Null Engagement bis nachahmenswert

In den vergangenen Monaten hat der TV die kommunale Jugendarbeit in 17 Gemeinden der Verbandsgemeinde (VG) Schweich unter die Lupe genommen. Überwiegend investieren die einzelnen Kommunen viel in ihre Jugend, einige Diskussionen und Aktionen sind durch die Serie in Bewegung gekommen.

 Das Miteinander im Jugendtreff Pölich funktioniert bestens. Ortsbürgermeister Frank Hömme (hinten links) und Eltern wie Jutta Klappert (hinten, Zweite von links) und Lea Walter (hinten, Dritte von links) unterstützen die Jugendarbeit in dem Moselort.TV-Foto: Katja Bernardy

Das Miteinander im Jugendtreff Pölich funktioniert bestens. Ortsbürgermeister Frank Hömme (hinten links) und Eltern wie Jutta Klappert (hinten, Zweite von links) und Lea Walter (hinten, Dritte von links) unterstützen die Jugendarbeit in dem Moselort.TV-Foto: Katja Bernardy

Schweich. Offenbar haben in der VG Schweich viele Gemeinden die Zeichen der Zeit erkannt: "Wer in die Jugendarbeit investiert, setzt sich für die Zukunft ein", hatte Dirk Marmann, Jugendpfleger der VG Schweich, im TV-Interview zum Auftakt der Serie betont.

Leiwen ist der einzige größere Ort, in dem keine kommunale Jugendarbeit stattfindet. Seit einem Jahr ist der Jugendraum geschlossen. "Es gibt kein Interesse", sagte Ortsbürgermeister Klaus Feller. Der Grund: "Die Jugendlichen sind in den Vereinen engagiert", meinte Feller. In Schleich, Longen sowie Naurath/Eifel sind offene Treffs aufgrund der geringen Einwohnerzahl nicht möglich. "Die Jugendlichen besuchen die Treffs in Nachbargemeinden", sagte Marmann. In dem Moselort Mehring hat die katholische Kirche die kommunale Jugendarbeit übernommen.

Dort, wo Jugendarbeit floriert, hat die Gemeinde die Basis geschaffen: einen Jugendraum. Sind dann noch engagierte Erwachsene da, die die Interessen der jungen Leute ernst nehmen und sie sinnvoll unterstützen, scheint das Rezept für eine gelungene Jugendarbeit vorhanden zu sein. Das zeigten die vorbildlichen Beispiele in Bekond, Pölich, der "Hoacher Jugend" (Zusammenschluss der Jugend aus Thörnich, Detzem, Köwerich), Riol sowie Ensch. In Föhren, Longuich und Schweich haben die Kommunen eine pädagogische Fachkraft eingesetzt.

Auch die problematische Situation in Klüsserath - der Jugendraum wurde wegen chaotischer Zustände geschlossen - wurde mittlerweile in Angriff genommen: Eine pädagogische Fachkraft soll eingestellt werden. "Wir wünschen uns mehr Interesse an der Jugend" hatten Kenner Teenies geäußert.

Die Gruppe der Heranwachsenden, die sich im Jugendraum trifft, ist nach wie vor autark. Probleme gab es in Fell: Die Gemeinde hat einen Jugendraum im neuen Winzerkeller geschaffen, den die jungen Leute mit Unterstützung ausbauen können. Die erste Schwierigkeit, Utensilien der Gemeinde wurden dort gelagert, wurde aus dem Weg geräumt, und dann kamen die Jugendlichen nicht in die Gänge.

Jetzt scheint es zu klappen: Engagierte Jugendliche und der VG-Jugendpfleger haben kürzlich 30 Teenies motivieren können, wieder etwas loszumachen in Sachen Jugendarbeit in Fell. Die Berichterstattung über problematische Zustände in Schweich-Issel - Ortsbürgermeister Kurt Heinz behauptete, dass einige Jugendliche die Bürger in Angst und Schrecken versetzten - hatte Folgen: Konstruktive Gespräche werden geführt (ausführlicher Bericht folgt).

"Die TV-Serie hat gezeigt, dass die meisten Gemeinden in der VG Schweich sehr viel Zeit, Geld und Engagement in die Jugend investieren", sagte Dirk Marrnann. Auf der anderen Seite seien auch sehr viele Jugendliche bereit, Verantwortung zu übernehmen und Jugendarbeit selbst zu gestalten, "wenn man sie ernst nimmt und ihnen offen begegnet". Und: "Eine verlässliche Betreuung ist das A und O", sagt der Jugendpfleger.

Meinung

Bewegung in der Szene

Wirksame Jugendarbeit setzt Fingerspitzengefühl vonseiten der Erwachsenen voraus. Genau das scheint in vielen Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Schweich der Fall zu sein. Jugendräume gibt es in fast allen größeren Orten, und die Unterstützung ist gewährleistet, wenn sie notwendig ist. Aber sie wird der jungen Klientel nicht aufgezwungen. Dass dies nicht immer konfliktfrei abläuft, wie jüngst in Klüsserath, liegt in der Natur der Sache. Wichtig ist in diesem Fall, nicht zu resignieren, sondern, wie in Klüsserath geschehen, das Problem anzupacken. Auch in Schweich-Issel, wo das öffentliche Miteinander von Alt und Jung nicht gerade als spannungsfrei galt, kommt Bewegung in die Szenerie. Zu leicht scheint man es sich in Leiwen zu machen nach dem Motto "die Vereine kümmern sich schon". Nicht alle Jugendlichen sind für die Vereinsarbeit empfänglich, sie wollen lieber ihr eigenes Süppchen kochen und sind selbst für Jugendpfleger schwer erreichbar. Offenbar aber ist in Leiwen die Welt noch mehr in Ordnung als anderenorts. Oder? f.knopp@volksfreund.de

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