Trier/Mainz Pro Familia als „Queerkopf 2020“ geehrt
Trier/Mainz · Das Landesweite Netzwerk Queernet verleiht den Preis für Toleranz, Offenheit und Engagement in der schwul-lesbischen Szene. Trierer Künstler haben die Büste nach Vorbild eines US-Politikers gefertigt.
„In Zeiten wie diesen, wo in Europa LGBTIQ-Aktivisten Gefängnisstrafen drohen, ist es notwendiger denn je, sich gegen jegliche Form von Menschenfeindlichkeit zu positionieren“, sagte die Landesvorsitzende des Verbands Pro Familia Rheinland-Pfalz (siehe Info) Bianca Schröder bei ihrer Ansprache im Großen Saal der Tufa Trier.
Das Netzwerk von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und Intersexuellen (LSBTIQ) Queernet Rheinland-Pfalz hat am Wochenende dieses Engagement geehrt. Anlässlich seines 15-jährigen Bestehens hat das Netzwerk den „Queerkopf 2020“ verliehen.
„Das Engagement aller Nominierten war ehrwürdig. Am Ende haben wir uns aber einstimmig für Pro Familia entschieden“, erzählte Jurymitglied und Schmit-z-Geschäftsführer Alex Rollinger aus Trier. „Der Wunsch, in einer offenen und freien Gesellschaft zu leben, vereint uns“, berichtete Joachim Schulte von QueerNet Rheinland-Pfalz über die Zusammenarbeit mit Pro Familia.
Die Landesvorsitzende des Preisträger-Verbands Bianca Schröder ist stolz auf die Anerkennung: „Wir freuen uns unendlich über die öffentliche Wertschätzung.“ Sie hätten „noch nie einen Preis bekommen, den wir sogar anfassen und mitnehmen können.“
Es war die zweite Verleihung des Queerkopf-Preises. Zum ersten Mal erhielt ihn im Jahr 2015 Familien-und Integrationsministerin Irene Alt.
Der schiefe Kopf mit dem freundlichen breiten Grinsen und den großen Ohren wurde vom Trierer Konzeptkünstler Laas Koehler und der Malerin und Bildhauerin Jutta Limburg gestaltet und ist angelehnt an den schwulen US-amerikanischen Politiker Harvey Bernard Milk.
Milk war der erste Politiker in den USA, der sich in den 1970er Jahren offen zu seiner Homosexualität bekannte. Er setzte sich außerdem für die Rechte von LSBTIQ ein.
„Der Queerkopf ist eine Hommage an den guten Harvey“, sagt der Trierer Konzeptkünstler Laas Koehler. Er ist selbst schwul und hat schon vor Jahren mit dem Schmit-z-Verein zusammengearbeitet. Als der Geschäftsführer vom Schmit-z e.V. Alex Rollinger ihn fragte, ob er Lust hätte, den Queerkopf-Preis zu gestalten, habe er gleich Ja gesagt und sofort eine Idee gehabt: „Irgendwas mit Kopf machte natürlich Sinn. Und da poppte sofort die Idee auf, Jutta Limburg zu fragen“, erzählt er.
Die sei für bildhauerische Köpfe und Büsten bekannt. Außerdem sei ihm wichtig gewesen, auch eine heterosexuelle Künstlerin mit ins Boot zu nehmen. „Wir können unsere Probleme nicht nur mit uns selbst lösen“, erklärt er. Man brauche auch die Unterstützung der „Heteros“.
Jutta Limburg freut sich über die Zusammenarbeit: „Das fand ich eine Ehre, dass ich gefragt wurde!“ Die beiden Künstler kennen sich zwar schon seit 14 Jahren, der Queerkopf sei jedoch ihre erste künstlerische Zusammenarbeit gewesen: Die Bildhauerin stellte den Kopf aus Ton her; der Konzeptkünstler pinselte den Bronze-Look auf, kümmerte sich um den Holzsockel und das Messingschild mit Gravur.
Zwei Wochen Arbeit stecken in der drei Kilogramm schweren Skulptur. Der Preis geht jetzt nach Mainz zum Landesverband Rheinland-Pfalz Pro Familia. „Aber ich würde sagen, wir lassen den Queerkopf unter den Beratungsstellen rotieren“, sagt Bianca Schröder von Pro Familia Rheinland-Pfalz.