Nun auch im Stadtrat: der zweifache Gilles
Trier · Wechsel in der FDP-Fraktion: Für Monika Indig, die zum 15. August aus beruflichen Gründen den Stadtrat verlässt, rückt Joachim Gilles nach. Der 32-Jährige ist Sohn von Fraktionschef Karl-Josef Gilles.
Trier. Was ihm 2004 und 2009 nicht auf direktem Weg gelang, schafft Joachim Gilles nun als Nachrücker: Er wird Mitglied des Trierer Stadtrates.
Bei den Kommunalwahlen vor acht Jahren hatte er auf Platz 11 der FDP-Liste kandidiert, vor drei Jahren auf Platz 7. Nun profitiert er von großen personellen Fluktuationen in der Vierer-Fraktion. Thomas Egger (42), 2009 Spitzenkandidat der Liberalen, ist inzwischen zum Wirtschafts- und Kulturdezernenten avanciert. Silke Reinert (38) hat Trier in Richtung Berlin verlassen, wo sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Düsseldorfer FDP-Bundestagsabgeordneten Gisela Piltz arbeitet.
Und nun verlässt auch Monika Indig, die seit 2009 dem Stadtrat angehört, die Fraktion: "Meine Shiatsu-Praxis und meine Patienten bedürfen meiner ganzen Aufmerksamkeit. Ich kann nur auf einer Hochzeit tanzen", sagt die 54-Jährige. Im vergangenen halben Jahr hätten oft Fraktionskollegen kurzfristig für sie einspringen müssen bei Terminen und Ausschusssitzungen. "Das aber kann keine Dauerlösung sein."
Bei der nächsten Stadtratssitzung am Donnerstag, 30. August, nimmt Joachim Gilles ihren Platz ein. Damit ist der Name Gilles gleich doppelt vertreten in der FDP-Fraktion. Deren Vorsitzender ist Karl-Josef Gilles (62), einziges noch aktives Ratsmitglied der 2009 gewählten liberalen Ur-Fraktion und Vater des Nachrückers.
Gilles im Doppelpack - zumindest in Filsch ist das längst Usus. Dort verkörpern Vater und Sohn zwei Drittel der FDP-Ortsbeiratsfraktion. Im Stadtrat nun immerhin die Hälfte der Freidemokraten.
Bemerkenswerterweise haben Gilles senior und junior ihre politischen Wurzeln gar nicht in der FDP. Beide starteten ihre Politkarriere einst bei den Christdemokraten, denen sie aber 2003 den Rücken kehrten.
Joachim Gilles will im Stadtrat an seine kommunalpolitische Arbeit der vergangenen Jahre anknüpfen: "Sprich: mich weiterhin für die Rechte der Ortsbeiräte einsetzen", kündigt der 32-jährige Studienrat für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde an. Als Schwerpunkte seiner Arbeit im Dezernatsausschuss II nennt er "eine zukunftsfähige Schulpolitik und sportliche Belange, insbesondere die Realisierung des Rasenplatzes Irsch".
Das Nachrücken von Joachim Gilles verdoppelt auf einen Schlag den Anteil der Filscher im Stadtrat, die nun statistisch gesehen sogar überproportional vertreten sind. Der Rat der Stadt Trier (rund 105 000 Einwohner) besteht derzeit aus 55 Mitgliedern - zwei davon kommen aus dem kleinsten Stadtteil (850 Einwohner).
Seit der Eingemeindung Filschs 1969 gehörten vor Karl-Josef Gilles (seit 2004) und Sohn Joachim erst drei Filscher dem Stadtrat an: Johann Becker (SPD) von 1975 bis 1979, Wolfgang Kram (CDU) von 1978 bis 1982 und Franz Bieg (UBM; die heutige FWG) von 1998 bis 1999.
Vater und Sohn gleichzeitig im Stadtrat - das gab\'s von 1994 bis 2004 schon einmal mit den Eurenern Hans Schmitz (85) und Hans-Alwin Schmitz (58), beide UBM.