Nicht schön, aber erlaubt

PFALZEL. In Trier-Nord sieht man sie schon lange, in Pallien, Trier-West und Ehrang ebenfalls und seit ein paar Monaten in Pfalzel: Lastwagen, die mit Schrott aller Art beladen sind, und in Wohngebieten vor privaten Wohnhäusern abgestellt werden. Lärm und Müll belästigen die Anwohner. Die Stadt behauptet, sie sei machtlos.

 Altmetallhändler, die ihre Fahrzeuge wie hier in der Hans-Adamy-Straße in Pfalzel abgestellt haben, verärgern Anwohner.Foto: Gabriela Böhm

Altmetallhändler, die ihre Fahrzeuge wie hier in der Hans-Adamy-Straße in Pfalzel abgestellt haben, verärgern Anwohner.Foto: Gabriela Böhm

Für Hauseigentümer keine angenehme Vorstellung: Ein fremder Lastwagen wird permanent vor der eigenen Haustür abgestellt, meterhoch beladenen mit Schrott und Metall aller Art. Das Problem ist im ganzen Stadtgebiet zu finden. So auch in Pfalzel. Ausgerechnet am touristisch stark frequentierten Moselradweg, direkt gegenüber des Pfalzeler Friedhofs, stehen tagtäglich bis zu vier Lastwagen. Häufig meterhoch beladen mit Schrott aller Art.Öl läuft in die Kanalisation

Die Zustände regen auch Alfred Steinbach auf. Er wohnt in der Hans-Adamy-Straße 3, direkt neben dem künstlerisch verzierten Geburtshaus seines Onkels, dem Künstler Hans Adamy. Unmittelbar neben dem Haus Nummer 5 belagern die Schrotthändler mit ihren Fahrzeugen den Straßenrand. Manchmal, so Steinbach, zentimeternah bis an das Grundstück heran. Bereits in aller Frühe und auch nachts würden die Fahrzeuge beladen. Die Folge: "Lärm und Müll", konstatiert der promovierte Umweltchemiker Steinbach. Mieter im Haus hätten bereits ihre Kündigung angedroht. Häufig klingelten fremde Leute im Haus und fragten, ob sie etwas auf die Wagen werfen dürften - viele Gegenstände landeten später im nahen Gebüsch. Die Ansammlung von Schrottfahrzeugen habe dazu geführt, "dass die ganze Gegend verwahrlost", ärgert sich Steinbach, der schon häufig Ölpfützen unter den Fahrzeugen beobachtet hat. Tatsächlich läuft beim TV-Fototermin unter einem Lastwagen eine breite Öllache in Richtung Kanalisation. Unrat aller Art liegt gleich neben den Fahrzeugen in einer Hecke, wenige Meter weiter verschandelt ein Kühlschrank den Grünstreifen. Die Stadt bekommt das Problem offenbar nicht in den Griff, obwohl "Beschwerden aus der Bevölkerung zugenommen haben", bestätigt Curt Stodulka, Leiter des Straßenverkehrsamts. Die Crux an der Sache: Das Parken der Schrottfahrzeuge in Wohnbereichen ist zwar nicht schön, aber erlaubt. Fahrzeuge, die mit einem Gesamtgewicht unter 7,5 Tonnen zugelassen sind, dürfen auf PKW-Stellplätzen parken. Da Triers Schrotthändler meist diesen Fahrzeugtyp bevorzugen, seien die Parkbeschränkungen der Straßenverkehrsordnung für LKW auf sie nicht anwendbar. Nur in dem Fall, dass von dem Fahrzeug eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung ausgeht, sei das Einschreiten der Gewerbeaufsicht oder Polizei möglich. Vor drei Jahren gab es eine Initiative des Städtetags Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund. Das Ziel war die Änderung der Straßenverkehrsordnung, um das Parken von LKW zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen in Wohnbereichen zu verbieten. Die Initiative scheiterte, weil der Bund-Länder-Fachausschuss für Straßenverkehr und Verkehrspolizei dagegen votierte, so Curt Stodulka. Eine Lösung sieht er in Abstellflächen außerhalb des öffentlichen Verkehrsraums, wie beispielsweise im Hafen, obgleich aus Kontrollgründen diese abseits gelegenen Flächen erfahrungsgemäß nicht angenommen würden. Was der Pfalzeler Schrotthändler Sascha Kaiser anders sieht: "Ich wäre froh, wenn ich einen Platz im Hafen hätte." Dass von seinem Fahrzeug, regelmäßig in der Hans-Adamy-Straße abgestellt, Belästigung ausgeht, glaubt er nicht. Allerdings vor der Haustür, ein paar Straßen weiter, möchte er den LKW nicht haben. "Das ist zu eng und sieht nicht schön aus."Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns. Ihre Zuschrift sollte maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein und bis heute, 14 Uhr, vorliegen. Fax: 7199439; E-Mail: echo@volksfreund.de

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