Neue Masche: Stricken & Co. wieder in

Trier · Junge Leute nutzen ihre Finger bloß zum Tippen auf dem Smartphone? Von wegen: Die gute alte Handarbeit ist wieder in. In Trier übersteigt die Nachfrage nach Näh-, Häkel- und Strickkursen das Angebot um das Doppelte.

 Schneidermeisterin Beate Horn gibt Sabine Buschmann in der katholischen Familienbildungsstätte Tipps zum Nähen des eigenen T-Shirts. TV-Foto: Christina Libeaux

Schneidermeisterin Beate Horn gibt Sabine Buschmann in der katholischen Familienbildungsstätte Tipps zum Nähen des eigenen T-Shirts. TV-Foto: Christina Libeaux

Trier. Die sich wiederholenden Handbewegungen beim Stricken, Häkeln und Nähen wirken entspannend und entschleunigend. Und das selbst gefertigte Stück befriedigt das Bedürfnis vieler junger Menschen nach Individualität - die selbst gestrickte Mütze trägt kein zweiter. Dies sind zwei Gründe dafür, dass die Umsätze der Handarbeitsbranche zuletzt von Jahr zu Jahr gestiegen sind.
Kurse sind ausgebucht


Kursanbieter in Trier haben auf den Trend reagiert. Die Volkshochschule hat ihr Angebot von zwei Handarbeitskursen im Jahr 2004 auf mittlerweile 13 ausgebaut, die in der Regel ausgebucht sind.
Auch die täglichen Kurse in der katholischen Familienbildungsstätte sind immer belegt. Die Nachfrage übersteige das Angebot um das Doppelte, sagen die Anbieter.
Dabei besuchen gerade junge Handarbeitsfans oft gar keine Kurse, sondern bauen ihre Näh- und Strickkenntnisse mit Hilfe von Filmen und Anleitungen aus dem Internet aus.
In den Schulen wird Handarbeit nur noch selten gelehrt. "Dadurch ist kein Zwang mehr damit verbunden", sagt Gisela Gumprecht vom Trierer Fachgeschäft Stoff-Ideen. Das Hobby habe den lange damit verbundenen Muff abgelegt: "Lange galt es fast als unschicklich, Handarbeit zu betreiben, weil es dem Bild der emanzipierten Frau widersprach."
Diese Zeiten sind vorbei, gerade das beinahe vergessene Häkeln ist in den letzten Jahren auch unter jungen Männern schick geworden. Selbst gestaltete bunte Häkelmützen sind auf den Trierer Straßen allenthalben zu sehen. "Durch dicke Nadeln und Garne stellen sich auch bei Anfängern schnell Erfolgserlebnisse ein", sagt Christoph Moers vom Käthe-Faber-Geschäft.
Positiv wirke sich auch aus, dass Prominente wie Ex-Biathletin Magdalena Neuner als Werbeträger für Handarbeit aufträten, sagt Moers.
Die beliebte Sportlerin veröffentlicht im Internet regelmäßig Strickanleitungen und hat mehrere Bücher über ihr Hobby herausgegeben.
Extra

Sandra Backes, 22, Luxemburg: "Ich nähe seit knapp zwei Jahren Kleider, weil mein Geschmack sehr speziell ist und es einfach Spaß macht, selbst kreativ zu werden. Mein großer Traum ist es, später einmal Modedesign zu studieren und meine Kreationen einmal selbst verkaufen zu können." Verena Künkler, 28, Trier: "Während meiner Schwangerschaft vor zwei Jahren habe ich mit dem Häkeln angefangen, vor allem Mützen, Schals und andere Accessoires. Selbst gemachte Dinge haben einfach mehr Herz. Alle Weihnachtsgeschenke waren von mir gehäkelt. Gelernt habe ich das mit Videos aus dem Internet." Elisa Malmedy, 26, Trier: "Ich habe bereits zur Kommunion eine Nähmaschine geschenkt bekommen. Aber erst seit einem halben Jahr habe ich wieder richtig angefangen, mich dafür zu interessieren. Für meine Kinder nähe ich viele Kleinigkeiten, vom Kissen über Stillschals bis zur Krabbeldecke. Das bringt mir Spaß." Maria Malat, 59, Trier: "Die Grundkenntnisse der Handarbeit habe ich in der Schule gelernt. Den Rest habe ich mir mit Büchern und Zeitschriften beigebracht. Später wurde das Angebot an Anleitungen und Läden kleiner. Erst in den letzten Wochen habe ich wieder mit dem Handarbeiten begonnen." cli

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