Notfall: Gehen den Rettungsdiensten die Mitarbeiter aus?

Trier · Es wird für das DRK immer schwieriger, geeignete Mitarbeiter zu finden. Ein Grund dafür ist eine Änderung bei der Ausbildung. Die Gewerkschaft klagt über zu lange Arbeitszeiten.

Die Rettungsdienste in der Region haben es immer schwerer Personal zu finden. Oft kommt es auf den Rettungswachen zu personellen Engpässen, wie eine Nachfrage unserer Zeitung ergab. Es komme schon mal vor, dass wegen fehlender Mitarbeiter einzelne Krankenwagen vom Dienst abgemeldet werden müssen. Das gelte nur für den Transport von Kranken etwa zu einer ärztlichen Behandlung, sagt Ilse Pazen-Prinz, Geschäftsführerin der DRK-Rettungsdienst Eifel-Mosel-Hunsrück gGmbH in Daun.

Über 250 Mitarbeiter sind in der Gesellschaft beschäftigt als Notfallsanitäter, Rettungsassistenten oder Rettungssanitäter, sowohl fest angestellt als auch nebenberuflich. Zehn rund um die Uhr besetzte Rettungswachen im Hunsrück, an der Mosel und in der Eifel. 30 Rettungs- und Krankenwagen sind im Einsatz. Echte unbesetzte Stellen gebe es nicht, sagt Pazen-Prinz. Allerdings sucht sie wie alle Rettungsdienste in der Region ausgebildete Notfallsanitäter. Das neue Berufsbild ersetzt seit Ende 2014 den Rettungsassistenten.

Die Ausbildung zum Notfallsanitäter, die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungswesen, dauert drei Jahre. Bis die Auszubildenden fertig seien, könne es kurzfristig zu Engpässen beim Personal kommen, sagt die Geschäftsführerin. Alle bereits vorhandenen Rettungsassistenten hätten zudem zusätzliche Prüfungen machen müssen. Die Umstellung auf das neue Berufsbild hätte in den ersten beiden Jahren "erhebliche Auswirkungen auf das Personalmanagement gehabt", da zunächst keine Auszubildenden fertig gewesen sei, sagt Markus Scholtes, Leiter des Rettungsdienstes bei DRK Trier-Saarburg, das insgesamt sechs Rettungswachen betreibt.

Auch der Wegfall des Zivildienstes vor sechs Jahren hat zur Personalnot beigetragen. Viele der Zivis, die nach einer kurzen Ausbildung als Rettungssanitäter gearbeitet haben, haben danach in ihrer Freizeit weiter in der Rettungswache gearbeitet. Dadurch sei es schwieriger geworden, neues Personal zu finden, sagt Rainer Hoffmann, Kreisgeschäftsführer des DRK Bitburg-Prüm, das acht Rettungswachen in der Eifel betreibt. Auch die Freiwilligendienste hätten keine Entlastung gebracht, sagt Hoffmann.

Gerade im ländlichen Raum sei es schwierig, ausreichend Interessenten für ein Freiwilliges soziales Jahr oder Bundesfreiwilligen-Dienst zu finden. 25 Rettungssanitäter werden dort pro Jahr ausgebildet. Drei Monate dauert die Qualifizierung dafür. Außerdem soll die Zahl der angehenden Notfallsanitäter auf acht im kommenden Jahr erhöht werden. Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte in der Region sei es schwierig zum einen ausreichend Mitarbeiter zu finden, aber auch halten zu können, sagt Pazen-Prinz.

Bei der Gewerkschaft Verdi Rheinland-Pfalz sieht man vor allem in den Arbeitsbedingungen und der Arbeitszeit von oft 47 Stunden am Stück mit einen Grund dafür, dass sich immer weniger für den Job im Rettungswesen interessieren. "Viele machen das dauerhaft nicht mit", sagt ein Sprecher der Gewerkschaft. Immer öfter würden daher selbst langjährige Mitarbeiter wechseln. Rund 3000 Euro brutto verdient ein Notfallsanitäter laut Verdi im Monat. Hinzu kommen dann noch unter anderem Nachtzuschläge. Allerdings gebe es für eine Stunde Nachtschicht gerade mal 1,56 Euro zusätzlich.Info

So wird nach neuem Personal gesucht
Um neues Personal zu finden, werben die Rettungsdienste unter anderem in Schulen oder auf Ausbildungsmessen. Auch werden gezielt ältere Arbeitnehmer angesprochen, um sich als Rettungssanitäter ausbilden zu lassen.

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