Neuer Bürgermeister, neue Strategie

Köwerich · Im dritten Anlauf hat es geklappt: Köwerich hat einen neuen Ortsbürgermeister. Am Donnerstagabend hat der Gemeinderat Elmar Schlöder zum Nachfolger von Robert Linden gewählt. Ihm zur Seite stehen die Beigeordneten Frank Basten und Andreas Regnery.

 Generationswechsel in Köwerich: Der langjährige Ortsbürgermeister Robert Linden (71, links) überreicht seinem Nachfolger Elmar Schlöder (46) die Ernennungsurkunde. TV-Foto: Albert Follmann

Generationswechsel in Köwerich: Der langjährige Ortsbürgermeister Robert Linden (71, links) überreicht seinem Nachfolger Elmar Schlöder (46) die Ernennungsurkunde. TV-Foto: Albert Follmann

Köwerich. Die verzweifelte Suche nach einem Ortsbürgermeister hat in Köwerich ein gutes Ende gefunden. Fast drei Monate nach der Kommunalwahl hat der Gemeinderat Elmar Schlöder gewählt. Der 46-Jährige erhielt sieben Ja-Stimmen bei einer Enthaltung. Allen Beteiligten war die Freude über das Ende der langen Vakanz anzumerken. "Sie haben jetzt keine Waschmaschine bestellt", scherzte Verbandsbürgermeisterin Christiane Horsch, als Schlöder die Wahl mit seiner Unterschrift besiegelte. Auch beim Gewählten wich die Anspannung: "Nach anfänglicher Skepsis macht sich Euphorie breit."
Wie Schlöder nach der Wahl mitteilte, waren mehrere Faktoren dafür ausschlaggebend, dass er sich für das Amt bereiterklärte. So sollen die Aufgaben des Ortsbürgermeisters auf ihn und die beiden Beigeordneten verteilt werden. Die mit sechs Ja-Stimmen bei einer Enthaltung vom Rat gewählten Beigeordneten Frank Basten und Andreas Regnery erhalten eigene Geschäftsbereiche und sind auch für diese verantwortlich. So soll sich Basten um die Pflege und Instandhaltung von Gebäuden und Liegenschaften kümmern, Regnery wird die Bereiche Bauwirtschaft und Vereinswesen federführend betreuen. Mit zwölf Beschäftigten, darunter Gemeindearbeiter und das Personal der kommunalen Kita, sei die Gemeinde mit einem mittelständischen Unternehmen vergleichbar, sagte der neue Ortsbürgermeister. Das könne ein ehrenamtlich Tätiger nicht leisten. Man dürfe sich nicht wundern, dass fast jede dritte Gemeinde in der Region Trier bei der Kommunalwahl keinen Bewerber gefunden habe.
Man habe sich in Köwerich auch deshalb zusammengerauft, um nicht "zwangsregiert" zu werden, sagte Schlöder. Von einer fremden Behörde gesteuert zu werden, hätte womöglich Stillstand bedeutet, und das könne sich Köwerich nicht leisten. Außerdem stünde man dann bei der nächsten Wahl in fünf Jahren wieder vor dem gleichen strukturellen Problem. Die mit Rat und Beigeordneten vereinbarte "Strategie" sieht folgende Neuerungen vor: Allwöchentlich wird für die Bürger eine Sprechstunde im Gemeindebüro abgehalten. Es wird noch eine Räumlichkeit zum Mieten gesucht, wobei das alte Feuerwehrhaus eine Option ist. Ferner sollen interne Abläufe effizient und schnell abgewickelt werden (E-Mails). Die Beigeordneten verzichten auf eine Aufwandsentschädigung, auch der Ortsbürgermeister arbeitet unentgeltlich und spendet seinen Sold für ehrenamtliche Zwecke.Meinung

Das Köwericher Modell
In dem 350-Einwohner-Ort Köwerich hat man aus der Not eine Tugend gemacht. Wenn schon kein Einzelner bereit ist, den zeitaufwendigen (und oft undankbaren) Job des Ortsbürgermeisters auf sich zu nehmen, dann werden halt Aufgaben delegiert. Wenn\'s funktioniert, liegen die Vorteile auf der Hand: Mehr Motivation durch mehr Eigenverantwortung, größere Effektivität, mehr Kreativität. Das "Köwericher Modell" könnte auch für andere Gemeinden interessant werden. Vielleicht sind ja durch die Teamlösung wieder mehr Menschen bereit, Verantwortung in der Gemeindeverwaltung zu übernehmen. Doch das Trio an der Spitze und der Gemeinderat werden es in Köwerich nicht alleine richten können. Erst wenn auch die Bürger das neue System akzeptieren und es unterstützen, kann die ganze Gemeinde davon profitieren. a.follmann@volksfreund.deExtra

Elmar Schlöder ist gebürtiger Köwericher. Er ist verheiratet und hat einen vierjährigen Sohn. Der Techniker betreut beim JTI-Konzern den Einsatz von Maschinen. Erste Amtshandlung von Schlöder war die Verabschiedung seines Vorgängers Robert Linden, der 45 Jahre kommunalpolitisch tätig war, darunter von 1999 bis 2014 als Ortsbürgermeister. Schlöder dankte für die "große Leistung", für Bürgermeisterin Horsch ist Linden "ein Vorbild für alle anderen". Dankurkunden erhielten die ausgeschiedenen Ratsmitglieder Elke Hank, Peter Porten, Stefan Lex und Uwe Lex. alf

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