OB Breitbach und der Speck für die hungernden Nachkriegs-Trierer

Trier · Wenn Heimatforscher Adolf Welter bei seinen Recherchen ausnahmsweise mal nicht weiterkommt, bittet er gerne die TV-Leser um Hilfe. Diesmal geht es um ein Foto aus dem Jahr 1946. Es dokumentiert eine Hilfsaktion für die hungernden Nachkriegs-Trierer.

Trier. Die "irische Spende", die das Plakat neben der Ladentür ankündigt, ist hoch willkommen. Der Zweite Weltkrieg ist in Trier zwar schon seit mehr als einem Jahr zu Ende, doch die Bevölkerung leidet wie überall in Deutschland im April 1946 immer noch bittere Not.
Hilfslieferung aus Irland


Das Schweizer Rote Kreuz organisiert und vermittelt internationale Hilfe. Ein Eisenbahnwaggon mit Speck aus Irland findet den Weg nach Trier. Die Ladung solle ausschließlich Kindern und Kranken zugutekommen, sagen die französischen Besatzer. Doch Oberbürgermeister Friedrich Breitbach gelingt es, sie umstimmen: Alle Trierer haben großen Hunger. Die Franzosen lenken ein. So erhält schließlich jeder Bürger 200 Gramm Speck.
Die historische Aufnahme dokumentiert die Ausgabe. Heimatforscher Adolf Welter (78) aus Trier-Euren hat es aus dem Nachlass von Friedrich Breitbach (1897 bis 1991) erworben und würde gerne mehr darüber erfahren. "Links auf dem Bild ist - mit Hut und Mantel - Friedrich Breitbach zu sehen. Aber alle anderen Personen sind mir unbekannt. Ich weiß auch nicht, wo das Foto entstanden ist und hoffe nun auf Hinweise von TV-Lesern. Auf diese Weise ist mir schon in einigen anderen kniffligen Fällen weitergeholfen worden."
Welter, der zahlreiche Bücher und Aufsätze veröffentlicht hat, recherchiert derzeit über Breitbach und sein Wirken. Der Kaufmann und Sektfabrikant war Triers erster Nachkriegs-Oberbürgermeister und der zweite von den Amerikanern eingesetzte Verwaltungschef einer befreiten deutschen Stadt. Bei seinem Amtsantritt am 6. März 1945 tobte in weiten Teilen des Deutschen Reichs noch der Krieg. Wer mit den Alliierten zusammenarbeitete, stand auf der Todesliste der Nazi-Führung. Nachdem der Aachener OB Franz Oppenhoff am 25. März 1945 von einem hinter den gegnerischen Linien operierenden "Werwolf"-Kommando ermordet worden war, erhielt Breitbach Personenschutz: Zwei US-Soldaten begleiteten ihn tagsüber und schliefen nachts in seiner Wohnung.
"Friedrich Breitbach war ein Held", sagt Adolf Welter. "Er hat sich aufopferungsvoll der Not der Trierer angenommen und sprichwörtlich aus dem Nichts heraus den Wiederaufbau der zerstörten Stadt eingeleitet."
Antworten auf seine Fragen nimmt Adolf Welter unter Telefon 0651/87224 entgegen. Seine Postanschrift: Reulandstraße 21, 54294 Trier.
Für sein ehrenamtliches Forscher-Engagement wird Welter, der am 31. Oktober seinen 79. Geburtstag feiert, am 6. November im Großen Rathaussaal mit dem Ehrenbrief der Stadt Trier ausgezeichnet.

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