Nachtschichten am Schreibtisch

Vom Krimi-Fan zum Krimi-Autor: Der aus Ralingen (Trier-Saarburg) stammende Rudolf Kollai hat sich mit seinem ersten Buch "CU oder Sigmunds Freude" einen Wunsch erfüllt. Mittlerweile arbeitet der 50-Jährige, Führungskraft bei einer Telekom-Tochterfirma, an seinem zweiten Krimi.

 Autor Rudolf Kollai mit seinem ersten Kriminalroman. Foto: privat

Autor Rudolf Kollai mit seinem ersten Kriminalroman. Foto: privat

Ralingen. Langeweile kann es nicht gewesen sein, die Rudolf Kollai dazu geführt hat, einen Krimi zu schreiben. Als leitender Mitarbeiter einer Telekom-Tochterfirma haben seine Arbeitstage in der Regel mehr als acht Stunden und der Job führt in quer durch ganz Deutschland. Eigentlich keine Zeit, in Nachtschichten und im Urlaub ein Buch zu schreiben.

"Ich lese gerne Krimis, vor zwei Jahren habe ich dann gedacht, dass ich das auch selbst kann", sagt Kollai, der in Ralingen (Trier-Saarburg) wohnt. Irgendwann um Silvester 2007 hat er dann den Entschluss gefasst, zum Schreibtischtäter zu werden. Der drohende 50. habe ihn zusätzlich motiviert, sagt der Hobby-Schriftsteller.

Herausgekommen ist nach zweijähriger Arbeit ein 332 Seiten dickes Buch. "Ich habe es mir einfacher vorgestellt, einen Verlag zu finden", erinnert er sich an die ersten Absagen, nachdem er sein Manuskript eingeschickt hatte. Im Mittelpunkt von "CU" steht eine Bonner Mordkommission um den aus der Eifel stammenden Kriminalhauptkommissar Markus Weber. Ein hemdsärmeliger Beamter, der mit Midlife-Crisis und Beziehungsstreß zu kämpfen hat. Weber und seine Kollegen ermitteln in einem skurrilen Fall: Ein Täter skalpiert drei Frauen, die sich kannten, und legt die Leichen an öffentlichen Plätzen ab.

Mit der ungewöhnlichen Handlung habe er sich von anderen Krimis abheben wollen, sagt Kollai. Das gelingt ihm mit seinem Erstlingswerk "CU oder Sigmunds Freude" durchaus. Auch wenn er sich stellenweise sehr in Details ergeht, hin und wieder hätte der Handlung eine straffere Erzählweise gut getan.

Kollai, der zuvor bei der Telekom in Trier gearbeitet hat, schildert vor allem die Routinearbeit der Mordkommission, immer wieder mit einem ironischen Seitenhieb.

"Mir ging es darum zu beschreiben, wie man Mitarbeiter führen soll und wie Teams zusammenarbeiten", sagt Kollai, der damit seine eigene Erfahrung als Führungskraft und Teamleiter einfließen lässt. Einblick in die Polizeiarbeit hat er durch Gespräche mit befreundeten Polizisten und intensiver Internetrecherche bekommen.

"CU" spielt hauptsächlich in Bonn und Potsdam. Kollai schildert die Schauplätze sehr detailreich, was nicht verwunderlich ist.

Sein Arbeitsplatz ist in Bonn, daher kennt er jeden Winkel der ehemaligen Bundeshauptstadt. "Alle Kneipen und Restaurants, die ich beschreibe, gibt es wirklich, nur unter einen anderen Namen", sagt er. Auch nach Potsdam verschlägt es ihn beruflich immer wieder.

Daher habe es nahegelegen, die beiden Orte in den Mittelpunkt des Buches zu stellen. Mehr an Gemeinsamkeiten zu seinem Leben gebe es aber nicht, immer teilen sich Kollai und seine Hauptfigur das Faible fürs Laufen.

Und warum nicht seine heimatliche Umgebung? "Es gibt mit Eifel- und Moselkrimis schon genug Bücher, die vor meiner Haustür spielen. Ich wollte bewusst mal einen Krimi woanders spielen lassen." Trotzdem bleibe Ralingen seine Heimat. Zusammen mit seiner Frau lebt er dort in einem Haus.

Doch derzeit verbringt Kollai seine Freizeit mehr am Schreibtisch als etwa mit Sport. Sein Verleger habe nach einer Fortsetzung gefragt: "Ich habe sofort ja gesagt", freut sich der Krimi-Autor.

"CU oder Sigmunds Freude" - Iatros-Verlag, 15 Euro

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