Nach tödlichem Unfall: Wanderwege werden sicherer

Waldrach/Schweich · Nach dem tödlichen Unfall eines Wanderers auf einer Traumschleife im Saarland stellt sich die Frage nach der allgemeinen Sicherheit auf solchen Wegen. Vereine und Verwaltungen verweisen dazu auf ihre fachkundigen Kontrollen. Aber wie in allen Lebensbereichen gebe es auch beim Wandern keine hundertprozentige Sicherheit.

Die schockierende Nachricht sorgte im Saarland für großes Aufsehen. Auf dem Bergener - einer Traumschleife in der Gemeinde Losheim - kam vor einigen Tagen ein Wanderer ums Leben. Der Mann hatte sich auf einem Rastplatz oberhalb eines ehemaligen Steinbruchs mit dem Rücken an ein Holzgeländer gelehnt. Als dessen oberer Teil plötzlich abbrach, stürzte der 60-Jährige kopfüber zehn Meter in die Tiefe und starb (der TV berichtete).
Der tragische Unfall jenseits der Landesgrenze hat auch in der Trierer Region die Verantwortlichen aufgeschreckt. Beispielsweise gibt es im Umfeld des Fernwanderwegs Saar-Hunsrück-Steig in den Verbandsgemeinden Hermeskeil, Kell, Ruwer und Thalfang sowie in der Gemeinde Morbach zahlreiche solcher Traumschleifen. "Wir sind durch diesen Unfall sensibilisiert und müssen darauf reagieren. Sicherheit hat Vorrang", sagt der Thalfanger Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo. Andererseits teilt er die Auffassung seines Keller Kollegen Werner Angsten, der betont: "Man darf aus diesem sehr bedauerlichen Einzelfall im Saarland nicht den Rückschluss ziehen, dass es auf den Traumschleifen in unserer Region lebensgefährlich ist." Das sieht Michael Hülpes aus Hermeskeil genauso: "Ich denke, dass bei uns so eine Sache nicht passieren kann und auf unseren Traumschleifen ein Maximum an Verkehrssicherheit gewährleistet ist."
Der für den Verein Erholungsgebiet Hochwald tätige Wegewart Andreas Ludwig, der auch für die regelmäßige Kontrolle der Traumschleifen in den VG Kell und Ruwer zuständig ist, hat vorsichtshalber einige Stellen auf den Wegen zusammen mit einem Sachverständigen unter die Lupe genommen. Darüber hinaus ist Ludwig derzeit beauftragt, alle Kunstbauwerke wie Stege oder Geländer zu überprüfen.
Auch in der VG Ruwer werden die zwei vorhandenen Traumschleifen geprüft: der Morscheider Grenzpfad und der Schiefer-Wackenweg bei Thomm. Auf Letzterem findet sich eine Stelle, die der auf dem saarländischen Bergener zumindest ähnelt: eine mit einem Geländer abgesicherte Passage über einem früheren Schiefersteinbruch. Auch sie wird nun wieder laut Bürgermeister Bernhard Busch gesondert kontrolliert. "Wir haben das Glück, dass unsere Traumschleifen ziemlich neu sind und wir deswegen dort keine alten Holzgeländer stehen haben", so Busch. Im Übrigen hält Wegewart Andreas Ludwig nicht allein ein Auge auf die Premium-Wanderwege. Auch Helfer in den Orten kümmern sich um die Traumschleifen. In Thomm ist das der Verkehrsverein.
In der VG Schweich bietet die gemeindeübergreifende Touristinformation Römische Weinstraße zwei anspruchsvolle Extra-Rundwege, die Premiumwanderwegen gleichzusetzen sind. Die beiden Extratouren "Mehringer Schweiz" und "Zitronenkrämerkreuz" durch die Gemarkungen Mehring, Riol, Schleich, Ensch und Pölich enthalten auch Steilstrecken und stellen an die Nutzer erhöhte Ansprüche.
Dazu Touristik Geschäftsführer Sven Thiesen in Schweich: "Mindestens zweimal im Jahr werden die normalen Wanderwege durch ehrenamtliche Wegepaten kontrolliert. Bei unseren beiden Extratouren wird bis zu viermal im Jahr kontrolliert." Hinzu kämen je nach Bedarf Sonderbegehungen, etwa dieser Tage nach den schweren Niederschlägen." Diese Klettersteige seien kein Sonntagsspaziergang. Die Karten für diese Wege enthielten auch die Höhenprofile und Angaben zu den Durchschnittswanderzeiten. Gebirgsstiefel seien dort zwar nicht erforderlich, aber festes Schuhwerk. Thiesen: "Wer die Mehringer Schweiz mit Flip-Flops in Angriff nehmen will, der hat nicht richtig in die Karte geschaut." Und bei Nässe oder Schnee seien die beiden Extratouren nur in Teilen begehbar.
Standfestigkeit wird geprüft
Eine vollkommene Sicherheit sei auch auf zertifizierten Premiumwegen nicht herzustellen, sagt Matthias Irle, Wegemanager des 313 Kilometer langen Eifelsteigs zwischen Aachen und Trier, dessen längste Etappe durchs Kylltal nach Kordel (VG Trier-Land) führt. In der freien Natur könne es immer sein, dass "es irgendwo rutschig ist oder ein Ast herunterfällt", sagt Irle.
Etwas anderes sei die Sicherheit potenzieller Gefahrenstellen wie etwa von Stegen, Brücken und Schutzgeländern. Die Wegepaten seien noch einmal "sensibilisiert worden, diese Dinge auf ihre Standfestigkeit zu prüfen - was aber ohnehin immer geschieht". Extra: Traumschleifen in der VG Ruwer

In der VG Ruwer gibt es aktuell zwei Traumschleifen: den Morscheider Grenzpfad und den Schiefer-Wackenweg bei Thomm. Auf letzterem findet sich eine Stelle, die der auf dem saarländischen Bergener zumindest ähnelt: eine mit einem Geländer abgesicherte Passage über einem früheren Schiefersteinbruch. Auch sie wird nun wieder laut Bürgermeister Bernhard Busch gesondert kontrolliert. Allerdings wurde in Thomm - anders als im Saarland - bewusst keine Bank aufgestellt. "Es gibt dort auch keinen so steilen Abhang, und außerdem haben wir das Glück, dass unsere Traumschleifen ziemlich neu sind und wir deswegen dort auch zum Beispiel keine alten Holzgeländer stehen haben", so Busch. Im Übrigen hält Wegewart Andreas Ludwig nicht allein ein Auge auf den Zustand der Premium-Wanderwege im Gebiet des Vereins Erholungsgebiet Hochwald. "Es gibt auch Leute, die sich vor Ort um die Traumschleifen kümmern", sagt Busch. In Thomm ist das beispielsweise der Verkehrsverein. ax

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