Neuer Lebensmut und Perspektiven für misshandelte Frauen

Trier · 20 Jahre ist es her, dass in Trier ein Frauenhaus eingerichtet worden ist - ein geheimer Zufluchtsort für misshandelte Frauen und ihre Kinder. Im Rahmen einer Feier stellt das Frauenhaus am 25. Oktober im Bürgerhaus Trier-Nord seine Arbeit vor.

Trier. "Er hat wieder zugeschlagen. Dieses Mal habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin einfach weggelaufen - ohne Geld, Papiere, Kleidung. Ich habe im Frauenhaus angerufen, und sie haben mir gesagt, ich kann sofort kommen." So lautet das Zitat einer misshandelten Frau - mehr als vier Millionen sind es jährlich in Deutschland. Etwa 40 000 von ihnen finden mit ihren Kindern Schutz in einem von über 380 Frauenhäusern in Deutschland.
Gut 20 Jahre ist es her, dass der Trierer Stadtrat die Errichtung eines Frauenhauses beschlossen hat; im August 1992 gründete sich der Trägerverein Frauenhaus Trier. Die ersten Frauen und Kinder konnten im Dezember 1993 in das Haus einziehen, dessen Standort geheim gehalten wird. Es verfügt über insgesamt 18 Plätze - für sieben Frauen und ihre Kinder - und ist seitdem durchgehend belegt.
"Die Frauen stammen aus Trier und dem Umland, aber auch aus ganz Deutschland und aus Luxemburg", sagt Sozialdezernentin Angelika Birk. Es sei unverzichtbar für Frauen aller gesellschaftlicher Schichten, besonders aber für Frauen mit geringem Einkommen, einen sicheren Zufluchtsort und eine nachgehende Beratung zu finden. Dies gelte besonders für Frauen mit Migrationshintergrund. "Gewalterfahrungen wirken sich auf alle Lebensbereiche der misshandelten Frauen aus", stellt Diplom-Psychologin Agnes Gräser fest, Mitbegründerin des Frauenhauses. "Kinder leben in einer von Gewalt geprägten Familienatmosphäre und sind dadurch beeinträchtigt." Der Aufenthalt im Frauenhaus sei für die Betroffenen eine Chance, neuen Lebensmut, neue Perspektiven und neue Lebensfreude zu entwickeln.
Ein Alleinstellungsmerkmal in Rheinland-Pfalz ist seit 2004 die Beschäftigung eines Erlebnispädagogen, der mit den Söhnen der betroffenen Frauen arbeitet: "Viele der Jungen haben wenige bis keine positiven männlichen Modelle in ihrem Umfeld", erklärt Ina-Maria Wagner-Böhm, Diplom-Psychologin und Vorstandsmitglied im Trägerverein. Die Reaktionen der Jungen seien sehr positiv. Seit 2007 verfügt das Frauenhaus über eine Beratungsstelle in separaten Räumlichkeiten, finanziert durch den Förderverein. "Angefangen haben wir mit unserer nachgehenden Beratung in Cafés", erinnert sich Rita Woods, Mitarbeiterin in der Frauenhaus-Beratungsstelle und Vorstandsmitglied im Förderverein. Manche Frauen würden jahrelang nachbetreut. "Die räumliche Trennung ist wichtig für die Frauen, um irgendwann das Frauenhaus hinter sich lassen zu können und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen", stellt Agnes Gräser fest.
Dies ist nicht immer einfach: Viele Frauen haben Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden, Migrantinnen droht oft gar die Abschiebung. Jede vierte Frau geht zum Misshandler zurück. DQ
Extra

Am 25. Oktober ab 14.30 Uhr startet die Feier zu "20 Jahre Frauenhaus Trier" im Balkensaal des Bürgerhauses Trier-Nord, Schirmherrin ist Angelika Birk, Gastreferentin Prof. Dr. Angelika Henschel (Lüneburg). Geplant sind Vorträge und ein Film. Das Frauenhaus wird als "Ort der Vielfalt" ausgezeichnet. Ab 19 Uhr gibt es Live-Musik: "Das liederliche Duo", Nadia Maguina und Claudia Vervy. DQ

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