Neustraße Trier 3000 Knöllchen im Jahr zeigen wenig Wirkung

Trier · Die Anlieger der Trierer Neustraße sind gefrustet über Verkehrsverstöße. Einer von ihnen bringt die Stadt auf eine neue Idee.

 Auch wegen teils in zweiter Reihe parkender Elterntaxis: Nach Unterrichtsende am Angela-Merici-Gymnasium (AMG) wird es besonders eng im südlichen Teil der Neustraße.

Auch wegen teils in zweiter Reihe parkender Elterntaxis: Nach Unterrichtsende am Angela-Merici-Gymnasium (AMG) wird es besonders eng im südlichen Teil der Neustraße.

Foto: Roland Morgen

Vom Trierer Stadtrat am 19. Juni 2018 einstimmig beschlossen: Durch die Neustraße sollen künftig weniger Kraftfahrzeuge rollen. Aber wie kann diese weitere Verkehrsberuhigung erreicht werden? Diese Frage soll das Rathaus beantworten, das seine Vorschläge am Donnerstagabend in einer Bürger-/Anliegerversammlung in der Aula des Angela-Merici-Gymnasiums (AMG) vorgestellt hat.

Verkehrsplaner Wilko Kannenberg präsentierte den rund 40 Teilnehmern gleich sechs Varianten, wie die insbesondere von Falschparkern gebeutelte Straße von übermäßigem Autoblech befreit werden könnte. Sie reichen von einer „Umkehrung“ der Einbahnstraße – also Ausfahrt statt Einfahrt am Alleenring – über Umwidmung der öffentlichen in Bewohnerparkplätze bis hin zu einer Ausweisung komplett als  Fußgängerzone – was die Neustraße bisher nur in ihrem nördlichen Abschnitt zwischen Pfützen- und Brotstraße ist.

Die meisten der Versammlungsteilnehmer halten das alles für graue Theorie. Schon jetzt würden viele Verkehrsteilnehmer die Regeln ignorieren. Der südliche Teil der Neustraße ist verkehrsberuhigte Zone, auch Spielstraße genannt. Trotz maximal erlaubter Schrittgeschwindigkeit wird vielfach gerast. Zwölf ausgewiesene Stellplätze gibt es, dennoch stehen meist mindestens 20 Autos in dem Abschnitt.

Obwohl nach dem Geschmack der Anwohner zu selten kontrolliert wird, spricht die Knöllchen-Bilanz eine andere Sprache. Jeweils 750 Verwarnungen wegen Parkens außerhalb der gekennzeichneten Flächen oder Zeitüberschreitung habe das Ordnungsamt allein im ersten Halbjahr verzeichnet, berichtet Kannenberg – macht auf ganz 2019 hochgerechnet 3000 Knöllchen.

Die aber offenbar wenig Wirkung zeigen. Insbesondere Gaststättenbesucher seien es, die so rücksichtslos parkten, „dass man mit Fahrrad und Kinderwagen gar nicht mehr ins Haus kommt“, klagte eine Bewohnerin. Eine Nachbarin sah sich kürzlich völlig eingesperrt: „Ich kam gar nicht aus der Haustür raus, so dicht davor stand da ein Auto.“ Und wenn die Kneipen nachts dicht machten, werde gerne „lautstark und mit Karacho davongebrettert“.

Ob Fußgängerzone oder eine softere Form von Verkehrsberuhigungs-Versuch: In der Neustraße selbst gibt es so viele Durchfahrtsberechtigte, dass die notwendigerweise auf Schildern auszuweisenden Ausnahmen von ortsunkundigen Fahrern gar nicht aufgenommen werden könnten, glaubt Kannenberg.

Anwohner Johannes Binsfeld brachte eine neue Variante ins Spiel: Poller! Wer nichts in der Neustraße verloren habe, bleibe dann draußen. Eine Idee, die der am Donnerstag als Moderator fungierende Bauderzernent Andreas Ludwig gar nicht für abwegig hält, auch wenn die Realisierung mit einem „unglaublichen bürokratischen Akt“ verbunden sei: „Aber wir probieren das ja bald an der Glockenstraße aus“ (der TV berichtete).

Auch die übrigen Versammlungsteilnehmer fanden die Poller-Idee gut, wie eine abschließende unverbindliche Abstimmung ergab: Sie rangierte gemeinsam mit der Aufhebung aller Parkplätze und Einfahrtsverbot auf Rang eins.

Der Ortsbeirat Trier-Mitte/Gartenfeld hatte im Vorfeld der Anliegerversammlung ebenfalls und einstimmig für eine komplett parkplatzfreie Neustraße votiert, wovon er sich eine deutliche Verkehrsreduzierung verspricht.

 Nach Unterrichtsende am AMG geht es in der Neustraße besonders eng zu (Foto oben). Anwohner Johannes Binsfeld (unten rechts, mit Verkehrsplaner Wilko Kannenberg) plädiert in der Bürgerversammlung für versenkbare Poller, die auch den Elterntaxi-Verkehr fern halten sollen.  Fotos (2): Roland Morgen

Nach Unterrichtsende am AMG geht es in der Neustraße besonders eng zu (Foto oben). Anwohner Johannes Binsfeld (unten rechts, mit Verkehrsplaner Wilko Kannenberg) plädiert in der Bürgerversammlung für versenkbare Poller, die auch den Elterntaxi-Verkehr fern halten sollen. Fotos (2): Roland Morgen

Foto: Roland Morgen

Eine Vorentscheidung muss das allerdings nicht bedeuten. Im nächsten Schritt befasst sich am 20. November der zuständige Fachausschuss mit den Ergebnissen der Ortsbeiratssitzung und der Veranstaltung in der AMG-Aula. Entscheiden soll anschließend der Stadtrat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort