Nach der Schule in den Chefsessel

SAARBURG/TRIER. Mitarbeitermotivation, Finanzplanung, Marktforschung: Immer mehr Schüler auch in der Region beschäftigen sich mit Themen, die eigentlich nicht auf dem Lehrplan stehen. Sie gründen eigene Firmen.

"Junior" nennt sich das Projekt des Instituts der deutschen Wirtschaft, mit dem die Kölner Wirtschaftsforscher seit 1994 insgesamt 2221 Schüler-Unternehmen in ganz Deutschland unterstützt haben. Auch von Schülern der Region wurden in diesem Schuljahr drei "Junior"-Firmen gegründet. Die Jungunternehmer entwickeln dabei ein Produkt von der Idee über das Marketing bis zur Produktion und dem Vertrieb komplett selbst. So hat sich das Unternehmen "Punshed!" des Sozialkunde-Leistungskurses der zwölften Klasse des Saarburger Gymnasiums auf die Produktion modischer Buttons spezialisiert, die Firma "BaKoTri" des Trierer Wirtschaftsgymnasiums und der Höheren Berufsfachschule erstellt Kochbücher für ein junges Publikum, und am Trierer Auguste-Viktoria-Gymnasium produzieren Schüler mit der Firma "Lumière" jeweils passend zur Saison Kerzen als Tischdekoration. Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier unterstützt Schülerfirmen. "Das ist eine gute Art, betriebswirtschaftliche Kenntnisse zu erlangen. Schülerfirmen können an allen Schularten gegründet werden", sagt Mitarbeiterin Alexandra Lossjew. Im Vordergrund stehe der Lerneffekt: "Wo kaufe ich ein? Wie verhandele ich? Was kann ich den Kunden bieten?" Marketingabteilung führt Umfragen durch

Diese Überlegungen stellte auch das Team der Firma "Punshed!" an. Kunden des Unternehmens seien vor allem Schüler der fünften bis siebten Klassen. "Die Marketingabteilung führt Umfragen durch", erläutert Simon Becker, Geschäftsführer der Schülerfirma. Je nach Ergebnis der Umfrage produziere die Firma dann die Buttons. Auch "BaKoTri" verkauft vor allem an der eigenen Schule, wie Geschäftsführer Daniel Wendorf erklärt: "Wir sind durch alle Klassen gegangen und haben dort unser Kochbuch verkauft." Die Rezepte sollen die Jugendlichen anregen, selbst zu kochen. "Zu besonderen Ereignissen", berichtet er, "haben wir auch besondere Rezepte entworfen. An Halloween etwa gibt es Horror-Muffins." Überrascht sind die Schüler, wie viel Zeit ihre Firma in Anspruch nimmt: "Manchmal bis zu 40, 50 Stunden im Monat", sagt Simon Becker. Daniel Wendorf bestätigt: "Wir haben richtig viel Zeit investiert. Zweimal die Woche haben wir uns nach der Schule getroffen, am Wochenende wurde dann weitergearbeitet, zum Beispiel an der Homepage." Besonders in Klausurzeiten mussten die Unternehmer ihre Firma zurückstellen. Die Schule geht vor - sagt auch Simon Becker. Insgesamt ziehen die Geschäftsführer eine positive Bilanz: "BaKoTri" hat bis auf einige Ansichtsexemplare alle Kochbücher verkauft, "Punshed!" produzierte statt geplanter 1000 Buttons 3000 Stück.47 Junior-Firmen in Rheinland-Pfalz

Die Saarburger und Trierer Jugendlichen liegen im Trend: Arbeiteten im Schuljahr 2004/05 bundesweit 4084 Jungunternehmer in ihren "Junior"-Firmen, waren es in diesem Schuljahr bereits 5539. Parallel dazu steigt auch die Zahl der Unternehmen an. In Rheinland-Pfalz bestünden in diesem Jahr 47 Firmen, im vergangenen Schuljahr seien es erst 38 gewesen, sagt Karen Lunze, Pressesprecherin des "Junior"-Projekts. Am 3. Mai findet in Mainz der Landeswettbewerb Rheinland-Pfalz statt. Nur zehn Firmen wurden von einer Jury zugelassen: "BaKoTri" und "Punshed!" sind dabei. "Dieser Wettbewerb ist unsere größte Aufgabe, die heiße Phase", sagt Simon Becker. Dabei könnte sich ein Lokalderby entwickeln: "Das Wirtschaftsgymnasium in Trier ist unser größter Konkurrent. Die haben bei den letzten Wettbewerben immer gut abgeschnitten." Weitere Informationen zu Schülerfirmen gibt es im Internet: www.juniorprojekt.de, www.bakotri.de, www.punshed.de.

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