Neue alte Kostbarkeiten

TRIER. International bekannte Exponate und neu gehobene, bisher unbekannte Kostbarkeiten sind seit Freitag in der Stadtbibliothek Weberbach zu sehen. Bei der Eröffnung würdigten alle Redner das kulturelle Engagement der Beteiligten.

Rund 60 Gäste hatten sich im Lesesaal der Stadtbibliothek Weberbach eingefunden, um der Eröffnung der Ausstellung "Schätze der Stadtbibliothek und des Stadtarchivs Trier" beizuwohnen. Neben Handschriften aus der Karolingerzeit, der Trierer Gutenbergbibel sowie illustren Inkunabeln (Drucke des 15. Jahrhunderts) wurden bisher noch nicht gezeigte illustrierte Bände vom 16. bis 19. Jahrhundert aus verschiedenen Fachgebieten vorgestellt. In den weiteren Räumen der Stadtbibliothek befindet sich eine Faksimile-Ausstellung des Egbert-Codex, Barockgloben von Coronelli sowie Trierer Stadtansichten.Dank an Sponsoren

Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink (CDU) würdigte die Tatsache, dass es gelungen sei, nur drei Monate nach dem Erfolg der Egbert-Ausstellung erneut eine Ausstellung auf die Beine zu stellen, die das Interesse der Trierer finde. Er hob den Reichtum der Bestände der Stadtbibliothek und des Stadtarchivs hervor und verwies darauf, dass es aus konservatorischen Gründen nicht möglich sei, eine Dauerausstellung einzurichten. Holkenbrink dankte der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek Trier sowie der Kulturstiftung der Sparkasse Trier, durch deren finanzielle Unterstützung es gelungen sei, die Sammlung zu restaurieren. Er verwies auf die abermals erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Studenten des Fachbereichs Kommunikationsdesign der Fachhochschule Trier unter Leitung von Professorin Aniela Kuenne-Müller, die sich um die Gestaltung von Plakaten, Flyern und Katalogen gekümmert hatten. Waltraud Jammers, stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek Trier, verwies auf die Trierer Stadtansichten vom 16. bis 19. Jahrhundert, die einen besonderen Ausstellungsteil darstellen. 75 Stadtansichten seien bereits mithilfe des Fördervereins restauriert worden. Zum Abschluss begrüßte Bibliotheksdirektor Professor Gunther Franz die Gäste. Als Prunkstück der Ausstellung bezeichnete Franz den Deckel des Ada-Evangeliars mit dem Kameo der Familie Kaiser Konstantins des Großen, der nach der Restaurierung im vergangenen Jahr nun in neuem Glanz erstrahle. Ein besonderes Augenmerk verdiene außerdem das älteste Buch der Stadtbibliothek aus dem Jahr 719, eine Handschrift aus der Abtei St. Matthias. Von Bedeutung für die Ausstellung sei auch eine Bibel in Taschenbuchgröße, die alle Bücher des Alten und Neuen Testaments und sogar noch ein Register und Erläuterung hebräischer Begriffe enthalte. Dazu wurde, im 14. Jahrhundert noch üblich, dünnes Pergament, also bearbeitete Tierhaut, verwendet. Dabei besitzen die 398 Blätter der Bibel gerade mal eine Dicke von vier Zentimetern, zehn Blätter zusammen ergeben folglich einen Millimeter. Damit ergibt sich der Umfang einer heute gedruckten Bibel mit Perlschrift. Diesen Umstand bezeichnete Franz als "fromme Geduldsarbeit" für einen Mainzer Kartäusermönch, der wie ein Einsiedler in einer Klause lebte, um die Bibel anzufertigen. Anschließend verwies Franz auf die neu gehobenen Schätze, illustrierte Werke des 16. bis 19. Jahrhunderts, die den größten Teil der Ausstellung einnehmen. Die meisten dieser Werke stammen aus der Bibliothek von Johann Peter Job Hermes (1765-1833), der mit 23 Jahren in Trier Hochgerichtsschöffe, in der französischen und preußischen Zeit Richter war. Bedeutend für die Nachwelt war Hermes aufgrund seiner Sammlertätigkeit sowie seiner Aufgeschlossenheit gegenüber allen geistigen und literarischen Strömungen. Insgesamt vermachte er der Stadt Trier 154 Handschriften sowie 22 000 Bücher. Diese Bücher gelte es in Zukunft zu untersuchen, sagte Franz. Für die musikalische Gestaltung des Nachmittags war das Klarinettentrio der Musikschule der Stadt Trier verantwortlich. Beim anschließendem Weinempfang und der Besichtigung der Ausstellung konnte sich jeder Besucher einen Eindruck von den neuen Schätzen machen. Die Ausstellung ist bis 22. Dezember täglich von 14 bis 17 Uhr in der Stadtbibliothek Weberbach zu sehen.

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