Haus und Garten Klebefallen im Garten als tödliche Gefahr für Vögel und Fledermäuse
Trier · Der Naturschutzbund warnt vor Leimringen, Gelbtafeln und anderen Klebefallen im Außenbereich: Sie sind ungiftig und sollen zum Beispiel Obstbäume vor Frostspannerraupen schützen, gefährden aber Singvögel wie Meise und Kleiber sowie auch Fledermäuse.
Wenn im Herbst die Temperaturen sinken, schlüpfen die Frostspanner. Die Weibchen dieser Schmetterlinge sind flugunfähig und klettern besonders gerne an Obstbäumen hoch. Die Männchen schwärmen nachts auf der Suche nach ihnen in die Baumkronen. Nach der Paarung werden die Eier in Ritzen der Rinde abgelegt. Daraus entwickeln sich im folgenden Frühling zur Zeit des Blattaustriebs die Frostspannerraupen. Diese können ganze Bäume kahl fressen. Deshalb gelten sie als Schädlinge. Um zu verhindern, dass Obstbäume und andere Gehölze von Frostspannern befallen werden, empfehlen viele Gartenbauvereine Leimringe am Stamm der Bäume. Die weiblichen Frostspanner bleiben auf ihrem Weg nach oben daran kleben. Die Barriere verhindert so die Paarung. Die nicht trocknenden Klebstoffe auf den Leimringen werden als besonders umweltfreundlich beworben, da sie keine giftigen Chemikalien in die Natur abgeben.
Die Regionalstelle Rheinland-Pfalz-West des Naturschutzbunds (Nabu) warnt vor derartigen Klebefallen in Gärten und in der Landschaft. „Immer wieder fallen ihnen auch nützliche Insekten wie Hummeln und Bienen zum Opfer“, erklärt Nabu-Mitarbeiterin Corinna Albert. Vögel – wie zum Beispiel die am Stamm hinaufkletternden Baumläufer und Kleiber, aber auch Meisen und andere Singvögel – werden auf der Suche nach Nahrung von den gefangenen Insekten angelockt. „Sie können mit dem Schnabel oder den Flügeln auf dem Leim kleben bleiben und sich nicht mehr aus eigener Kraft befreien, die Tiere verenden qualvoll“, erläutert Albert. Auch wurden schon mehrfach tote Fledermäuse an Leimringen gefunden. Denn nicht alle Arten fangen ihre Beute aus der Luft. „Die Bechsteinfledermaus, die Fransenfledermaus und das Braune Langohr sammeln Insekten von Blättern und Rinde ab“, informiert die Nabu-Frau.
Ähnlich verhält es sich laut Naturschutzbund mit Gelbtafeln, die zur Bekämpfung von flug- oder sprungfähigen Insekten im Handel angeboten werden – etwa Kirschessigfliegen, Kirschfruchtfliegen, Trauermücken und Zikaden. Frei in Bäumen zwischen den Ästen hängend, locken sie durch ihre Farbe Insekten an. „Auch hier können Vögel und Fledermäuse im Vorbeiflug kleben bleiben“, erklärt Albert. Deshalb stellen sie laut Nabu ein Problem für den Artenschutz dar. Statt Klebefallen empfehlen die Naturschützer, den Garten naturnah zu gestalten und Nistkästen für Vögel aufzuhängen. Für Meisen, die im Frühjahr brüten, sind die Raupen der Frostspanner ein echter Leckerbissen, den sie in großer Zahl an ihre Jungen verfüttern. Aber auch Blattläuse und andere unerwünschte Insekten dezimieren einheimische Singvögel auf natürliche Weise.