"Och noch Biereviez"

Zum Thema Viez erreichte uns folgende Zuschrift:

Im Spital zu Trier war es seinerzeit üblich, dass die dort beheimateten Pfründer seitens der Verwaltung als Haustrunk täglich 0,5 Liter Wein zuerkannt bekamen. Diese Gaumenfreude den alten Menschen zu ermöglichen, wurde der Spitalverwaltung auf Dauer gesehen zu kostspielig. Kurzerhand beschloss man, den alten Menschen statt des bisher täglich zuerkannten Weines einen Ersatzwein, also Vizewein als tägliche Ration zukommen zu lassen. Allmählich bildete sich aus dem Wort Vizewein das Kürzel Viez. Seit dieser Zeit wird der köstliche, alkoholische, moselfränkische Haustrunk unter der Bezeichnung Viez gehandelt und aus den sympathischen Steingutporzen verkostet. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es unmöglich in Trier, Viezporzen anfertigen zu lassen. Der heutige Stück-Verkaufspreis für Viezporzen ist mit sieben Euro konstant geblieben: Damals bezahlte ich für eine 0,4 Liter fassende Viezporz 14 Mark. Viez wird aber nicht nur aus Äpfelchen von Streuobstwiesen gewonnen. Birnchen derselben Herkunft verwendet man auch gerne zur Herstellung von Viez. Dieses Birnenobst hat einen besonderen Einfluss auf den Verdauungstrakt des menschlichen Körpers und macht sich insofern unangenehm bemerkbar, indem der Konsument öfters die Toilette aufsuchen muss. Zudem verbreiten die ausgeschiedenen Fäkalien einen typischen Geruch. Dazu eine Anekdote: Auf der Toilette einer hiesigen Viezwirtschaft, in der auch Birnenviez ausgeschenkt wurde, verrichtete ein Gast seine dringende Notdurft. Ein anderer Gast wollte auch die Toilette benutzen. Er wartete vor der besetzten Toilette, aus der ihm unverwandt ein gewisser Duft die Geruchsnerven reizte. In unverfälschtem Trierer Dialekt ließ sich vernehmen: "Och noch Biereviez!" Herbert Kortzeborn, Trier

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