Notfälle machen vor Festtagen nicht halt

Unglücke und Krankheiten machen vor den Feiertagen nicht halt. Gerade an Weihnachten und Silvester wollen die Menschen im Restaurant essen und unterhalten werden. Auch für viele Trierer bedeutet das: arbeiten, wenn andere es sich gutgehen lassen. Der Trierische Volksfreund porträtiert in den kommenden Tagen einige von ihnen. Den Anfang macht Astrid Gerth-Bodtländer, Krankenschwester im Brüderkrankenhaus.

 Schwester Astrid freut sich: Dieses Jahr an Weihnachten wird sie die Notaufnahme nicht von innen sehen – für sie eine schöne Abwechslung zu den letzten Jahren. TV-Foto: Beate Kerpen

Schwester Astrid freut sich: Dieses Jahr an Weihnachten wird sie die Notaufnahme nicht von innen sehen – für sie eine schöne Abwechslung zu den letzten Jahren. TV-Foto: Beate Kerpen

Trier. Es ist Weihnachten, doch von feierlicher Stimmung keine Spur in der Notaufnahme des Brüderkrankenhauses in Trier. Eben hat das Telefon geklingelt. Es war die Leitstelle der Feuerwehr: In wenigen Minuten wird ein Notfall-Patient eintreffen - Verdacht auf Herzinfarkt. Bis zu 80 Patienten kommen täglich in der Notaufnahme des BKT an - auch an den Feiertagen.

"Akute Erkrankungen legen vor Weihnachten keinen Stopp ein", weiß Krankenschwester Astrid Gerth-Bodtländer. Seit rund 30 Jahren ist sie im Dienst. Sie und ihre Kolleginnen müssen Jahr für Jahr an den Feiertagen arbeiten - entweder an Weihnachten oder an Silvester. "Die Notwendigkeit zu arbeiten ist mir schon klar", erklärt sie. "Dennoch fällt es mir jedes Jahr aufs Neue schwer - ganz besonders an Weihnachten."

Kirchgang und Bescherung nach Dienstplan



Schwester Astrid ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern. "Als die Kinder noch klein waren, mussten wir den Kirchgang und die Bescherung mit dem Dienstplan abstimmen", erzählt sie. "Mittlerweile sind die beiden zwar groß, aber schön finden sie es immer noch nicht, wenn ich an den Feiertagen arbeiten muss."

Viele Menschen wüssten gar nicht, was Dienst an den Feiertagen bedeute, sagt sie. "Die ganze Familie muss flexibel sein, damit die Weihnachtsorganisation überhaupt funktioniert."

Neben dem Dienstplan muss Astrid Gerth-Bodtländer Mann, Kinder, Eltern, Schwiegereltern, sechs Patenkinder und den Hund unter einen Hut bringen. Einfach ist das nicht: "Es ist schon öfter vorgekommen, dass ich es nicht geschafft habe, alle zu besuchen", bedauert sie. "Das ist besonders den Eltern und Schwiegereltern schwergefallen."

Auf Station geht es an den Feiertagen hektisch zu: Ärzte und Schwestern seien für mehr Patienten zuständig als an normalen Tagen. Dazu gebe es viele alte Menschen, die im Krankenhaus Betreuung suchten, weil sie alleine seien. "Gerade an Weihnachten wird einem bewusst, wie einsam manche Menschen sind. Leider kann man denen im Stress der Notaufnahme oft nicht gerecht werden. Akute Notfälle gehen halt immer vor", erklärt die Krankenschwester.

Dieses Jahr muss sie nicht an Weihnachten arbeiten, sondern wurde für die "angenehmere" Schicht an Silvester eingeteilt. Weihnachten kann sie so genießen. "Die Kinder kümmern sich ums Essen - es gibt Kaninchen und eine traditionelle amerikanische Pute. Das ist fast wie Urlaub", freut sich Schwester Astrid. "Das werden einmal erholsame Feiertage."

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