Nase, Bauch und Po

TRIER. Landesweit veranstaltet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) eine Initiative zur Körpererfahrung und Sexualerziehung im Kindergarten. Das Bühnenstück "Nase, Bauch und Po" kommt am 16. Mai in die Arena Trier und gehört mit Workshops für Erzieherinnen und der Vorstellung von pädagogischem Material seit 2004 zu einer bundesweiten Gesamtmaßnahme.

Stichwort Doktorspielchen. Das Thema Sexualerziehung, das Erzieherinnen, Erziehern und Eltern mitunter Unbehagen bereitet, sollte nach Ansicht von Experten wesentlich offener behandelt werden. Bereits im Kindergartenalter konfrontieren Kinder Erwachsene mit Fragen zu Geschlechtsunterschieden, Liebe, Schwangerschaft und Geburt. Antworten fallen nicht immer leicht. 650 Kinder bereits angemeldet

Um Körpererfahrung und Sexualerziehung im Kindergarten offensiver zu thematisieren, hat die BZGA ein Programm entwickelt. Es beinhaltet drei Elemente: Das Bühnenstück "Nase, Bauch und Po" für Kindergartenkinder und pädagogische Fachkräfte (16. Mai, 9 und 11 Uhr), eine Fortbildung für Erzieherinnen, Fachberater und Multiplikatoren zum Thema "Körpererfahrung" sowie pädagogisches Material in Form einer "Kindergarten-Box", erläutert Ute Keiber-Schon, Sexualpädagogin bei der Beratungsstelle Pro Familia in Trier. 650 Kindergartenkinder aus Kreis und Stadt seien bereits für "Nase, Bauch und Po" angemeldet. Dabei handele es sich um ein Mitmachstück, in dem es ausdrücklich nicht um Aufklärung gehe, sondern in dem Gefühle in altersangemessener Form dargestellt würden. Während die Nachfrage für das Bühnenstück sehr gut sei, hätten sich erst wenige Erzieherinnen für die Fortbildungsmaßnahme angemeldet, bedauern Keiber-Schons und Carsten Lang, Jugendschutzbeauftragter des Kreises Trier-Saarburg. "Kindergärten sollen sich qualitativ weiterentwickeln. Dazu gehört auch die Sexualerziehung", sagt Lang. Während Sexualerziehung in Grundschulen Pflicht sei, obliege den Kindergärten ein Ermessensspielraum. Allerdings hätten die landesministeriellen Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten bereits 2004 klar ergeben, dass sich Kindertagesstätten mit dem Thema "Sexualerziehung" auseinander setzen müssten. Es sei ein längerer Prozess, in den Kitas, Träger und Eltern eingebunden seien, sagt Claudia Heltemes, Leiterin von Pro Familia. Man erhoffe sich durch die Aktionen eine nachhaltige Diskussion von Eltern und Erzieherinnen. Der Fortbildungsworkshop (unter anderem: Ausdrucksformen kindlicher Sexualität, Körperwahrnehmung und Sinne, Liebe und Freundschaft, Elternarbeit) wird eintägig von Pro Familia angeboten. Mit ihm können Erzieherinnen gleichzeitig das Themenmodul 13 für ihr Fortbildungszertifikat erwerben. Kindergärten im Wandel begriffen

Die Kindergarten-Box beinhaltet eine Fülle von kindgerechten Materialien, praktischen Tipps und Methoden, die mit verschiedenen Medien und Spielen die Sexualerziehung lebensnah in die pädagogische Arbeit einbetten soll. Die Box kann bei Pro Familia ausgeliehen werden oder für 80 Euro bei der BZGA erworben werden. Kindergärten seien stark im Wandel und sollten als frühkindliche Bildungsstätte genutzt werden, sagen die drei Experten. Die Maßnahme des BZGA wird unterstützt von Pro Familia, der Jugendschutzstelle des Kreises Trier-Saarburg, der Jugendpflege der Stadt Trier und der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz. Schirmherrinnen sind die Ministerinnen Doris Ahnen und Malu Dreyer. Weitere Informationen bei Pro Familia, Telefon 0651/22660.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort