Neustart für Kleider-Shop

TRIER-EUREN. Fast wie in einer Boutique fühlt man sich zwischen den Kleiderständern mit hochwertiger Ware, Regalen mit Schuhen, Schaufensterpuppen und Spiegeln. Reger Betrieb herrscht in dem kleinen Laden. Jacken, Hosen, Mäntel, Blusen und Pullover gehen zu günstigen Preisen oder auch umsonst über die Ladentheke.

Doch das ist kein normales Geschäft, in dem die Kunden stöbern. Die Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes hat nach dem Umzug aus der Salvianstraße nach Euren "Im Pi Park 4" zum ersten Mal am Montag die neuen Räume eröffnet. "Ich bin von Kopf bis Fuß in Sachen vom DRK eingekleidet", sagt eine Kundin und deutet auf ihre schwarze Steppjacke, die dunkle, modische Hose und den warmen Schal. Dass die Stücke aus der Kleiderkammer stammen, kann niemand auf den ersten Blick erkennen, denn die Ware ist in gutem Zustand. "Darüber, deswegen Scham zu empfinden, bin ich längst hinaus. Scham kann man sich heute nicht mehr leisten", sagt die Kundin. Und tatsächlich ist nichts Peinliches oder gar Anrüchiges dabei, sich in der Kleiderkammer umzuschauen. Viele Kunden kennen sich. Es stehen Menschen jeden Alters zwischen den Ständern. Ganze Familien kommen mit Babys, Kindern und Großeltern, um etwas zum Anziehen zu ergattern. Ein Stück Kuchen und eine heiße Tasse Kaffee zum Shoppen verteilen die DRK-Mitarbeiter kostenlos. Etwa 20 bis 50 Menschen nutzen täglich das Angebot der Kleiderkammer des DRK-Kreisverbandes Trier. Es sind Bedürftige, Menschen, die einen Asylantrag gestellt haben, die Bezugsscheine haben oder in Zeiten von Hartz IV über ein geringes finanzielles Budget verfügen, das es ihnen nicht gestattet, in teuren Boutiquen einkaufen zu gehen. Auch Obdachlose können sich kostenlos mit neuer Kleidung eindecken, ebenso gehören von Zeit zu Zeit Studenten oder Schulen und Vereine zu den Kunden, die bestimmte Stücke etwa aus den 1970er Jahren suchen. Die Textilien stammen hauptsächlich von Menschen, die sie zu Hause ausmustern und persönlich bei der Kleiderkammer abgeben. Aber auch einige Stücke aus den Sammelaktionen und Containern, wenn sie guter Qualität sind, kommen in die Kammer. Und ein Trierer Bekleidungsgeschäft gibt Restbestände an das DRK ab. "Wir würden uns wünschen, dass mehrere Läden und Kaufhäuser das so machen würden", regt DRK-Kreisgeschäftsführer Matthias Schwind eine ähnliche Kooperation nach dem Modell der "Tafeln" mit Lebensmittelgeschäften an. Aber nicht nur, um preiswerte Kleidung zu bekommen, finden die Menschen den Weg zum DRK. "Es ist auch ein Stück Heimat, das man den Menschen gibt. Wir helfen auch beim Ausfüllen von Formularen, bei Behördengängen, beantworten Fragen", sagt Maria Keuler-Feller, seit vier Jahren in der Kleiderkammer tätig. "Die Menschen erzählen häufig von ihren Sorgen, sie suchen die Kommunikation. Es ist auch ein Stück Seelsorge, das wir hier leisten", bestätigt Elisabeth Berg, die für das Kleiderwesen zuständig ist. Das DRK Trier verlagert seit Mai 2005 immer mehr Abteilungen, die auf verschiedene Standorte verteilt waren, in den Eurener Pi Park. Dazu wurde eine ehemalige LKW-Reparaturwerkstatthalle des französischen Militärs nebst Außengelände gekauft. "Wir hoffen, dass sich der Umzug nach Euren nicht negativ auswirkt", sagt Berg. "Aber wir sind mit der Buslinie 1 gut an die Stadt angebunden, und es gibt viele Parkplätze." Die DRK-Kleiderkammer, Im Pi Park 4, ist von Montag bis Freitag zwischen 10 und 14 Uhr geöffnet. Telefon: 0651/ 970930.

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