Nachrichten aus der Seelenprovinz

Stille Tage sind zumindest ausstellungsmäßig in der Katholischen Akademie in Trier angesagt. Dort sinnt die Berliner Malerin Anna Holldorf in sehenswerten Bildern über Stille und Einsamkeit im Frauenleben.

 Eine einsame, gesichtslose Frauengestalt – Anna Holldorfs Werk „Schattenwurf“ ist typisch für ihre Ausstellung in der Katholischen Akademie. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Eine einsame, gesichtslose Frauengestalt – Anna Holldorfs Werk „Schattenwurf“ ist typisch für ihre Ausstellung in der Katholischen Akademie. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. (er) Einsame Frauen bevölkern gerade die jüngere Kunstgeschichte. Auch von Anna Holldorfs weiblichen Gestalten geht Einsamkeit aus. Das macht nicht allein ihre Gesichtslosigkeit. Es ist auch die Stille und ihre Anordnung im leeren Bildraum, die diese Frauen dem Betrachter entfernt und auf sich selbst zurückwirft. Als Abbild ihrer selbst stehen sie dort im eigenen Schatten, verbarrikadieren sich hinter einem quer ins Bild gestellten Tisch oder sitzen sinnend, den Blick abgewandt, auf einer Bank. Gerade das letzte Motiv reicht weit in die Kunstgeschichte zurück. Es ist eine zarte Farbigkeit, die diese Frauen verströmen und die im Kontrast zum rauen Farbauftrag steht.

Von der 1958 geborenen Malerin, die heute in Berlin lebt, ist bekannt, dass sie sich intensiv mit dem Schweizer Psychologen C. G. Jung und dem Philosophen Martin Heidegger beschäftigt hat, die sich beide mit der Existenz des Menschen und dem, was ihn geistig und seelisch am Leben hält, auseinandergesetzt haben. Man darf vermuten, dass sich in der leisen Brechung der Farben, dem feinen Pastell, Holldorfs ganz persönliche Traumdeutung und ihre Nachrichten aus der Provinz der Seele wiederfinden.

Bilder berichten vom Ringen der Künstlerin mit sich selbst



Anders als viele ihre Kollegen kam Holldorf von der Abstraktion zur Figuration. Eine Reihe dieser früheren abstrakten Arbeiten sind in der Trierer Schau zu sehen. Es sind spannende Bilder, die vom Ringen der Künstlerin mit sich selbst und ihrer Bildidee berichten. "Die Farbe figuriert als Kraftträger meiner Wesenhaftigkeit", soll Holldorf einmal in einem Interview zu ihrer abstrakten Phase gesagt haben. Das Wesen hat sich offensichtlich gewandelt. Die vielschichtige kraftvolle Gestalt der Farbe ist in den Frauenbildern sanften Seelen-Stillleben gewichen.

Die Ausstellung ist bis 12. Februar in der Katholischen Akademie zu sehen, täglich von 8 bis 18 Uhr, Telefon 0651/8105-232, www.kath-akademie-trier.de

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