Nächtliche Randale in der Riverissiedlung

Die Polizei musste eingreifen, als am Mittwochabend eine Gruppe von fünf Leuten mit den Sinti-Familien in der Riverissiedlung aneinandergeriet. Die Gruppe habe die Sinti diskriminiert und beleidigt, die Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung. Der Verband Deutscher Sinti und Roma hat sich eingeschaltet.

 Katharina, Argento, Barbara und Wilhelm Reinhardt (von links) wurden von den Randalieren aus dem Schlaf gerissen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Katharina, Argento, Barbara und Wilhelm Reinhardt (von links) wurden von den Randalieren aus dem Schlaf gerissen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Die Wohnsiedlung in der Riverisstraße bietet kein schönes Bild. Verlassene und verfallene Wohnblocks prägen die Szene. Die dort lebenden Sinti-Familien alarmierten am Mittwoch gegen 21.25 Uhr die Polizei. Eine Gruppe junger Leute fahre hupend durch die Riverisstraße, werfe mit Flaschen und brülle rechtsradikale Parolen und Beschimpfungen.

Die Polizei rückte sofort mit mehreren Streifenwagen aus. Noch während die Beamten auf dem Weg waren, meldeten sich allerdings die mutmaßlichen Randalierer ihrerseits bei der Polizei. Sie erzählten, die Bewohner der Riverisstraße hätten sie grundlos angegriffen. Deshalb seien sie aus Angst in ein Waldstück geflüchtet. Auf die Frage, was sie denn in der abgelegenen Wohnsiedlung wollten, gaben sie an, sich verfahren zu haben.

Vor Ort stellte sich heraus: Die fünf Insassen, drei Männer und zwei Frauen im Alter von 17 bis 26 Jahren, hatten sich tatsächlich im Wald nahe der Riverissiedlung versteckt.

Mit einem Stein habe man eine Seitenscheibe ihres Autos zertrümmert, berichteten sie den Beamten. Außerdem seien sie mit einem Bolzenschneider bedroht worden. Danach hätten sie dann lieber das Weite gesucht.

Die Anwohner der Riverisstraße schildern den Ablauf des Geschehens völlig anders. Das Auto sei mehrmals durch ihre Straße gefahren, erzählten sie der Polizei. Die Insassen hätten Beleidigungen und Beschimpfungen gebrüllt. Von einem Steinwurf in Richtung des Autos wisse man allerdings nichts.

Die Polizei suchte das Gelände ab und fand zerbrochene Flaschen sowie einen alten Bolzenschneider. Gegen die fünf Insassen des Autos wird wegen Volksverhetzung ermittelt. Sie haben laut Aussage der Anwohner rechtsradikale Parolen geschrien.

Volksverhetzung wird mit einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. Schuldig ist, wer zum Hass gegen Teile der Bevölkerung aufstachelt oder die Menschenwürde anderer durch Beschimpfungen und Verleumdungen angreift. "Die Ermittlungen werden aufgrund der großen Zahl der Beteiligten eine geraume Zeit in Anspruch nehmen", sagt Polizeisprecherin Monika Peters.

Der Verband Deutscher Sinti und Roma forderte gestern als direkte Reaktion auf diesen Vorfall eine Verschärfung der Gesetzgebung bei rechtsextremen Straftaten. Der Vorsitzende des Verbandes, Jacques Delfeld, lobte das schnelle Eingreifen der Polizei. jp

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