Nach Eintracht-Spiel: Prügel für falsche Antwort

Trier · Nach einem verlorenen Auswärtsspiel gegen den TuS Koblenz soll eine Gruppe von Fans des SV Eintracht Trier 05 einen 16-Jährigen vor dem Haupteingang des Moselstadions angegriffen und verletzt haben. Augenzeugen sollen die Tat beobachtet haben, dem Jungen jedoch nicht zur Hilfe gekommen sein.

Zusammen mit einem Freund war der 16-Jährige aus Trier am Abend des 24. Februar auf dem Weg zu einer Fete in der Paulinstraße. Vor dem Eingang des Moselstadions soll ein aus Koblenz kommender Bus gerade die Fans der Trierer Eintracht ausgeladen haben. "Mein Sohn fragte, wie das Spiel ausgegangen sei", sagt die Mutter des Realschülers, "ein Fan entgegnete, die Eintracht habe 1:2 verloren. Daraufhin hat der Freund unseres Sohnes ironisch ‚Wie immer' gesagt."Mit grün und blau geschwollenem Gesicht

Diese Bemerkung reichte offensichtlich, um eine Gruppe von vier bis fünf jungen Männern dazu zu bewegen, statt vieler Worte lieber ihre Fäuste einzusetzen. "Sie haben ihm ins Gesicht geschlagen und auf den Boden geworfen", sagt die Mutter, "mit einem grün und blau geschwollenen Gesicht, Prellungen und ausgerissenen Haaren musste er am nächsten Tag zur Untersuchung ins Krankenhaus."

"Ich will die Fans nicht pauschal verurteilen", erklärt die besorgte Mutter, "auch wenn der Großteil der Eintracht-Fans sicher friedlich ist, darf so etwas einfach nicht passieren." Die Familie stellte am darauf folgenden Tag Strafanzeige gegen Unbekannt. Dabei sollen Augenzeugen die Tat mitbekommen haben: "Leute aus demselben Bus haben den Vorfall angeblich beobachtet", sagt Polizeioberkommissar Karl-Peter Jochem, "bis jetzt hat sich aber noch niemand bei uns gemeldet."

Kein gutes Zeugnis für die Zivilcourage der Trierer: "Mit Aktionen wie ‚Wer nichts tut, macht mit' versuchen wir immer wieder, die Leute darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig Zivilcourage ist", erklärt Jochem. Ausschreitungen gewaltbereiter Anhänger sind freilich in vielen Fußballklubs bekannt. "Wir teilen die Fans in drei Kategorien ein", erklärt der Fan-Beauftragte von Eintracht Trier, Thomas Metzger. "Kategorie A umfasst die friedlichen Anhänger, Gruppe B die oftmals unter Alkoholeinfluss stehenden Fans und Kategorie C die gewaltbereiten Hooligans." Zu letzterer Gruppe seien in Trier etwa 15 bis 20 Fans zuzuordnen. Dabei fügt Metzger hinzu: "Aber die meisten Trierer Fans sind friedlich, und außer kleineren verbalen Auseinandersetzungen oder Rangeleien kommt es nur sehr selten zur gewalttätigen Übergriffen."

Eine Personenbeschreibung des 16-Jährigen lieferte unterdessen bisher keine präzisen Ergebnisse: gesucht wird ein etwa 1,70 Meter großer junger Mann mit kurzen schwarzen Haaren. Auf dieser Grundlage bewertet Polizeioberkommissar Jochem die Chancen des Ermittlungsverfahrens nicht optimistisch: "Die Ermittlung läuft, jedoch ist eine Aufklärung bei derlei Taten ohne genaue Täterbeschreibung schwierig."

Der Marketing-Vorstand der Trierer Eintracht, Hermann Gläsner, habe angeboten, ein Gespräch mit Thomas Metzger und den beiden Jungs zu führen. Gegenüber dem Trierischen Volksfreund erklärte Gläsner jedoch, dass ein Gespräch mit den Betroffenen nicht geplant sei: "Wir haben kein Interesse, das hochzukochen. Es ist für uns nicht sicher, dass es sich überhaupt um Eintracht-Fans gehandelt hat." Außerdem würden durch diesen Fall nur "Fans unseres Vereins diffamiert". Man könne nicht die Verantwortung übernehmen, "wenn irgendwo in der Stadt eine Schlägerei passiert". Falls es jedoch konkrete Hinweise gebe, sei der Verein bereit, der Polizei behilflich zu sein. Bis dahin, so Gläsner, habe die Eintracht "genug andere Probleme".

Hinweise nimmt die Polizei Trier, Salvianstraße 9, entgegen, Telefon 0651/97790.

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