeiten", sagt Ludwig.

Zwei Baugrundstücke haben Ludwig und Schneider-Gräfer dafür bislang ins Auge gefasst: das Gelände des Kulturzentrums Tufa oder der - ebenfalls an der Weberbach gelegene - große Parkplatz für Touristenbusse. Insbesondere beim Tufa-Gelände sind die Hürden hoch: "Denn das Grundstück hinter der Tufa, auf dem derzeit ein Spielplatz eingerichtet ist, würde für einen Schulneubau nicht ausreichen", sagt Ludwig. "Nur, wenn der Entschluss fällt, das Kulturzentrum umzusiedeln - etwa an den Standort, an dem das Stadttheater seine Außenstelle erhalten soll, zum Beispiel im Kürenzer Walzwerk - wäre ein Schulbau am Tufa-Standort möglich", sagt Ludwig.
Die Kosten für eine solchen großen Schulneubau sind noch nicht berechnet - dürften aber mindestens bei sechs Millionen Euro liegen.

Ludwig selbst will sich noch auf keine der drei von ihm erarbeiteten Alternativen festlegen. "Aber ich kann mir vorstellen, dass viele sich am ehesten für die Sanierung im Bestand und am bisherigen Standort der Egbert-Grundschule erwärmen können", sagt der CDU-Beigeordnete.

Genau das wäre die Lösung, die das schwarz-grüne Mehrheitsbündnis im Stadtrat - der letztlich die Entscheidung treffen wird - vor 2,5 Jahren vorgeschlagen hatten.
Meinung

Absurde Begehrlichkeiten

Kurze Beine, kurze Wege lautet das Mantra der Befürworter einer Sanierung der Egbert-Grundschule. Zu gern würde man einstimmen. Wer gönnt Kindern nicht einen möglichst kurzen Weg zu "ihrer" Schule in "ihrem" Viertel? Die Bezugsgrößen sind allerdings relativ. Wäre Trier nicht in so viele Bezirke aufgeteilt - darunter so kleine wie Trier-Ost -, wären die Begehrlichkeiten nicht so ausgeprägt und gäbe es vielleicht schon längst keine sagenhaften 22 Grundschulen mehr.

Die neu gebaute Ambrosius-Grundschule in Trier-Nord und auch die Grundschule Olewig stehen halb leer, das Kürenzer Grundschulgebäude steht gar komplett zur Verfügung. Angesichts dieser Kapazitäten erscheint eine teure Sanierung der Egbert-Grundschule geradezu absurd - insbesonders, weil das Raumproblem der Schule durch die Instandsetzung nicht gelöst und es für die Kinder auch weiterhin keine Sporthalle geben wird.

Eltern und Stadträte müssen sich entscheiden: Für Besitzstandswahrung oder für die bestmögliche Entwicklung der Trierer Schullandschaft. c.wolff@volksfreund.de

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