Neue Bädergesellschaft: Hermeskeil bleibt draußen

Trier/Kell/Hermeskeil · Die Stadt Trier, die Stadtwerke Trier (SWT) und sechs Verbandsgemeinden, darunter auch die VG Kell, haben sich zu einer Bädergesellschaft zusammengeschlossen. Durch eine Kooperation in den Bereichen Organisation, Technik und Personal sollen Kosten gesenkt werden. Die VG Hermeskeil macht jedoch nicht mit.

 Die Hermeskeiler stellen ihr Hallenbad nicht unter das Dach einer neuen Bädergesellschaft in der Region Trier. Diese politische Entscheidung dürfte diesen fünf jungen Badegästen aber herzlich egal sein.TV-Foto: Archiv/axel Munsteiner

Die Hermeskeiler stellen ihr Hallenbad nicht unter das Dach einer neuen Bädergesellschaft in der Region Trier. Diese politische Entscheidung dürfte diesen fünf jungen Badegästen aber herzlich egal sein.TV-Foto: Archiv/axel Munsteiner

Trier/Kell/Hermeskeil. Auf kaum einem Gebiet ist die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Trier und umliegenden Kommunen so weit fortgeschritten wie bei den Schwimmbädern. Erst kürzlich war auf Initiative des Städtenetzes Konz-Trier-Schweich der günstige Eintritt mit dem Familienpass eingeführt worden (der TV berichtete).
Nun gibt es eine Kooperation, die noch viel weiter reicht: die "SWT Bädergesellschaft Region Trier". Mit dem einstimmigen Beschluss des Trierer Stadtrats hat die GmbH die letzte Hürde genommen. Ihr gehören folgende Gesellschafter an: die Stadtwerke Trier (SWT), die Stadt Trier sowie die Verbandsgemeinden Konz, Trier-Land, Ruwer, Saarburg, Thalfang und Kell am See.
Schaut man sich die Gesellschafter an, fällt gleich auf: Die vier Bäder in den Verbandsgemeinden Hermeskeil (Hallen- und Freibad in Hermeskeil) und Schweich (Freibäder in Schweich und Leiwen) gehören dem neuen Bäderverbund nicht an.
Aus Hermeskeil gibt es eine klare Absage: "Ich sehe nur geringe Vorteile", sagt Bürgermeister Michael Hülpes. "Unsere Bäder laufen gut, da möchte ich keine Unruhe reinbringen."
Die Mosel-Verbandsgemeinde möchte zunächst einmal mit dem Schweicher Bad, das derzeit saniert wird, ins erste Betriebsjahr gehen. Erst dann werde sie entscheiden, ob sie der Bädergesellschaft beitritt.
Die neue Bädergesellschaft soll zunächst mit einem Stammkapital von 25 000 Euro ausgestattet werden. Die Stadtwerke halten 23 Prozent der Einlagen, die Kommunen jeweils elf Prozent.
Die insgesamt zehn Bäder, die von den Gesellschaftern verantwortet werden, arbeiten künftig in den Bereichen Management und Organisation, Personaleinsatz und -austausch, Dienstpläne, Weiterbildung, Öffnungszeiten, Werbung, Gerätebeschaffung und Einkauf zusammen.
Das Ziel liegt auf der Hand: Syn ergieeffekte nutzen, um den teuren Badespaß möglichst haushaltsfreundlich zu gestalten. Selbst in sonnenfreundlichen Jahren müssen Kommunen für ihr Bad meist einige Hunderttausend Euro zuschießen. Kostendeckend zu arbeiten, das bleibt ein Wunschtraum.
Dann sollen aber wenigstens die Ausgaben so weit es geht durch eine Zusammenarbeit mit den Umland-Bädern gedrückt werden, hat sich Werner Bonertz gesagt.
Der 56-Jährige ist Bereichsleiter bei den Stadtwerken und damit auch zuständig für das Stadtbad. Erfahrungen von bestehenden Bädergesellschaften und erfolgreiche Beraterdienste für Umlandbäder (unter anderem in Mertesdorf und Kordel) haben Bonertz darin bestärkt, ein solches Bäderdach auch in der Region Trier zu etablieren: "Das macht Sinn, allerdings geht es nicht von selbst. Alle Beteiligten müssen daran arbeiten."
Als möglichen zweiten Schritt nach einer Zusammenarbeit beim Management nennt Bonertz den Einsatz eines Schwimmmeisters als Springer ("Viele Freibäder haben ein Problem, wenn jemand krank wird") und die Gründung einer Betriebsgesellschaft, die alle Bäder zentral führt.
"Wir versprechen uns in vielen Bereichen Synergieeffekte", sagt Leo Lauer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg. Auch Bernhard Busch (VG Ruwer) steht dem Zusammenschluss positiv gegenüber: "Wir können die Betriebskosten senken und den Besuchern einheitliche Preise und Serviceangebote machen."
Im Mertesdorfer Bad soll in der nächsten Saison das Kassensystem nach SWT-Vorbild modernisiert werden.
Meinung

Damit die Bäder nicht baden gehen
Der regionale Schulterschluss bei den Bädern ist längst überfällig. Denn beim Luxusgut Schwimmbad, das sich heute streng genommen eigentlich keine Kommune mehr leisten kann, ist das Einsparpotenzial sehr hoch. Wo Jahr für Jahr sechsstellige Euro-Beträge an Miesen gemacht werden, da sollte auch im Interesse der Allgemeinheit besonders akribisch geprüft werden, wo man Kosten senken kann. Und gerade bei den größten Ausgaben, nämlich für Personal und Energie, soll ja die neue Bädergesellschaft Vorteile bringen. Folgerichtig und wünschenswert wäre es, wenn über die Kooperation beim Management hinaus eine Betreibergesellschaft zustande käme. Zumindest technisch gesehen dürfte es kein Problem sein, alle Bäder der Region zentral zu steuern und zu überwachen. Das wird aber vermutlich daran scheitern, dass gewisse Kommunen, sprich Bürgermeister, nichts von ihrer Schwimmbad-Hoheit abgeben wollen. Warum sollten sie auch? Schließlich bringen die Bäder Pluspunkte beim Wähler. Und wenn die Bilanz mal total verhagelt ist, dann liegt\'s am Wetter. Ob unwirtschaftlich gearbeitet wurde, untersucht niemand - nicht mal die Aufsichtsbehörde, die normalerweise jeden Cent kritisch beäugt, den Kommunen für freiwillige Leistungen ausgeben. a.follmann@volksfreund.de

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