Neuer Rebensaft aus alter Lage

Langsur · Nach gut 40 Jahren wird es wieder Wein aus der Langsurer Lage Häreberg geben. Die ersten Reben aus der ungewöhnlichen Lage sind gelesen und werden aus gutem Grund in Luxemburg weiterverarbeitet.

 Erste Ernte: Aly Leonardy hat erstmals Trauben von neu angelegten Weinreben im Laaser Bann geerntet. TV-Foto: Harald Jansen

Erste Ernte: Aly Leonardy hat erstmals Trauben von neu angelegten Weinreben im Laaser Bann geerntet. TV-Foto: Harald Jansen

Langsur. Eine Flasche aus der Lage Langsurer Herrenberg wird wohl niemand mehr im Keller haben. Denn der Weinanbau in dieser besonderen Lage wurde ab den 1950er Jahren schrittweise aufgegeben. Zu mühsam war wohl die Arbeit im steilen Hang gegenüber von Langsur, zu klein die Parzellen, als dass sich die Plackerei lohnte. Irgendwann war es dann ganz vorbei mit dem Weinbau.
Jungfernwein von der Sauer


Jetzt erlebt die Lage als Häreberg wieder eine Auferstehung. Die ersten Grauburgunder-Reben hat der Merterter Winzer Aly Leonardy gemeinsam mit seinen Helfern nun gelesen. "Man kann sagen, dass das ein richtiger Jungfernwein wird", sagt er. Es gibt auch noch Weißburgunder- und Riesling-Reben, die später gelesen werden.
Gemacht wird der Wein bei der Genossenschaftsweinkellerei Domaines Vinsmoselle im luxemburgischen Grevenmacher. Rein rechtlich gesehen handelt es sich um Reben, die irgendwie ein wenig deutsch sind. Und das liegt am Wiener Kongress, bei dem die politische Landkarte Europas 1815 neu gezeichnet wurde. Das bedeutete unter anderem, dass das auf dem linken Sauerufer gelegene Langsur dem Königreich Preußen zugeschlagen wurde. Die auf der rechten Sauerseite gelegenen Gemarkungsteile am Häreberg und Rouseberg gehörten fortan zum Großherzogtum Luxemburg. Sie gehören jedoch bis heute auch zur Langsurer Gemarkung und sind als Laaser Bann (Langsurer Bann) ein Begriff. Auch Langsurs Gemeindewald befindet sich im Großherzogtum.
Für die Menschen spielte diese Zugehörigkeit zu verschiedenen Ländern normalerweise keine große Rolle. Nur in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände für einige Jahre vom luxemburgischen Staat unter Zwangsverwaltung gestellt.
Der Staat ist es auch gewesen, der mit dafür gesorgt hat, dass das Gelände wieder teilweise als Anbaufläche für Reben genutzt wird. Nach Auskunft Leonardys, der auch erster Schöffe der Gemeinde Mertert-Wasserbillig ist, brauchte die großherzogliche Straßenbauverwaltung vor einigen Jahren Flächen, um die Nationalstraße 10 zwischen Echternach und Wasserbillig zu verlegen. Das Land kaufte sie von Langsurer Bürgern oder deren Erben. Viele Parzellen waren schmal. Sie zogen sich jedoch weit den Abhang hinauf. Und so war die Straßenbauverwaltung am Ende Besitzer weiter Gebiete des Laaser Banns.
Neuer Bio-Wein



Die für den Straßenbau notwendigen Flächen wurden in einem Flurbereinigungsverfahren aus den bisherigen Grundstücken herausgelöst. Für die anderen Gebiete entschieden sich die Verantwortlichen für zwei künftige Nutzungen. Die besonders steilen Abschnitte wurden teilweise entbuscht. Dort sorgen Ziegen dafür, dass sich nicht neues Gestrüpp bilden kann. Aus den weniger steilen Abschnitten sind inzwischen wieder Weinberge geworden. Die rund fünf Hektar werden biologisch bewirtschaftet. Denn der Laaser Bann hat sich im Lauf der Jahre zu einem Rückzugsort für seltene Tiere und Pflanzen entwickelt. Und wenn es nach Aly Leonardy und seinen Kollegen geht, wird der Häreberg auf dem Laaser Bann wieder Herkunftsort für die ein oder andere Flasche im Keller.
Extra

 Die historische Aufnahme aus dem Jahr 1911 zeigt neben einer Ortsansicht auch die Arbeit in den Weinbergen im Laaser Bann jenseits der Sauer. Foto: Kreisarchiv Trier-Saarburg

Die historische Aufnahme aus dem Jahr 1911 zeigt neben einer Ortsansicht auch die Arbeit in den Weinbergen im Laaser Bann jenseits der Sauer. Foto: Kreisarchiv Trier-Saarburg

Herrenberg: Gleich zwei Lagen aus Mertert-Wasserbillig tragen den Namen Herrenberg (Häreberg). Der zur Langsurer Gemarkung gehörende Häreberg oberhalb der Sauer hat seinen Ursprung in Besitztümern der Trierer Abtei St. Matthias. Der Häreberg bei Mertert oberhalb der Mosel geht auf Besitz des Trierer Klosters St. Maximin zurück. har

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort