Neue Wege für Radfahrer in Heiligkreuz

Trier-Heiligkreuz · Runter vom Gehweg, rauf auf die Fahrbahn: Mit der Sanierung der Verbindungsstraße nach Mariahof hat die Stadt Trier das Radfahren in Heiligkreuz sicherer gemacht. Schutzstreifen sorgen für gefahrloseres Fahren - allerdings finden die Radspuren an drei Stellen ein abruptes Ende.

Trier-Heiligkreuz. Bis vor kurzem verlief die rot markierte Radspur neben dem Fußgängerweg entlang der Metzer Allee nach Neuheiligkreuz ins Nichts. Nachdem nun die Fahrbahnerneuerung der Verbindung nach Mariahof abgeschlossen ist, führt er als Schutzstreifen weiter, wird vor der Ampel sogar zum Radfahrstreifen. Der Vorteil: Radler können neben den an der roten Ampel wartenden Autos sicher nach vorne fahren und sich vor ihnen aufstellen. In dieser "Pole-Position" können sie auch die Fahrspur wechseln, um etwa auf der Hans-Böckler-Allee weiter Richtung Mariahof zu radeln. Denn der Schutzstreifen endet an der Ampel und führt erst hinter der Kreuzung Tessenowstraße weiter bergauf.
"Die Radfahrer-Führung im Kreuzungsbereich ist durchdacht", lobt Fabian Sauer, Vorsitzender des Allgemeinen Fahrradclubs Deutschland (ADFC), die städtische Planung. "Da hat sich die Stadt viel Mühe gemacht und die Pflastermaler losgeschickt", kommentiert hingegen der Heiligkreuzer Horst Kirchartz die Markierungen. Er ist der Ansicht, dass der gemeinsame Fuß- und Radweg auf der gegenüberliegenden Straßenseite "bei der Frequenz dicke ausreicht". Er sei selbst Radfahrer, sagt der 71-Jährige, und fahre oft von der Peter-Wust-Straße in die Stadt. Außerdem mache der Schutzstreifen an einem Fußgängerüberweg einen Schlenker und ende an der Einmündung Unterm Wolfsberg. "Dann ist einfach Schluss!" Sauer vermutet, dass die Straßenbreite dort für einen Schutzstreifen nicht ausreicht.
In Gegenrichtung führt direkt hinter der Heinrich-Weitz-Straße ein gut 100 Meter langer Schutzstreifen bergab - und endet im Nichts.
Erst ab der Georg-Schäffer-Straße geht es weiter, wobei die Radfahrer ab der Bushaltestelle bis fast zum Herrenbrünnchen die Busspur mitnutzen dürfen. "Radfahrer haben noch Grünlicht, wenn die Autofahrer aus der Straßburger in die Metzer Allee abbiegen", freut sich Sauer. "Das ist ein hübsches Detail." Allerdings endet auch die Busspur abrupt kurz vor dem Zebrastreifen - die Mittelinsel lässt dort nur eine Spur zu; Busse und Radfahrer müssen sich in den fließenden Verkehr einfädeln. Hinter der Straße Am Herrenbrünnchen geht es für den Radfahrer wie gewohnt auf dem roten Streifen bergab.
Ebenfalls neu: der kurze Radweg zwischen Rechts- und Linksabbiegespur mit sogenanntem "aufgeweiteten Radaufstellstreifen" in der Straßburger Allee. Dort können sich Radler ebenfalls aus dem toten Winkel der Autofahrer lösen und vor ihnen aufstellen. Gefährlich hingegen wird\'s auf der Rad-Einfädelspur in die Metzer Allee. Autofahrer bemängeln, dass der Kurvenradius der Abbiegespur so eng ist, dass sie auf den Schutzstreifen geraten.
Dennoch sei die Führung der Radfahrer "insgesamt schön gelöst", sagt Sauer. Dem 28-Jährigen gefällt vor allem, dass Radfahrer künftig nicht mehr komplett auf einem Fuß-/Radweg fahren müssen. Dort seien Konflikte programmiert. Zudem seien die Schutzstreifen ausreichend breit. Allerdings gibt Sauer im Hinblick auf blind endende Schutzstreifen zu bedenken: "Da bleibt noch einiges zu tun."
Wie sich die Stadt die Fahrradfahrer-Führung dort vorstellt, wo die Schutzstreifen enden, hat die Verwaltung trotz TV-Anfrage bis Redaktionsschluss nicht mitgeteilt. Allerdings lud sie kurz nach Eingang der TV-Anfrage zu einem Pressegespräch für heute, 14 Uhr, ins Rathaus ein.
Extra

Die neue Verkehrsführung auf der Verbindungsstraße nach Mariahof bringt für Autofahrer Probleme und Gefahren mit sich. So bemängelt eine Anwohnerin der Stauffenbergstraße die Situation an der Kreuzung zur Metzer Allee: "Man muss einen großen Bogen fahren, um von unserer Straße über die Busspur Richtung Stadt fahren zu können", sagt sie. "Das ist total unübersichtlich." Unübersichtlich ist auch die neue Fußgängerüberquerung zwischen Georg-Schäffer- und Tessenowstraße. Sie reicht so weit in die Straße hinein, dass einige Autofahrer im Dunkeln bereits über den hohen Bordstein gefahren sind. Bei einem Auto, dessen Fahrer nicht genannt werden möchte, ist die Aufhängung des linken Hinterrads dadurch kaputtgegangen. Das ist selbst mit neu montiertem Reifen sichtbar, der schief steht. In der gleichen Nacht ist ein weiterer Autofahrer gegen den Bordstein gefahren. Dessen Wagen sei verzogen, die Achse gebrochen, das Auto Totalschaden. Der gebrochene Bordstein sowie Schleif- und Lackspuren zeigen, dass die beiden nicht die einzigen sind, die über den Bordstein gefahren sind. mehiExtra

Schutzstreifen verlaufen auf der Fahrbahn. Sie sind durch eine unterbrochene Linie und mit Fahrrad-Piktogrammen gekennzeichnet. Autos dürfen dort nicht parken und nur in Ausnahmefällen fahren. Für Radfahrer gelten die Ampeln für den Autoverkehr. Radfahrstreifen sind ebenfalls mit Fahrrad-Sinnbild gekennzeichnet. Die durchgezogene Linie darf nicht überfahren werden. An Ampeln gelten die Signale für den Autoverkehr. Für den Radverkehr freigegebene Gehwege sind keine Radwege. Radler sind dort verpflichtet, ihr Tempo den Fußgängern anzupassen und besondere Rücksicht auf sie zu nehmen. mehi

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