Nach Sperrung der B 422 in Ehrang: Waldstrecke beliebter als geplant

Trier-Ehrang/Kordel · Seit der B-422-Sperrung (Friedhofstraße) in Ehrang steht betroffenen Anwohnern eine Behelfsumgehung durch den Meulenwald zur Verfügung. Der Betrieb auf der engen und nur teilasphaltierten Strecke soll nach Angaben der Anlieger gut funktionieren, auch wenn es kritische Stimmen gibt.

 Begegnung im Berufsverkehr: Am Anfang der Umgehung auf der Ehranger Heide wird es schon mal eng. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Begegnung im Berufsverkehr: Am Anfang der Umgehung auf der Ehranger Heide wird es schon mal eng. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Die Ehranger Friedhofstraße (B 422) ist seit einigen Tagen wegen Bauarbeiten bis voraussichtlich Ende August geschlossen. Für die von den Straßenverbindungen Richtung Trier abgeschnittenen Ehranger wurde eine rund sechs Kilometer lange Behelfsumleitung über die Heide durch den Meulenwald zur L 46 bei Quint eingerichtet.Teilweise nur geschottert


Die Einfahrt an der L 46 auf die Umleitung ist gut gesichert. Dahinter geht es zunächst auf eine frisch asphaltierte Piste, die recht solide wirkt. Allerdings ist die Fahrbahn so schmal, dass bei Gegenverkehr viel Vertrauen in die nur geschotterten Seitenstreifen gefragt ist. Nach etwa einem Kilometer Fahrt durch den Wald geht die Asphaltfahrbahn in eine befestigte Schotterpiste über.
Viele Verkehrsteilnehmer halten sich schon aus Sorge um ihren Autolack an die vorgeschriebenen Tempo 30. Doch besonders Fahrer von Firmen-PKW und Kleinlieferwagen - so die Beobachtung - machen sich nicht viel aus dem Tempolimit. Etwas Abenteuerflair gehört dort dazu: Ausweichmanöver im Gegenverkehr erinnern schon mal an Dokumentarfilme über südamerikanische Andenstraßen. Nur dass es in Ehrang noch eine Schutzplanke gibt und der Abgrund dahinter nicht gleich 1000 Meter tief ist. Wenigstens wurden einige Ausweichstellen eingerichtet. Diese Umgehung ist jedenfalls nichts für eilige Zeitgenossen. Und für LKW ist die Straße ohnehin gesperrt.
Grundsätzlich soll die Umleitung nur für die Ehranger Anlieger gelten, die durch die B-422-Sperrung vom Ortskern abgeschnitten wären. Fahren dort wirklich nur Berechtigte? Schon nach wenigen Tagen scheint das Gegenteil bewiesen. Anlieger der Ehranger Heide berichten von vielen auswärtigen Kennzeichen und vielen fremden Gesichtern hinter Autolenkrädern, die sich vorher noch nie auf diese Höhe verirrt hätten.
Ein Fahrer, der die Strecke mehrmals täglich beruflich und auch berechtigt nutzt, sagt: "Hier begegnen einem dauernd Leute, die man nicht kennt und mit fremden Nummernschild am Wagen. Ich erkenne diese Durchfahrer meist schon von weitem - die wissen nicht mal, dass es diese Ausweichpunkte gibt." Und Heide-Anwohnerin Gabi Bernard sagt: "Ich fahre die Strecke mehrfach am Tag und mir fallen die vielen Ortsfremden auf. Aber zu kontrollieren ist das wohl nicht."
Sicher scheint, dass diese abenteuerliche Umfahrung funktioniert. Das sagen der Ehranger Ortsvorsteher Thiébaut Puel wie die meisten Heide-Anwohner bei einem Treffen am anderen Endpunkt der Umleitung, der hoch oben an den Straßen Tannenweg/Zum Ehranger Wald liegt.
Bemängelt wird das zu hohe Tempo am Tage. Die Staubentwicklung bei trockenem Wetter wirke sich auf die etwas entferntere Wohnbebauung nicht aus. Und wer nicht mit dem eigenen Auto fahren will oder kann, lobt die Behelfsbuslösung der Stadtwerke (SWT). In knappen Taktzeiten pendelt der Kleinbus im Auftrag der SWT-Kleinbus an den drei Haltestellen auf der Ehranger Höhe entlang.
Allerdings bleiben auch Zweifel. Man schaue sich den Zustand der Schotterstraße nach nur wenigen Tagen an - überall fliegen schon die kleinen Steine, heißt es. Wie soll diese Straße bis Ende August durchhalten?
Auch der zuständige Revierförster Günter Schmitz ist nicht sonderlich begeistert über die neue Durchgangsstraße in seinem Forst, meint aber: "Als Förster ist man natürlich nicht froh über so viel Betrieb im Wald. Aber es gibt dazu wohl keine Alternative." Gut wäre es, wenn sich die Leute wenigstens an das Tempo 30 halten würden.Extra

Die Berufspendler aus der rund 2500 Einwohner zählenden Gemeinde Kordel sind die eigentlichen Hauptbetroffenen der Sperrung. "Die Meinungen bei uns sind gespalten", sagt auf Anfrage Ortsbürgermeister Medard Roth, "die Leute fluchen zwar im Moment, aber die meisten sehen ein, dass der monatelange Ausbau in Ehrang letztlich uns zugute kommen wird. Die Welt geht in Kordel nicht unter." Viele sagten aber offen, dass sie als Kordeler die Anlieger-Behelfsumleitung über die Ehranger Heide dem Weg über die Bundesstraße 51 oder der umständlichen Strecke über Butzweiler und Biewer vorziehen würden. "Wenn ich in Ehrang einkaufen fahre, bin ich doch auch Anlieger", laute bei einigen das rechtlich sehr fadenscheinige Argument. Er selbst, sagt Roth, benutze an ruhigen Tageszeiten die Umleitung nach Trier über die B 51, im Berufsverkehr bevorzuge er die Strecke über Newel-Butzweiler. Pendler zum Industriegebiet Föhren wählten inzwischen die Strecke über Zemmer, Naurath und Hetzerath. f.k.Extra

Sonderaufgabe für die Feuerwehr Kordel: Bei einem Brand auf der Ehranger Heide ist dem Löschzug Ehrang und der Trierer Berufsfeuerwehr die Anfahrt mit den schweren Fahrzeugen über die Behelfsumgehung verwehrt. Daher gehören alle Ehranger Ortsteile hinter der Sperrung (Heide, Karrenbachtal, Linkenbach und Friedhofstraße) bis zum Ende der Sperrung zum neuen festen Einsatzbereich der Freiwilligen Feuerwehr Kordel. f.k.

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