Narretei im Zeichen des Moselfischs

Der Moselfisch und die beiden Kräne sind ihr Wahrzeichen, die Narrenkappe ihr Motto. Und das bereits seit 100 Jahren. Denn die Karnevalsgesellschaft "M'r wieweln noch en Zalawen" ist in der Silvesternacht 1910/1911 gegründet worden. Sie ist auch die einzige, die mit einer Sitzung ihre luxemburgischen Freunde mit Trierer Frohsinn beglückt.

 Die Karnevalsgesellschaft „M'r wieweln noch en Zalawen“ mit Vizepräsident Rolf Blumenau, Präsident Hans-Karl Meunier, Schatzmeisterin Hiltrud Metzen und Sitzungspräsident Jürgen Jakobs (von links) feiert Jubiläum. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Die Karnevalsgesellschaft „M'r wieweln noch en Zalawen“ mit Vizepräsident Rolf Blumenau, Präsident Hans-Karl Meunier, Schatzmeisterin Hiltrud Metzen und Sitzungspräsident Jürgen Jakobs (von links) feiert Jubiläum. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier-Nord. "Guck mal Jupp, die wieweln noch!" Dieser Satz von Peter Mettlach, vor rund 100 Jahren ausgesprochen, soll der in der Silvesternacht 1910/1911 aus dem Musikverein Zurlauben hervorgegangenen Karnevalsgesellschaft (KG) "M'r wieweln noch en Zalawen" ihren Namen gegeben haben. So erzählt es Präsident Hans-Karl Meunier. Die KG feiert 2011 unter dem Motto "Bühne frei - 100 Jahre Narretei" den runden Geburtstag.

Mettlach war mit Josef Kniep "übern Hof" auf dem Weg zum stillen Örtchen der Gaststätte Castor (heute Mosellied) in Zulauben, als er in einen Bottich mit Moselfischen schaute und feststellte, dass sich die Tiere bewegen (auf Trierisch: wieweln). "Wir sind munter wie die Fische im Wasser, und wir wieweln auch", meinte Kniep und dachte dabei an die KG. Den Namen haben sie heute noch; der Fisch ist ins Wappen gewandert.

Munter sind die Wieweler nicht nur in der Garde und den Showtanzgruppen, sondern auch in der Bütt. Allen voran der Präsident, der seit 1963 Reden auf Trierisch schwingt. "Wir pflegen die Mundart", sagt der 67-Jährige. Seine Sketche mit Walter Schrage als "Trierer Römer" waren jahrelang fester Programmteil der Kappensitzungen. Ihre Nachfolger sind "Tripps und Trilles" mit dem neuen Sitzungspräsidenten Jürgen Jakobs. Solo nimmt Jakobs es in aberwitzigen Kostümen als donnernde Gewitterwolke, Enzian oder sterbender Schwan mit den Humoristen der Karnevalshochburgen auf.

Anfänglich habe die KG Gasthauskarneval gefeiert, sagt Meunier, der im Frühjahr den langjährigen Präsidenten Manfred Stehle ablöste. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg seien die Wieweler lebhafter geworden. Legendär: die Sitzungen im Katholischen Bürgerverein (heute Europahalle). Meunier erzählt von der Odyssee vom Hotel Petrisberg zum Hotel Porta Nigra (heute Hotel Mercure), dem Europaparkhotel (Penta-Hotel) und dem Casino am Kornmarkt zum neuen Heimathafen in der Orangerie Nells Park.

Zuwachs durch wilde Weiber und die Duckentcher



Legendär auch die ehemaligen Sitzungspräsidenten Carel Paolucci, Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK), und dessen Schwiegersohn Hans Nahe. Zwischenzeitlich hat die KG Zuwachs bekommen: die Wilden Wieweler Weiber (WWW) und 1978 die Zalawener Duckentcher. Seit rund 20 Jahren wagen sich die Zurlaubener als einzige Trierer KG über Mosel und Sauer ins luxemburgische Wasserbillig.

Tradition hat auch ihr Orden gegen den Trierischen Ernst. "Er wird an Bürger verliehen, die sich zum Wohl der Stadt betätigt haben, mit Humor, Verstand und sozialem Engagement", sagt KG-Vize Rolf Blumenau (51). Der Trierische Humor sei etwas Besonderes, weiß Meunier. Manchen sehe er von der Bühne aus an, dass sie denken: "Mal schauen, ob der mich zum Lachen bringt." Preisträger sind etwa Mundartdichterin Cläre Premm, Monsignore Josef Schönborn oder Ingrid Kostka (2010). "Diesmal wird es wieder eine Preisträgerin sein, aus der Politik", verrät Meunier. Ordensfest ist am 13. Februar. Und die Jubiläumssitzung ist auch schon terminiert: am 11.11.2011 um 20.11 Uhr. ExtraDie erste Sitzung der Wieweler ist am Samstag, 5. Februar, 19.11 Uhr. Weitere Sitzungen: 12., 18. (20.11 Uhr), 19., 26. Februar und 5. März, jeweils in der Orangerie im Nells Park um 19.11 Uhr. Die Sitzung im Centre Culturel, Wasserbillig, ist am Samstag, 12. März, um 20.11 Uhr. (mehi)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort