Nach Schließungen von Sporthallen: Stadt Trier denkt über Anschaffung einer Zeltdach-Halle nach

Trier · Die Schäden bei den drei wegen Statikproblemen geschlossenen Trierer Sporthallen sind viel größer als gedacht. Ob die weiteren 21 städtischen Sporthallen, deren Zwischendecken bis Mitte Februar auf ihre Statik überprüft werden sollen, ähnliche Probleme haben, steht noch nicht fest. Eine Zeltdachhalle könnte Ersatz bieten.

 Mit einer schweren Kette sichert die Verwaltung am Freitagmittag den Eingang der Mäusheckerhalle. TV-Foto: Frank Göbel

Mit einer schweren Kette sichert die Verwaltung am Freitagmittag den Eingang der Mäusheckerhalle. TV-Foto: Frank Göbel

Die Holzbalken, die die Zwischendecken aus Gipskarton tragen, wurden in den 1970er-Jahren nur an dünnen Holzlatten und wenigen Nägeln befestigt. "Eine Technik, die schon damals hinsichtlich der Anforderungen an Statik und Sicherheit schon überholt war", sagte Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani bei einem Pressegespräch am Freitagvormittag. "Wir können froh sein, dass noch nichts passiert ist", sekundierte Sportdezernentin Angelika Birk.

Wer in den 1970ern die Zwischendecken in die beiden Hallen der Sportanlagen Feyen und West eingezogen hat, hat die Stadt bislang nicht herausfinden können. Fest steht, dass dabei gepfuscht wurde, wie Gutachter Erik Thees am Freitagvormittag bei einem Pressegespräch, zu dem die Stadt geladen hatte, eindrücklich aufzeigte.
Fotos aus dem Räumen zwischen dem eigentlichen Hallendach und den etwa einen Meter darunter eingezogenen Decken machen das Desaster deutlich: An die Betonwand der Halle sind dünne Leisten genagelt. An diesen sind weitere Leisten, so genannte Metzer Leisten mit einer Stärke von 2,4 Zentimetern, angenagelt. Diese tragen - ebenfalls mit nur je einem Nagel verbunden - drei bis vier Meter lange, dicke Holzbalken an denen dann wiederum die eigentliche Zwischendecke aus Gipskarton befestigt ist. Alleine die per Nagel gehaltenen Holzbalk wiegen etwa 40 bis 50 Kilo. "Aber dieses Eigengewicht ist gar nicht so entscheidend. An den Balken hängt schließlich noch die gesamte Decke, die Beleuchtung, Lichtschachte und teilweise die Heizung der Hallen dran", sagt Gutachter Thees. Wie groß die Gefahr ist, dass die gesamte Zwischendecke oder Teile von ihr auf den Hallenboden fallen, lässt sich nicht genauer definieren. "Aber meine Tochter würde ich in diesen Hallen definitiv keinen Sport mehr treiben lassen", sagt Thees.

"Dass wir die Hallen sofort geschlossen haben gründet sich keinesfalls auf Hysterie oder übertriebene Sicherheitsbedenken. Schüler und Sportler dort weiter reinzulassen, wäre schlicht verantwortungslos und leichtsinnig gewesen", betonte Baudezernentin Kaes-Torchiani angesichts der Schadensliste.

Die seit einigen Tagen geschlossenen Hallen in Feyen und Trier-West sind beide Anfang der 1970er Jahre gebaut worden. Ob die weiteren 21 städtischen Sporthallen, deren Zwischendecken bis Mitte Februar auf ihre Statik überprüft werden sollen (der TV berichtete), ähnliche Probleme haben könnten, steht noch nicht fest. "Die Hallen sind alle aus unterschiedlichen Baujahren und haben unterschiedliche Konstruktionen", erklärte Baudezernentin Kaes-Torchiani. Dass weitere Sporthallen nach der Untersuchung geschlossen werden müssten, könne jedoch keineswegs ausgeschlossen werden.

Mehr als Tausend Menschen sind von den Hallenschließungen betroffen. In den beiden kürzlich geschlossenen Hallen hielten etliche Schulen Sportunterricht. "Mittlerweile haben wir alle diese Schulklassen mit einer Ausweichmöglichkeit versorgt", betont Schul- und Sportdezernentin Angelika Birk. Teilweise müssten die Schüler dafür Busfahrten auf sich nehmen und Stundenpläne geändert werden. Aber auch bei den etlichen Vereinen, die in den Hallen bislang trainiert haben, sei die Stadt auf Verständnis für die Schließungen gestoßen. "Die Vereine haben toll reagiert, teilweise auf Trainingseinheiten zugunsten anderer Sportgruppen verzichtet oder Gruppen zusammengelegt, um Hallenzeiten für die von den Schließungen betroffenen Gruppen freizugeben", sagte Birk. Allerdings seien noch längst nicht alle Vereine mit Ausweichmöglichkeiten versorgt. Die Garde des Karnevalclubs grün-weiß Euren hat ihr Training ausgesetzt, eine Hobbygruppe der Dolphins Rollstuhl-Basketballer musste aus der Wolfsberghalle weichen, um einer anderen Sportgruppe Platz zu machen.

Wie und wann die geschlossenen Hallen saniert werden, was das kostet und wie die wohl Millionen Euro teure Angelegenheit finanziert werden soll, dazu gibt es noch keinerlei Pläne. "Wir müssen erst wissen, wie viele und welche Hallen betroffen sind und wie umfangreich die Schäden jeweils sind. Erst dann können wir überlegen, in welcher Reihenfolge wir die Hallen instand setzen, was wo in welchem Umfang gemacht werden muss und wie wir das bezahlen", erklärte Kaes-Torchiani.

Die Stadt bereitet sich allerdings bereits auf eine dauerhafte Notlage vor: "Wir denken darüber nach, eine Zeltdachhalle als schnell zu errichtende Ersatzsportstätte anzuschaffen", gab Kaes-Torchiani preis. Geprüft wurde dabei bereits einiges: Kaufen (rund 1,8 Millionen Euro) wäre billiger, als eine solche Zelthalle dauerhaft anzumieten. Die Halle soll möglichst drei Spielfelder bieten und eine Tribüne für 500 Zuschauer, damit auch Ligaspiele und ähnliches dort stattfinden können. Als Standort für eine solche Zelthalle gibt es zwei Optionen. Ersten: Im Bereich der Wolfsberghalle, in die wegen mangelhaftem Brandschutz nur noch maximal 200 Zuschauer reingelassen werden dürfen. Zweitens: In direkter Nähe zur Sporthalle am Mäusheckerweg, die bereits seit September wegen Statikproblemen geschlossen ist.

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