Nicht kleinzukriegen: Das politische Stehaufmännchen aus Kaschenbach

Wenn Michel aus Lönneberga etwas ausgefressen hat, dann versteckt er sich im Schuppen und schnitzt einsam seine Holzmännchen. Wenn der Eifeler Michael Billen etwas zu feiern hat, dann lädt er Freunde und Verwandtschaft in seine Kaschenbacher Scheune ein - zum fröhlichen Umtrunk.

Mindestens zwei dieser über die Dorfgrenzen hinweg berühmt-berüchtigten Feste des hemdsärmeligen Landwirts gab es im zu Ende gegangenen Jahr. Es war ein Jahr, das wohl auch der Höhen und Tiefen gewöhnte Michael Billen nicht mehr vergessen wird. Dem 56-Jährigen gelang nicht nur das kaum für möglich gehaltene politische Comeback; er ging auch noch am Ende eines zeitweise nervenaufreibenden Prozesses als unbescholtener Mann aus dem Landauer Gerichtssaal.
Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da schien Michael Billens politische Karriere endgültig beendet zu sein. Vor gut zwei Jahren räumte er in einer inzwischen schon fast legendären Pressekonferenz ein, interne Polizeidaten bei seiner Tochter, einer Polizistin, abgegriffen zu haben. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen gegen Billen ein; ein Großteil der Landes-CDU wandte sich von dem häufig unbequemen Eifeler Parteifreund ab, forderte seinen Rücktritt.
Der Bauer blieb stur und gewann im Vorfeld der Landtagswahl schließlich das parteiinterne Nominierungsduell gegen seine Herausforderin Mathilde Weinandy. Ein Etappensieg, nicht mehr. Denn klar war damals auch: Nur über den neuerlichen Gewinn des Direktmandats würde der auf der CDU-Landesliste nicht abgesicherte Billen den Wiedereinzug in den Mainzer Landtag schaffen.
Ende März 2011: Am Abend der Landtagswahl muss Michael Billen im heimischen Wohnzimmer knapp zwei Stunden lang bangen, ehe das Ergebnis feststeht. Der Kaschenbacher Christdemokrat hat das Direktmandat im Eifelkreis Bitburg-Prüm gegen seine SPD-Kontrahentin Monika Fink gewonnen, wenn auch nur mit ein paar Hundert Stimmen Vorsprung. Es ist Billens größter politischer Triumph. Ein Erfolg, den noch ein Jahr zuvor wohl nur unverbesserliche Optimisten für möglich gehalten hätten.
In seiner Fraktion ist der Eifel-Rebell von diesem Tag an wieder rehabilitiert, sitzt in der neuen Legislaturperiode wieder in einer vorderen Landtagsreihe statt auf dem Büßerbänkchen ganz hinten.
Trotz allem schwebt über dem christdemokratischen Landtagsabgeordneten noch das Damoklesschwert des ausstehenden Prozesses wegen Geheimnisverrats. Würde Michael Billen vom Landauer Landgericht verurteilt, könnte abermals eine Diskussion über die politische Zukunft des 56-Jährigen beginnen. Aber der kampferprobte Kaschenbacher überwindet auch diese Hürde: Ende September endet der mehrtägige Prozess gegen Michael Billen und seine Tochter für den Angeklagten mit einem Freispruch. Billen ist in der sogenannten Polizeidaten-Affäre nun auch juristisch rehabilitiert, auch wenn die Staatsanwaltschaft gegen das Urteil Revision eingelegt hat.
Direkt nach dem Landauer Prozess ist Michael Billen wieder nach Kaschenbach gebraust. Die Einladungen zum fröhlichen Umtrunk in der heimischen Scheune hatte er - siegesgewiss - schon vor Prozessbeginn verschickt. Rolf Seydewitz

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