„NeroHero“ im Kreuzfeuer der Kritik - Trierer Kulturdezernent stellt sich am Dienstagabend den Fragen des Ausschusses

Trier. · Der Kulturausschuss sezierte das gescheiterte Projekt „NeroHero“ gestern Abend. Die Erkenntnisse: Es gibt bis jetzt kein aussagefähiges inhaltliches Konzept, es gab keine umfassende Marketingstrategie, und auch die politischen Entscheider in der Stadt Trier tappten im Dunkeln, was „NeroHero“ denn überhaupt sein soll.


Kulturdezernent Thomas Egger (SPD) stellte sich am Dienstagabend den kritischen Fragen der CDU und der Grünen im Kulturausschuss. Die beiden Fraktionen wollten genau wissen, was alles schief lief. So schief, dass Egger die Tanzperformance schließlich abgesagt hat (der TV berichtete mehrmals).

Ein zentrales Thema tauchte dabei immer wieder auf. Was genau sollte "NeroHero" denn eigentlich werden? Und wer war darüber informiert?

Egger versuchte, die Lage zu erklären: "Ein Tanzperformance-Projekt ist kein Handlungsballett, das von A nach B geht. Es handelt sich um Kollagen, Assoziationen, die um die vielschichtige Persönlichkeit von Nero kreisen." Die Konzeption sei "bis zum heutigen Tag Wandlungen unterzogen." Das interne Papier mit Orgien, Lustschreien und nackter Haut (der TV berichtete am 16. April) sei ein "reines Skizzenpapier, das dem internen Gedankenaustausch zwischen Regie und Choreografie diente".

Dennoch ist dieses Skizzenpapier bis heute die konkreteste Beschreibung von "NeroHero". Auch den beiden erhofften Großsponsoren habe man kein konkretes Konzept vorstellen können, räumte Egger ein. Die Sponsoren selbst nannte er nicht, wohl aber die Summen, die er gerne von ihnen gehabt hätte. "Von zwei Hauptsponsoren wurden insgesamt 50?000 Euro erwartet, davon aber nur 12?500 Euro zugesagt." Weitere Sponsorengelder in Höhe von 10?000 Euro seien "avisiert" gewesen, außerdem rechnete man im Rathaus mit 20?000 Euro an Eintrittsgeldern

Für Werbung und Marketing seien die Trier Tourismus und Marketing GmbH (ttm) und das Mosel-Musikfestival gemeinsam verantwortlich gewesen. Egger: "Allerdings gab es aufgrund personeller Engpässe Abstimmungsprobleme." So waren die Macher des Mosel-Musikfestivals sehr irritiert, dass "NeroHero" nicht als Thema für die große Pressekonferenz zur Nero-Ausstellung am 25. Februar in Berlin vorgesehen war. Das Marketingbudget habe 25?000 Euro umfasst, 5000 Euro davon waren für das Mosel-Musikfestival bestimmt.

"NeroHero" sollte auch das erste Projekt in der von Egger seit Jahren thematisierten Nukleus-Reihe sein. Stichwort Marketing? Egger: "Es war nicht vorgesehen und auch nicht möglich, das Festival im ersten Jahr national oder gar international ausgiebig zu bewerben." Erst nach einer erfolgreichen ersten Durchführung wären "ausreichend spektakuläre Bilder" vorhanden gewesen, um für Trier und den Nukleus in größerem Rahmen zu werben.

Die Nukleus-Reihe soll alle zwei Jahre stattfinden. Wird sie im nächsten Versuch 2018 starten? Egger betonte: "Diese Entscheidung werde ich nicht allein, sondern nur mit dem Stadtrat treffen." "NeroHero" hat er abgesagt, ohne den Rat zu fragen.

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