Neue Wohnungen für behinderte Menschen

Ein Miethaus, das komplett behindertengerecht um- und ausgebaut ist: In der Karl-Marx-Straße in Trier hat der Club Aktiv das Projekt "barrierefrei wohnen" verwirklicht.

Trier. Die passende Wohnung finden: Das ist fast immer anstrengend und kostet Nerven. Doch wie machen das Menschen mit Behinderung? Menschen, die wegen eines schlimmen Unfalls, einer chronischen Krankheit oder wegen des fortschreitenden Alters ihr bisheriges Leben umstellen müssen?

Sie bedürfen spezieller Einrichtungen: So müssen Lichtschalter durch kontrastive Farben auch für Sehbehinderte erkennbar gemacht werden. Das Bad muss mit vielen Haltegriffen ausgestattet sein und mit der Möglichkeit, über einen Alarmknopf Hilfe zu rufen. "Das Wichtigste aber", sagt Peter Bilstein vom Club Aktiv, "ist die komplette Barrierefreiheit in der Wohnung und im ganzen Haus. Das heißt: keine Abstufungen, keine Treppen, alles muss eben sein, damit sich auch Rollstuhlfahrer problemlos im Haus bewegen können."

Vor wenigen Wochen hat der Club Aktiv fünf behindertengerecht umgebaute Wohnungen in einem Haus in der Trierer Karl-Marx-Straße fertiggestellt. Einer der Erstmieter ist Erich Eibes, 60 Jahre alt. Mit 54 erlitt er einen Hirnschlag. Seitdem ist die Bewegungsfähigkeit der linken Körperhälfte stark eingeschränkt, der Arm komplett bewegungsunfähig. Seinen Beruf als Montageschlosser konnte er nicht mehr ausüben. Seine Wohnung, in der er alleine gelebt hat, musste er aufgeben. Mit 54 Jahren hat man Erich Eibes in ein Altenheim gebracht: "Ich wurde in einem Doppelzimmer untergebracht mit einem 84-jährigen Mann. Der schrie die ganze Zeit. Es war schrecklich." Sechs Jahre lang hat Eibes im Altenheim gelebt, bis sein Betreuer ihm die Möglichkeit einer Wohngemeinschaft in einer der neuen Wohnungen des Club Aktiv vorgeschlagen hat. "Jetzt habe ich wieder ein Stück meines alten Lebens wieder, ein besseres Umfeld, mehr Lebensqualität", sagt Eibes, der seit Mitte Juli in der Karl-Marx-Straße wohnt.

Genau das will der Club Aktiv erreichen: Menschen mit Behinderung Unabhängigkeit gewähren. Es geht darum, den Alltag selbst zu bestimmen und Hobbys nachgehen zu können. "Das sind Dinge, die wir uns doch alle für ein schönes Leben wünschen", sagt Norbert Prostak vom Club Aktiv. "Deswegen sollten wir Projekte wie die in der Karl-Marx-Straße noch viel intensiver angehen, um eine vorbildhafte und integrative Gesellschaft zu werden." Extra Der Club Aktiv kümmert sich um neue behindertengerechte Wohnprojekte. Die Nachfrage für solche Wohnungen ist groß, das Angebot nicht. Immobilienbesitzer, die offen sind für behindertengerechte Renovierungen, können sich beim Club Aktiv melden. Ansprechpartner: Peter Bilstein oder Norbert Prostak. Telefon: 0651/46 027 218 oder wohnprojekte@clubaktiv.de (kne)

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