Nichts ist gut in Afghanistan

Sehr deutlich kritisierte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland die deutsche Afghanistan-Politik. In ihrer Neujahrspredigt stellte Margot Käßmann fest: "All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden.

(...) Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen."

Für ihre Predigt ist die Theologin heftig gescholten worden. Ich meine: Zu Unrecht. Denn in der Tat: "Nichts ist gut in Afghanistan." Das Konzept der gewaltsamen Befriedung ist gescheitert. Die Taliban sind stärker denn je. Und die Regierung Karsai zählt zu den korruptesten auf diesem Planeten. Von demokratischen Strukturen ist das Land Lichtjahre entfernt.

Wie kann unter diesen Bedingungen Frieden gedeihen? Mit einem Weiter-so-wie-bisher ganz sicher nicht. Das zeigen die Erfahrungen der vergangenen Jahre. Ein Strategiewechsel ist bitter notwendig.

Der Blick in die Geschichte zeigt: Der scheinbar endlose Kreislauf von Krieg und Gewalt lässt sich durchbrechen. Die friedliche Revolution in Deutschland vor 20 Jahren ist dafür ein Beispiel. Sogar Gebete und Kerzen können ein Unrechtsregime zum Aufgeben zwingen. - Der Blick in die Geschichte gibt mir Hoffnung: Der Kreislauf von Krieg und Gewalt lässt sich durchbrechen.

Margot Käßmann hat mit ihrer Predigt einen wichtigen Anstoß gegeben für eine notwendige Debatte. "Wir haben Hoffnung für diese Welt und über diese Welt hinaus. Deshalb können wir die Spannung aushalten zwischen Erschrecken und Gottvertrauen, zwischen Ängsten und Mut zur Weltverbesserung." Das sagt die Theologin ebenfalls - in derselben Predigt.

Pfarrer Guido Hepke

Evangelische Kirchengemeinde Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort