Naturnah oder gefährlich?

TRIER. Schön und phantasievoll gestaltet sieht der Spielplatz am Beutelweg aus, wie er im Sonnenschein daliegt. Doch es lauern offenbar auch Gefahren.

"Mein Sohn ist auf einen der Steine gestürzt, hat sich zwei doppelte Brüche am Arm zugezogen", beschwert sich Anwohner Theo Löwen. "Auch Nachbarskinder haben sich hier schon verletzt. Wieso wird nichts unternommen?" "Nein, ich schicke meine Kinder nicht mehr dahin", sagt eine junge Mutter. "Das ist mir zu gefährlich. Außerdem sie werden dort verkloppt." "Es ist schon so viel passiert", bestätigt ihre Nachbarin, "kleine Kinder wollten zur Rutsche hoch, haben sich an den Steinen verletzt." Auch sie lässt ihre Kinder dort nicht spielen, betont sie. "Einen Fußballplatz brauchen wir", ergänzt ihr Mann. Erdhügel, Tunnels, Konstruktionen aus Holz und große Steinblöcke: Sie alle sind in den vergangenen Jahren "in Mode gekommen", was die Gestaltung deutscher Spielplätze betrifft. Wer vor dreißig Jahren einen Spielplatz betrat, fand großteils bunte Metallklettergerüste und -rutschen vor; heute sieht man sie kaum noch. "Baulich gesehen ist der Spielplatz in Ordnung", betont Maria Ohlig vom Quartiersmanagement Trier-Nord. "Er entspricht den gesetzlichen Vorgaben. Und die sind sehr streng. Er ist vergangenes Jahr neu gestaltet und an das Grünflächenamt übergeben worden. Die Kinder haben mitgeplant. Die Anwohner wurden dazu befragt. Es ist schwer, heute noch etwas Interessantes zu machen. Die Kinder müssen sich doch bewegen können", meint sie. "Sie haben heute oft nicht die Gelegenheit dazu." Sie sehe regelmäßig Kinder dort spielen, die Eltern oft mit dabei auf den Bänken. "Es ist natürlich gut, wenn sie ihre Kinder nicht allein dorthin schicken." Ralf Frühauf, Pressesprecher der Stadt Trier, bestätigt, dass alle Vorgaben und Richtlinien berücksichtigt worden seien. Sicherheitsrelevante Mängel im Bereich der Steinblöcke (Rutschenhügel, Sandkasten) seien bisher im Rahmen der Inspektionen nicht festgestellt worden. Auch Sandra Rouhi, die Leiterin des Trierer Kinder-Büros (Triki) im Rathaus sieht keinen unmittelbaren Handlungsbedarf: "Die Kinder lieben derartige Natursteinblöcke und probieren sich entsprechend auf ihnen aus, das tun sie beispielsweise bei Metallaufgängen zu Rutschen weniger. Wir vertreten die Meinung, dass solche sichtbaren ‚Gefahrenquellen' von den Kindern als solche erkannt und entsprechend achtsam angegangen werden. Auch meine kleine Tochter liebt diesen Spielplatz." Aber sie gesteht ein: "Große Kinder passen vielleicht weniger auf, rangeln und schubsen sich gegenseitig." "Auch über den Spielplatz am Olbeschgraben haben sich Anwohner beschwert, aber meines Wissens ist dort nie was passiert", berichtet Sandra Rouhi. "Alle Fälle sollten gemeldet werden! Nur so können wir herausfinden, ob auf solchen Steinblöcken mehr Unfälle passieren als sonst auf Spielplätzen." Auch auf dem Spielplatz des Kindergartens St. Monika befinden sich einige große Steine im Sandkasten. Die Leiterin, Renate Scherer, dazu: "Wir hatten bisher keine Beschwerden. Die Kinder nutzen die Steine gern als Klettermöglichkeit, wie auch unseren Hügel." Und nicht zuletzt verneint auch die Unfallkasse Rheinland-Pfalz ein erhöhtes Unfallrisiko durch Natursandsteine; es dürften nur keine scharfe Kanten vorhanden sein. Am Nachmittag sind etwa ein Dutzend Kinder auf dem Spielplatz am Beutelweg: Sie klettern, rutschen und fahren Rad. Nein, die Steine störten sie weniger, meinen zwei Mädchen. Eher die Tatsache, dass der Spielplatz oft von Fäkalien verdreckt sei. Und dass die Größeren sie immer "verkloppen" wollten. Eine junge Mutter geht quer über den Spielplatz. "Mein Kind spielt hier nicht", sagt sie, "die Kinder sind unfreundlich. Wir gehen lieber in den Nells Park!"

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