Obdachlose feiern Weihnachten

Trier · Zum dritten Mal haben Obdachlose und Bedürftige in Trier Gelegenheit gehabt, bei einer Feier auf andere Gedanken zu kommen. Rund 120 Gäste trafen sich diesmal nicht in einem Zelt beim Stadion, sondern in einem Restaurant bei der Arena.

 Petra (55, links) und Elisabeth (60) tanzen zur Musik der Leiendecker Bloas. TV-Foto: Dorothee Quaré

Petra (55, links) und Elisabeth (60) tanzen zur Musik der Leiendecker Bloas. TV-Foto: Dorothee Quaré

Trier. "Im November hat mich meine Frau aus der Wohnung geworfen", berichtet Matthias (53). Seitdem lebe er im Wald in einer Hütte. Als er an diesem Abend das "La Ola" bei der Arena betritt, erhält er sechs Bons: fünf für Getränke, einen für ein Weihnachtsgeschenk, einen stabilen Rucksack eines Trierer Outdoor-Ausstatters, gefüllt unter anderem mit warmen Strümpfen. "Ich bin begeistert, überwältigt!", freut sich Matthias. "Für die Obdachlosen in Trier wurde so ein Ambiente geschaffen - einmalig!"
Zum dritten Mal richtet ein Trierer Steuerberater eine Weihnachtsfeier für Obdachlose aus, dieses Jahr unterstützt von einem Eurener Geschäftsmann und erstmals in einem Restaurant. Dort drängen sich 120 Besucher - im ersten Jahr waren es 67, im zweiten 87 - zu Live-Musik von Inner Child. Auf der Theke ist ein warmes Buffet aufgebaut. Wieder mit dabei ist auch die Leiendecker Bloas, die einige A-capella-Stücke zum Besten gibt.
Zu den Stammgästen zählen Petra (55), die mit mehreren Haustieren in einer Wohnung in Trier-Nord lebt, Elisabeth (60), die in einem Bauernhaus auf dem Hunsrück aufgewachsen ist, und Marga. "Die Feier ist einfach super", sagt die 44-jährige Marga, die begeistert im Takt der Musik mitklatscht. "Viele arme Menschen sind sehr froh darum, so etwas zu haben."
Markus (40) stammt aus dem Saarland. Er sei Maler, berichtet er. "Durch den Alkohol habe ich alles verloren - Arbeit, Familie, Wohnung. Ich lebe seit zehn Jahren auf der Straße."
Zwischen 20 und 65 Jahren seien die Besucher, stellt Streetworker Raimund Ackermann fest. "Viele Hartz-IV-Empfänger sind darunter, Trier-West und Trier-Nord sind stark vertreten." Wer keinen Rucksack mehr bekommt -100 Stück gab es - erhält eine Wolldecke, ein T-Shirt und Tabak. Eine Frau schüttelt dem Streetworker beim Herausgehen die Hand: "Danke schön!" DQ

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