"Nicht professionell"

Immer mehr Kinder begehen Rohheitsdelikte - Schlägereien, Überfälle, generell Körperverletzungen. Das war eines der Ergebnisse aus der Kriminalstatistik 2007. Mit einem "Haus des Jugendrechts" will Trier dieser Entwicklung entgegentreten, doch das Projekt kommt nicht voran.

Trier. (jp) "Es soll eben nicht mehr so sein, dass ein jugendlicher Tatverdächtiger Wochen nach seiner Tat ein in für ihn unverständlichem Amtsdeutsch gehaltenes Schreiben erhält", sagt dazu Triers Polizeipräsident. Manfred Bitter. "Das Haus des Jugendrechts setzt auf Schnelligkeit und Kommunikation."

Polizei, Justiz, Jugendamt und Betreuungs-Organisationen unter einem Dach - eine starke Idee, die bereits zweimal landesweit funktioniert. In Trier sollte das Projekt in die ehemalige Gneisenau-Kaserne einziehen. Bis das Bauamt mitteilte, es sei überlastet und könne die erforderliche Planung nicht leisten (der TV berichtete). Die SPD nahm Georg Bernarding ins Kreuzverhör. Wo liegen die Gründe für die Verzögerung? Der Dezernent erklärte: "Eine EU-weite Ausschreibung für die Vergabe des Projekts an einen privaten Investor wäre eine sinnvolle Alternative gewesen." Doch eine nähere Prüfung "schloss diese Möglichkeit aufgrund der zeitlichen Verzögerung und finanzieller Unwägbarkeiten aus". Man entschied sich deshalb für die Umsetzung "als eigene städtische Hochbaumaßnahme." Eine entsprechende Beschlussvorlage werde er dem Rat am 25. September vorlegen, kündigte Bernarding an. "Wegen der Komplexität der Maßnahme müssen wir davon ausgehen, dass die Einrichtung nicht vor Januar 2010 in Betrieb genommen werden kann." Die SPD fragte nach Chancen, das Haus des Jugendrechts doch noch 2009 zu eröffnen. Bernarding: "Hier sieht die Verwaltung keine Möglichkeit. Es besteht Konsens, dass Zwischenlösungen abgelehnt werden, weil sie den Status nicht verbessern." Schließlich rede man von 1400 Quadratmetern Nutzfläche in einem maroden Gebäude, wobei Abbruch, Neubau und Sanierung vorhandener Bausubstanz "in einem stimmigen Gesamtkonzept realisiert werden müssen".

SPD-Fraktions-Chef Friedel Jaeger hörte sich alles an und sprach dann sein Urteil: "Das war nicht professionell."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort