Literatur Nahrung für Leseratten und Bücherwürmer

Trier · Literaturbegeisterte haben beim Projekt StadtLesen auf dem Domfreihof jede Menge Bücher verschlungen.

 Amina, Duy-Anh, Nora und Iveta haben es sich in einer Hängematte mit Büchern gemütlich gemacht.

Amina, Duy-Anh, Nora und Iveta haben es sich in einer Hängematte mit Büchern gemütlich gemacht.

Foto: TV/Clemens Sarholz

„Immer mehr Menschen hören auf zu lesen, weil sie sich von der Schnelllebigkeit des Alltags überfordert fühlen“, meint die Literaturkritikerin Sandra Kegel. Jeder wird heutzutage mit Informationen überhäuft, deswegen lesen viele Experten zufolge weniger gründlich. Vielmehr verschafften sich die Menschen einen groben Überblick. Sie beschäftigen sich zwar tagtäglich mit dem Facebookstatus, der Twittermeldung oder dem Instagrambild, aber dabei vergisst manch einer, dass das Lesen von Büchern eine wunderbare Freizeitgestaltung sein kann. Bis sie mit der Nase wieder drauf gestoßen werden …

Daher ist es eine gute Tradition, dass Trier alljährlich bücherturmhohen Besuch erwarten darf. „Ziel ist es, die Leute damit zu überraschen, dass man sich in schöner Atmosphäre kostenlos und zwanglos einfach mal gemütlich hinsetzen kann und ein Buch in die Hand nehmen“, heißt es vonseiten der Innovationswerkstatt aus Salzburg. Dort wurde die Idee geboren.

Auf dem Domfreihof tummeln sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf leuchtend farbigen Sitzsäcken, Sesseln, Hängematten oder Sitzwürfeln, um einfach mal zum Buch zu greifen. In zwei Büchertürmen warten rund 3000 Bücher aller Genres darauf, ihre Leser glücklich zu machen. Dieses Jahr sind sie auf JubiläumsLiteraTour. Die Bücherfreunde sind insgesamt zum zehnten Mal unterwegs. In 25 Wochen ist die mobile Bibliothek in 26 Städten zu sehen.

Das Projekt StadtLesen verschafft niederschwellig Zugang zum Buchlesen. „Weil es ein Ruhepool im urbanen Alltagsgewusel ist, den Körper erholt und den Geist vitalisiert“, sagt Sebastian Mettler, Innovator und „Erdenker“ von StadtLesen. Er möchte mit dem Projekt der „voranschreitenden Entphantasierung der Gesellschaft“ Widerstand leisten. Dafür bestellen die Initiatoren auch hochkarätigen Besuch. Der Charakterschauspieler Günther Maria Halmer las vergangenen Donnerstag satirische und humorvolle Geschichten und Gedichte von Ephraim Kishon und Eugen Roth und brachte das Auditorium zum Schmunzeln und Lachen.

Kichern ist zu hören, Kinder klettern durch die Hängematten, dösende Opas und Omas haben noch halb ihre Enkel im Arm, während die vergnügt durch die „Geschichte der Griechen“ blättern.

Die zehnjährige Luziana liest eine Geschichte vor. Eltern erholen sich von einem anstrengenden Tag. Zeitungsrascheln.

„Was gefällt euch hier am besten?“ „Das ich hier so viele Freunde aus meiner Klasse treffe“, sagt Amina. „Hier, das Buch“, sagt Nora. In ihren Händen hält sie „Macha – Geschichten von der Insel Errane“ von Belinda Grimaldi und Maike Plenzke. „Die Hängematte“, sagt Iveta. „Hier ist es cool und gemütlich, man kann chillen, lesen und Freunde treffen“, sind sich alle einig.

Ursula und Walter Schulte kommen aus Düsseldorf und sind zufällig in Trier. „Unsere Kinder haben uns eine Stadttour geschenkt. Es ist toll hier. Wir haben hier haltgemacht, weil wir müde sind. Wir hängen hier ein bisschen rum.“ Ursula Schulte ist selber ehrenamtliche Lesepatin in einer Schule. Sie erzählt das vom Liegekissen aus. Die Aktion scheint ein voller Erfolg zu  sein.

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