Noch einen Koffer in Texas

TRIER. Für zehn Monate verabschiedete sich Leo Föhr im August 2005 von Familie und Freunden, um ein ganz anderes Leben kennen zu lernen. Er verbrachte ein Schuljahr in den USA – das erste Mal weit weg von Zuhause. Diese Entscheidung hat der 18-Jährige nicht bereut.

Leo Föhr blättert in seinem Fotoalbum und betrachtet die vielen lachenden Gesichter. Für einen Moment ist er wieder mitten drin - in seinem Schuljahr in den USA. Die letzten zehn Monate hat der Schüler des Trierer Max-Planck-Gymnasiums in der Nähe von Dallas in den USA verbracht. Das erste Mal ganz weit weg von Zuhause - diesen mutigen Schritt hat der 18-Jährige gewagt. Eishockey steht auf dem Stundenplan

Wie hat sich der Schüler auf dem anderen Kontinent zurecht gefunden? Welche Erfahrungen hat er gesammelt? "Das schönste Erlebnis war der Sieg unserer Eishockeymannschaft. Die Meisterschaften wurden sogar im Fernsehen übertragen", erzählt Leo Föhr. Sein Alltag an der amerikanischen High School war vor allen Dingen sportlich. Jeden Tag standen Fußball und Eishockey auf dem Stundenplan. Bei seiner Gastfamilie fühlte sich der Deutsche von Anfang an gut aufgehoben. Er war der erste Gastschüler, den die vierköpfige Familie bei sich aufnahm. Ohne Englisch ging in den zehn Monaten in Texas gar nichts. Im Fernsehen, in den Gesprächen am Frühstückstisch - ständig war Leo auf seine Fremdsprachenkenntnisse angewiesen. "Sprachlich hat mir das Jahr in den USA auf jeden Fall viel gebracht", sagt Leo Föhr. Und fügt schmunzelnd hinzu: "Ich hoffe nur, dass die Lehrer mit meinem amerikanischen Akzent klar kommen!" Ein Jahr in andere Kulturen hineinzuschnuppern, lohnt sich für Jugendliche auf jeden Fall, meint Rita Stegen vom Arbeitskreis gemeinnütziger Austauschorganisationen (Aja). "Schülerinnen und Schüler, die ein Jahr im Ausland verbringen, lernen eine Reihe von Schlüsselqualifikationen." Fähigkeiten wie soziale und kulturelle Kompetenz, Flexibilität und Selbstständigkeit können Schüler auch im späteren Studium oder im Beruf gut gebrauchen. Das kann Leo Föhr bestätigen. "In meinem Auslandsjahr habe ich gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen!" Diese Selbstständigkeit war allerdings nicht immer einfach. Manchmal plagte Leo Föhr auch die Sehnsucht nach Zuhause. "Am Anfang war es schon manchmal schwierig. Da überlegt man dann, was man jetzt wohl Zuhause machen würde", erzählt er. Regelmäßiges Telefonieren mit seiner Familie und den Freunden tröstete ihn in solchen Momenten. Wer sich dazu entschließt, ein fremdes Land kennen zu lernen, sollte ein gewisses Rüstzeug mitbringen. "Man muss schon auf Leute zugehen können und offen sein für Neues", sagt Leo Föhr. Auch Rita Stegen vom Aja rät nicht jedem Schüler zu einem Auslandsjahr. "Wer einfach nur mal raus will oder sich nur ein Jahr Pause gönnen möchte, für den ist ein Jahr im Ausland nicht das Richtige", erklärt sie.Neue Freunde gewonnen

Leo Föhr bereut seine Entscheidung kein bisschen. "Ich würde das jederzeit wieder machen. So ein Jahr im Ausland kann ich nur empfehlen." Neben wichtigen Erfahrungen hat er viele neue Freunde gewonnen. Spätestens in den nächsten Osterferien plant er eine zweite Reise in die USA, um seine Gastfamilie und Freunde dort zu besuchen. Bis dahin müssen E-Mails und Telefonate die Zeit überbrücken. Der Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustauschorganisationen hat im Internet Tipps für ein Schuljahr im Ausland zusammengestellt. Das erste Mal: Neue Erfahrungen zu machen, bedeutet Aufregung und Abenteuer, Spannung und Emotion. Der TV stellt in einer Serie Menschen vor, die sich auf unbekanntes Terrain gewagt haben und erzählt, wie es ihnen dabei erging.

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