Tod mit 95 Jahren Ein Forscherleben für St. Maximin - Ein Nachruf auf Adolf Neyses
Trier/Seligenstadt · Trauer: Der langjährige Landesmuseums-Mitarbeiter Adolf Neyses ist mit 95 Jahren gestorben. Ein Nachruf.
Adolf Neyses, ein echter „Trierer Jung“, wurde am 26. Mai 1928 in St. Irminen geboren und wuchs im Aveler Tal in Kürenz auf. Nach der Ausbildung zum Bauingenieur trat er 1950 in den Dienst des Rheinischen Landesmuseums, wo er 40 Jahre lang unter vier Direktoren (Eiden, Reusch, Schindler, Cüppers) arbeitete – zunächst als Ausgrabungsfacharbeiter, dann als Inspektor. Ländliche Siedlungsstrukturen, Wasserversorgung, Mühlenwesen, antiker Weinbau, Monumentalbauten des römischen Trier, – auf vielen historischen Gebieten war Neyses zu Hause, er grub, forschte und publizierte. Seine herausragenden Eigenschaften: große fachliche Kenntnis, Beobachtungsgabe, technisches Wissen, sorgfältige Arbeitsweise
Neyses‘ Hauptwerk und Glanzstück: der 2001 erschienene Doppelband zur Baugeschichte der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin. Mehr als „2000 Tage netto“ hat er dort gearbeitet, auch noch lange nach seiner Pensionierung.
Bereits Ende der 1950er Jahre hatte Neyses beim Bau der Straße In der Reichsabtei die Außenkrypta der Klosterkirche dokumentiert. Von 1978 bis zum Ausscheiden aus dem Dienst 1990 leitete er die umfangreichen archäologischen Grabungen, dokumentierte die Bauabfolge und rekonstruierte die gesamte Entwicklung vom Friedhof über einen Coemeterialbau (eine „Kathedrale der Toten“ über 1000 Sarkophagen) aus dem 4. Jahrhundert bis hin zur Umwandlung in eine Kirche, aus der dann eines der bedeutendsten Reichsklöster hervorging.
Ein von Kapazitäten in ganz Europa als vorbildlich gepriesenes Werk, bis zu dessen Veröffentlichung es allerdings ein steiniger Weg gewesen war. Neyses arbeitete ununterbrochen zu Hause und ohne nennenswerte Unterstützung der damaligen Landesmuseums-Leitung. Auch alle zeichnerischen Abbildungen musste er selbst erstellen. Erst als Winfried Weber, damals Direktor des Bischöflichen Museums, die Arbeit finanziell unterstützte, konnte sie schließlich publiziert werden.
Die gebührenden Ehrungen kamen spät, aber sie kamen. 2010 zeichnete der Verein Trierisch Neyses mit dem begehrten Dr. Erich Pies-Preis aus, zum 90. Geburtstag widmete ihm das Landesmuseum die 2018er Ausgabe der Trierer Zeitschrift.
Im Winter 2018/19 zog Neyses mit seiner Frau Hedwig ins hessische Seligenstadt in die Nähe der beiden Töchter Elisabeth und Ursula. Dort ist er nun 95-jährig im Kreis der Familie gestorben gestorben.