Neuer Zuschnitt für Grenzen im Wald

Waldrach · Die Verbandsgemeinde Ruwer schlägt ihren Ortsgemeinden vor, die Forstreviere auf ihrem Gebiet zu vergrößern. Statt bisher drei könnte es künftig nur noch zwei Einheiten und zwei Förster geben. Die Waldbesitzer sollen dadurch Kosten sparen. Beim Forstamt gibt es derzeit allerdings keinen Reformdrang.

Waldrach. Der Aufschrei war groß bei den waldbesitzenden Gemeinden in den Verbandsgemeinden (VG) Ruwer und Hermeskeil, als das Forstamt Hochwald vor zwei Jahren die Zahl seiner Forstreviere von zehn auf acht reduzieren wollte. Auslöser waren damals die bevorstehende Pensionierung des Hermeskeiler Stadtförsters und der Druck des Landes, bei den Forstämtern Personalkosten zu sparen. Weil viele Gemeinden protestierten, wurde schließlich nur das Forstrevier Gusenburg-Grimburg aufgelöst. In der VG Ruwer blieben die Reviere unangetastet.
Jetzt allerdings wagt die VG selbst einen Vorstoß für neue Grenzen im Wald: Aus drei Revieren sollen zwei werden. Dazu müsste das jetzige Revier Schöndorf (siehe Grafik) aufgelöst und auf die beiden anderen verteilt werden. Holzerath, Bonerath und Schöndorf kämen zu Osburg-Farschweiler, dem neuen Revier "Hochwald". Dem Revier Waldrach würden Pluwig, Hinzenburg, Ollmuth und Franzenheim zugeschlagen. Ergebnis: ein neues Revier "Ruwertal". Größe beider Einheiten: 1800 und 2300 Hektar.

40 000 Euro gespart


"Die neuen Reviere wären deutlich größer als bisher, aber für den Förster machbar", urteilt VG-Bürgermeister Bernhard Busch. Zudem wären nur noch zwei statt bisher drei Revierleiter nötig - ein Förstergehalt könnte eingespart werden. "Das wären 40 000 Euro jährlich", schätzt Busch. Weitere Vorteile sieht der VG-Chef für Gemeinden mit wenig Waldbesitz: "Sie könnten Fünfjahrespläne machen und müssten nicht jedes Jahr einen Forsthaushalt aufstellen." Außerdem könnten Areale, die ohnehin unrentabel seien, "aus der Bewirtschaftung ganz rausgenommen werden".

Ein Förster müsste gehen


Über neue Reviergrenzen entscheiden gemäß Landeswaldgesetz die Waldbesitzer, sprich die Ortsgemeinden. Das Forstamt Hochwald hat dabei eine beratende Funktion. Amtsleiter Bernhard Buss sieht aktuell "keinerlei Druck, aktiv zu werden". Bei der Reform 2010 sei mit der Pensionierung des Försters ein Revier "frei" geworden. In der VG Ruwer, erläutert Buss, müsste dagegen ein Förster seinen Posten räumen. Das sei nicht "ohne weiteres" möglich. Denkbar sei aber, die staatlichen Forstbeamten bei der VG anzustellen und "dem Dritten dort einen anderen Posten zu geben". Eine solche Kommunalisierung des Forstbetriebs lehnt die VG Ruwer aber ab. Sie bedeute "Risiken", begründet Busch. Der VG-Chef sei zwar Dienstherr der Förster, fachlicher Vorgesetzter sei aber weiter der Forstamtsleiter. Außerdem müsse die VG im Krankheitsfall Beihilfen zahlen und selbst für einen Ersatzförster sorgen.
Für eine Reviervergrößerung gibt es laut Forstamtsleiter Buss klare Richtlinien. Demnach müsse auch in größeren Einheiten eine "ordnungsgemäße Bewirtschaftung" möglich sein. Für die geplanten Reviere an der Ruwer bezweifle er dies. "Es gibt sehr viele Waldbesitzer und eine schwierige Topografie." Die steilen Waldhänge zu bewirtschaften sei "körperlich anstrengend", vermutlich zusätzliches Personal notwendig. Ohne ein Konzept mit technischem Produktionsleiter (TPL), der revierübergreifend den Einsatz von Waldarbeitern, Unternehmen und Maschinen steuert, seien zwei Förster "überlastet". Zudem fehlen Buss "klare Aussagen" der Waldbesitzer: "Was wollen sie für ihren Wald? Wollen sie Standards senken? Oder den Förster als Ansprechpartner behalten?"
Darüber werden die Ortsgemeinden im kommenden Jahr beraten müssen (siehe Extra). Laut VG-Chef Busch gibt es zwar keinen "akuten" Änderungsbedarf, aber mittelfristig "strategische Vorteile" für die Kommunen. Sie sollten diese Chance nutzen, zumal von Landesseite künftig vermutlich weitere finanzielle Belastungen zu erwarten seien.Extra

Derzeit gibt es in der VG Ruwer drei Forstreviere (siehe Grafik), die im Zuständigkeitsbereich des Forstamts Hochwald liegen: Schöndorf (Holzbodenfläche 1948 Hektar), Osburg-Farschweiler (1358 Hektar) und Waldrach (1580 Hektar). In Osburg-Farschweiler betreut der Förster die Gemeindewälder Osburg, Farschweiler, Herl und Lorscheid. Zum Revier Schöndorf zählen die Gemeindewälder Bonerath, Holzerath, Schöndorf, Hinzenburg, Ollmuth, Franzenheim, Hockweiler und Pluwig. Das Revier Waldrach umfasst den Staatswald Waldrach, Waldbesitz der Stadtwerke Trier sowie die Gemeindewälder Gusterath, Gutweiler, Korlingen, Kasel, Mertesdorf, Waldrach, Morscheid und Riveris. cwebExtra

Bei den betroffenen Ortsgemeinden stößt der Vorschlag der VG Ruwer, zwei größere Forstreviere zu bilden, noch auf Zurückhaltung. "So etwas wurde immer wieder mal angesprochen, aber uns fehlen bisher konkrete Informationen", sagt Gabriele Terres, Ortsbürgermeisterin von Bonerath. Die Gemeinderäte müssten sich mit dem Thema intensiv befassen. Eine "ausführliche Diskussion" hält auch der Schöndorfer Ortschef Matthias Wick für notwendig. Er sei aber "grundsätzlich nicht gegen eine Zwei-Revier-Lösung". Es gebe "mittelfristig schon Handlungsbedarf", bestätigt Herbert Marth, Ortsbürgermeister von Holzerath. Die Reform müsse jedoch "tatsächlich zukunftsorientiert" sein, dann werde sich die Gemeinde "sicher nicht dagegen wehren". Marth will das Thema im März auf die Tagesordnung setzen. Nach Meinung von Wolfgang Annen, Ortschef in Pluwig, könnte das "neue System gut funktionieren". Es sei jedoch für die Waldbesitzer "nur interessant", wenn tatsächlich Kosten gespart würden und der Förster "als Ansprechpartner vor Ort" erhalten bleibe. cweb

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