Nach Flugzeugabsturz in der Eifel: Bürger fordern Konsequenzen

Föhren/Hetzerath · Hetzerather Bürger fordern nach dem tragischen Flugzeugabsturz vom Sonntag, dass der Flugplatz Föhren bei Nebel geschlossen werden soll. Beschwerden, dass zu tief über den Ort geflogen wird und Flugrouten missachtet werden, gibt es schon länger.

Der am Sonntag mit vier Menschen an Bord abgestürzte zweistrahlige Düsenjet habe schon länger für Verdruss in der Hetzerather Bevölkerung gesorgt, sagt Ortsbürgermeister Werner Monzel unserer Zeitung. Die Cessna Citation gehöre zu den Maschinen, die zu tief über den Ort flögen und nicht immer ihre Flugrouten einhielten. Hetzerath sei bei dem Unglück mit vier Toten am Sonntag nur knapp einer Katastrophe entgangen, meint Monzel. Das sei nicht nur die Einschätzung von Bürgern, auch ein Flugexperte sei dieser Meinung. Wie berichtet, hatte das aus Südengland kommende Geschäftsflugzeug am Sonntag kurz vor 12 Uhr bei dichtem Nebel einen Strommast gestreift und war unweit der Kreismülldeponie Sehlem auf einem Feld zerschellt und in Brand geraten. Die Absturzstelle liegt nur gut einen Kilometer nordöstlich von Hetzerath.

Als Konsequenz aus dem Unfall fordert die Gemeinde Hetzerath, dass der Flugplatz Föhren bei schlechtem Wetter geschlossen werden soll. Auch müsse unterbunden werden, dass Flugzeuge mit Düsentriebwerken den Flugplatz nutzten. Monzel: "Es gibt genügend besser gelegene und besser ausgestattete Flughäfen in der Nähe, auf denen Jets sicher starten und landen können." Auch müssten Verstöße gegen die Flugregeln geahndet werden. Laut Monzel haben Bürger mehrfach ein rücksichtsloses Verhalten von Piloten beim Tower in Föhren und bei der Flugaufsicht in Hahn angezeigt - dies sei aber nicht weiterverfolgt worden.

Dass angesprochene Piloten sich arrogant verhalten und Vorwürfe abwiegeln oder sich erst garnicht der Diskussion stellen - diese Erfahrungen hat ein Fluglärmgegner aus Bekond gemacht, der namentlich nicht genannt werden möchte. Acht Bekonder Bürger hatten im Jahr 2005 sogar eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Flugleiter gestellt. Der Vorwurf: Piloten von Fallschirmspringer-Maschinen halten ihren Kurs nicht ein und schrauben sich über dem Ort hoch. Er gebe aber auch Piloten, die sich strikt an die Vorgaben hielten, nicht über Siedlungsbereiche zu fliegen. Insgesamt sei die Situation besser geworden. Das bestätigt auch der Föhrener Ortsbürgermeister Jürgen Reinehr: "Bei uns gibt es so gut wie keine Beschwerden." Die Bürgerinitiative, die sich in den Anfängen des Flugplatzes in Föhren gebildet habe, sei längst nicht mehr aktiv, habe aber seinerzeit positiv auf die Einhaltung von Flugrouten und Lärmschutzmaßnahmen eingewirkt, sagt Reinehr.

Noch immer bei vielen Föhrenern präsent ist ein Flugunfall, bei dem im Oktober 1995 zwei Mitbürger ihr Leben verloren. Er weist erschreckende Parallelen zum Unfall vom vergangenen Sonntag auf: Opfer ist ein Unternehmerehepaar gewesen, es herrschte dichter Nebel und die Maschine streifte beim Landeanflug einen Strommast.

Den Flugplatz Föhren bei Nebel schließen - unmöglich, meint der Geschäftsführer der Flugplatz GmbH, Volker Klassen. Piloten wüssten, dass man bei solchen Wetterlagen nicht in Föhren landen könne. Wenn sie es doch täten, sei es ihre Entscheidung. Klassen: "Davon kann sie kein Mensch dieser Welt abhalten. Wir können ja in Föhren nicht einfach die Rolladen runterlassen."

Der Flugleiter auf dem Tower - er ist meist von 10.30 Uhr bis Sonnenuntergang besetzt - habe auch nur eine Mittlerfunktion, um Wetterdaten oder flugplatzrelevante Informationen zu geben. Nur wenn Gefahr im Verzug sei, etwa bei einer drohenden Kollision, dürfe er in den Flugverkehr eingreifen. Insofern mache auch die Forderung, den Flugplatz bei extremem Wetter zu schließen, keinen Sinn. Laut Klassen gibt es Regeln, auf deren Einhaltung der Betreiber auch dränge. Etwa, dass bei Ostwind aus Richtung Schweich gestartet und gelandet wird und bei Westwind aus Richtung Hetzerath, dass Schleifen geflogen werden, um nicht zu nahe an Orte heranzukommen, oder dass Platzrunden über den Golfplatz Ensch und nicht über bewohntes Gelände führen müssen Meinung

Kein Grund für Panikmache
Es ist verständlich, dass gerade nach dem tragischen Flugzeugabsturz vom Sonntag der Sicherheitsaspekt und das Thema Lärm wieder hochkochen. Insbesondere in den flugplatznahen Gemeinden Föhren, Hetzerath, Bekond und Sehlem geht die Angst um, dass ein Flieger mal im Ort abschmieren könnte. Wie die Hetzerather Initiative zeigt, gibt es Gesprächsbedarf. Offenbar halten sich nicht alle Piloten an die Vorschriften. Ihnen und den Luftsportlern muss man allerdings zugute halten, dass sie mit Tagen der offenen Tür und Benefizaktionen mit Schul- und Kindergartenkindern verstärkt den Kontakt zur Bevölkerung suchen. Damit ist man auf einem guten Weg. Panikmache ist fehl am Platz. Flugunfälle sind halt immer spektakulär, dennoch gehört das Flugzeug immer noch zu den sichersten Verkehrsmitteln. a.follmann@volksfreund.deExtra

Den Flugplatz Trier-Föhren gibt es seit 1977 (Umzug von Trier-Euren). Flugbewegungen gab es laut Volker Klassen, Geschäftsführer der Flugplatz GmbH, im Jahr 2013 rund 22 000. Bis auf einige Feiertage ist der Tower ganzjährig besetzt. Das Flugplatzgelände (rund 100 Hektar) gehört dem Bund. Gesellschafter der Flugplatz GmbH sind die Stadt Trier, der Landkreis Trier-Saarburg, der Zweckverband Industriepark Region Trier, die Verbandsgemeinde Schweich und die Ortsgemeinde Föhren. Der Jahresumsatz beträgt rund 230 000 Euro. alf

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