Neues Wohngebiet Zewen-Süd noch lange nicht beschlossen

Trier · Zu einer Bürgerinformation zur umstrittenen städtebaulichen Entwicklung in Zewen sind am Donnerstagabend rund 100 Bürger gekommen. Sie kritisierten Unwägbarkeiten in der Planung - die Fachleute aus der Verwaltung gaben ihnen teilweise recht. Auch im Stadtplanungsamt ist das vorgesehene Neubaugebiet so lange nicht spruchreif, bis der Bund Details über eine mögliche Ortsumgehung Zewen geliefert habe.

 Blick auf den Trierer Stadtteil Zewen.

Blick auf den Trierer Stadtteil Zewen.

Foto: Friedemann Vetter

Die im Entwurf für den Flächennutzungsplan vorgesehene städtebauliche Entwicklung in Zewen, die 560 neue Wohneinheiten mit bis zu 1200 Bewohnern schaffen würde, beschäftigt die Anwohner stark. Weil das auch dem Ortsbeirat klar ist, hat er seine jüngste Sitzung mit Bürgerinformation zum Thema im Vereinspavillon abgehalten und nicht, wie sonst üblich, in der Schule. Eine weise Entscheidung, war doch auch der deutlich größere Saal mit rund 100 Gästen ordentlich gefüllt.

Vier Mitarbeiter des Stadtplanungsamts waren in die Höhle des Löwen gekommen, um den Anwohnern zu erklären, wo das Verfahren eigentlich steht und um Fragen zu beantworten. Stadtplanerin Heike Defourny ging zunächst auf einige Punkte ein, die von Anwohnern regelmäßig zum Projekt geäußert werden:

Die Auswirkungen auf die Landwirtschaft: Ein aktualisierter Entwurf spreche den Landwirten rund acht Hektar mehr Fläche zu als vorher. Generell gelte aber, so Defourny: "Bei Aufstellung eines Flächennutzungplans müssen oft miteinander konkurrierende Belange abgewogen werden."

Gewässerschutz: Weil aus einer im fraglichen Gebiet liegenden Quelle kein Trinkwasser mehr gewonnen wird, ist dort schon seit 1993 kein Wasserschutzgebiet mehr, erklärt Defourny.

Hochwasserproblematik: Die bisher für die Entwicklung grob vorgesehenen Flächen lägen außerhalb der "100-jährlichen Überschwemmungsflächen", innerhalb derer die Ausweisung neuer Bauflächen grundsätzlich gesetzlich verboten ist.

Stadtklima: Externen Gutachten eines Hannoveraner Büros zufolge habe eine mögliche Bebauung keine Auswirkungen auf das Stadtklima, weil sie auf der abgewandten ("Lee"-)Seite liege. Der Altort Zewen bleibe sicherlich "der bioklimatisch beste Wohnstandort in der Talstadt", so Deforny.
Nicht nur der in der Sache sehr engagierte Anwohner Rüdiger Fusenig war damit aber noch nicht zufrieden: Er kritisierte nochmals das Vorgehen der Verwaltung, die die Anwohner mit einem wenig erklärenden, aber konfrontativ wirkenden Flugblatt aufgeschreckt hätte. Zudem rede man "über viel Unbekannte": etwa die Grenzen der Maßnahme betreffend und die völlig ungeklärte Frage der Erschließung und wie die mit einer geplanten Umgehungsstraße verbunden werden soll.

Stefan Leist, stellvertretender Leiter des Stadtplanungsamts, gab Fusenig recht, was die missglückte Kommunikation per Flugblatt betrifft: "Aus heutiger Sicht würden wir uns gleich mit einer Veranstaltung wie dieser an sie richten!" Es habe generell viele Missverständnisse gegeben: Die Entwicklung selbst laufe noch gar nicht, sondern sei noch in einer frühen Vorprüfungsphase. Somit könne zu genauen Grenzverläufen noch gar keine Aussage getroffen werden.

Und was die Umgehung und damit die Erschließung der möglichen neuen Baugebiete angeht, nähert sich der Stadtplaner sogar der Forderung Fusenigs an, der die Maßnahme "auf Eis gelegt" sehen will, solange die Unklarheiten bestehen: Die Umgehung sei ja vom Stadtrat in Zusammenhang mit dem möglichen Bau des Moselaufstiegs gefordert worden. Derzeit prüfe der Bund ihre Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan. Es sei zu prüfen, ob dem Stadtrat die städtebauliche Entwicklung empfohlen werden könne, bevor diese Frage geklärt sei, sagte Leist. "Und im Moment ist unsere Neigung innerhalb des Stadtplanungsamtes so, dass wir das nicht können."

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