Noch kein Grund zum Feiern

TRIER-NORD. Zur Eröffnung des Riverside 1995 gab Bernd Gritzmacher ein rauschendes Fest. Zum fünften Geburtstag 2000 ließ er das Vergnügungszentrum am Verteiler Nord aufwändig modernisieren. Das zehnte Jubiläum fällt mehrere Nummern kleiner aus – passend zur Situation. Die guten alten Zeiten sind vorbei. Aufgeben will Gritzmacher aber nicht.

Um das Riverside ist es ruhiger geworden. Vorbei die Zeiten, als tausende kreischender Teenies die Großraum-Disko belagerten, um Autogramme von den Backstreet Boys zu ergattern. Vorbei die Zeiten, als die Boygroup N'Sync ihre Show vor Trierer Publikum abzog und ein gewisser Justin Timberlake nur dazu sang - ein Gipsbein hielt ihm vom Tanzen ab. Vorbei auch die Zeiten, als missmutige Männer ihren Partnerinnen am liebsten Hausarrest verordnet hätten, weil sie bei den "Lady's Nights" unliebsame Konkurrenz witterten.Lieber Disc-Jockey als Obsthändler

"Aber es gibt uns noch. Und das ist nicht die Regel", betont Bernd Gritzmacher. Als er am 14. Februar 1995 sein 5,4 Millionen Euro schweres Leib- und Magen-Projekt Riverside startete, prophezeiten nicht wenige das rasche Aus. Doch der Laden boomte, zog zeitweilig 40 000 Leute monatlich an. Gesamtbesucherzahl bis heute: 2,4 Millionen. Der Knick in der Erfolgsgeschichte kam vor knapp fünf Jahren zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Gritzmacher hatte gerade für 8,5 Millionen Euro das Riverside Kaiserslautern (heute "A6") gebaut und 800 000 Euro in Umbau und Modernisierung seines Trierer Tanz-Tempels gesteckt. Das Publikum hingegen übte Zurückhaltung. "Unser Einzugsgebiet ist kleiner geworden, und die Leute haben weniger Geld zur Verfügung", nennt der 59-Jährige die Hauptgründe für den Umsatzrückgang. Den "guten Rat" eines Bekannten, "den Laden doch einfach gegen die Wand zu fahren", ignorierte Gritzmacher laut eigenem Bekunden und sieht sich im Nachhinein bestätigt. Das Insolvenz-Verfahren 2003/04 endete mit einem - nicht gerade branchenüblich - einstimmig von der Gläubigerversammlung akzeptierten Konzept. "Die Gläubiger haben alles getan, damit der Betrieb weitergehen kann. Alle Lieferanten sind bei der Stange geblieben", sagt Gritzmacher stolz. "Ich glaube, mein alter Herr wäre jetzt ganz zufrieden mit mir." Mitte der 60er-Jahre war Vater Max das ganz und gar nicht. Filius Bernd zeigte keine Ambitionen, nach der kaufmännischen Lehre in die elterliche Obst- und Südfrüchte-Handlung einzusteigen, sondern jobbte lieber als Disc-Jockey im "Black Bottom" in der Palaststraße. Nach wiederholtem Krach mit seinem Vater kehrte er Trier den Rücken tingelte als umworbener "Plattenleger" durch die Republik. 1979 übernahm der Selfmade-Geschäftsmann das Tanzcafé "Gloria Keller" im Schmelz - der Beginn seiner Karriere als Disko-Betreiber, zunächst im Saarland. Vor zehn Jahren kam er als gemachter Mann zurück nach Trier: "Das war immer mein Ziel gewesen." Gut für Image und Ego: Das Geschäft brummte, Gritzmacher investierte immer wieder, ließ alle Welt an seinem Erfolg teilhaben. Rund 800 000 Euro hat er für soziale Zwecke erwirtschaftet, Kultur und Karneval gesponsert und mit seinen "Pop meets Classic"-Festivals Trier eines seiner raren gesellschaftlichen Highlights beschert. Nicht zu vergessen Eintracht Trier. Die Rettung des insolventen Vereins und der Aufstieg in die Zweite Liga standen unter der Ägide Gritzmachers, der 2004 nach vier Jahren nicht mehr für das Präsidenten-Amt kandidierte. 2006: Elf Jahre Riverside, 60 Jahre Gritzmacher

Mit seinem Riverside backt er nun kleinere Brötchen. Statt wie früher sechs Tage ist die 2000 Quadratmeter große "Partywelt" nur noch freitags und samstags sowie vor Feiertagen geöffnet. Zehn Jahre Riverside - kein Grund zum Feiern? "Doch, schon", sagt Gritzmacher, "aber diesmal auf andere Weise." Seit Anfang März bläst er zur "All-included-Party"-Offensive. Einschließlich der Feiertags-Vorabende und -nächte stehen bis Monatsende insgesamt zehn dieser vor allem bei jungen Publikum beliebten Preiswert-Feten auf dem Programm. Die nächste Großfete vom Event-Kaliber will er im Januar 2006 organisieren: "Dann werde ich 60, und dann wird in einem das elfjährige Riverside-Bestehen mitgefeiert." Ob noch einmal mit einem solchen Star-Aufgebot wie bei der Eröffnung 1995 (Günther Jauch, Weather Girls, Nicole, Guildo Horn) müsse sich noch zeigen: "Wenn ich's mir dann leisten kann . . ."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort