Offene Denkmäler: Tausende auf Entdeckungstour

Trier · Historisches Trier bundesweit im Blickpunkt: Deutschlands älteste Stadt war Ausrichter der zentralen Eröffnungsveranstaltung des Tages des offenen Denkmals. Alleine in Trier waren Tausende Besucher in sonst verschlossenen Gemäuern unterwegs.

Trier. Alexandra (9) und Carolin (6) sind begeistert von der Bastion in der Südallee: "Toll geheimnisvoll!" Dietmar Schmitt (44) hat Mühe, seine Töchter loszueisen. Es warten ja noch weitere Attraktionen. So muss er "hoch und heilig versprechen", dass das Trio am Denkmaltag 2012 wieder die Bastion besucht. Vielleicht dauert es nicht mehr ganz so lange, bis der um 1540 erbaute Stadtmauer-Rundturm wieder geöffnet wird. Es gibt Pläne, ihn zum Schauplatz historischer Erlebnisführungen zu machen.
Gestern war das Kellergeschoss der Südallee-Bastion ausnahmsweise zugänglich, so wie rund 30 weitere historische Gemäuer allein in Trier. Der bundesweite Tag des offenen Denkmals, der seit 1993 am zweiten September-Wochenende stattfindet, machte es möglich. Gleichzeitig trug der Denkmaltag dazu bei, die Bastion vor dem Verfall zu retten. 30 000 Euro kostet die Instandsetzung, überwiegend finanziert aus Aktionen des Denkmalrettungsvereins Trier-Gesellschaft und Spenden. Alleine rund 3500 Euro kamen zusammen durch das Benefiz-Konzert mit dem Vokalensemble Cantus Cölln gestern Nachmittag in der ausverkauften Liebfrauenbasilika. Der Deutschlandfunk sendet die Aufzeichnung am 4. Oktober, 21.05 Uhr.
Trotz Dauerregens entwickelte sich der Denkmaltag zum vollen Erfolg - ganz im Sinne der Ansprachen, die Kulturministerin Doris Ahnen und Rosemarie Wilcken, Vorstandschefin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (Bonn), zum Auftakt in der Konstantin-Basilika gehalten hatten. Mit Trier war erstmals eine rheinland-pfälzische Stadt für die bundesweite Denkmaltag-Eröffnung ausgewählt worden. Für Landeskonservator Joachim Glatz eine gute Wahl: Trier sei eine der Geburtsstädte der modernen Denkmalpflege, die im 19. Jahrhundert ihren Anfang nahm.
Noch 1757 hatte der Weihbischof und Historiker Nikolaus von Hontheim geklagt, dass mehr noch als Kriegszerstörung und der nagende Zahn der Zeit "die Unbesonnenheit und Rohheit dummer Menschen unseren Altertümern zusetzt". Seither hat sich im öffentlichen Bewusstsein einiges geändert. Gestern war ein Heer von Denkmalfans unterwegs - und überstand die Regengüsse im Schutz historischer Gemäuer, viele davon unterirdisch wie der Mittelalter-Keller des Frankenturms oder eben das Innere der Bastion. Schon der Gottesdienst am Vorabend in der Porta Nigra hatte rund 400 Besucher angezogen. Erstmals wurde die Messe auf einer Leinwand im Erdgeschoss gezeigt.
Ebenfalls als große Zugnummer entpuppte sich am Start-Wochenende die neue Landesmuseums-Sonderausstellung "Trier im Bild 1800-2000"."Ich bin erstmals an einem Tag des offenen Denkmals dabei und sehr beeindruckt von dem, was ich zu sehen bekomme. Tolle Sache! Das lasse ich mir in Zukunft nicht mehr entgehen." "Meine Familie und ich sind vor allem wegen der Ausstellung ,Trier im Bild\\' unterwegs. Die gefällt uns sehr gut. Außerdem steht die Liebfrauenbasilika auf unserem Programm." "Ich finde es sehr gut und wichtig, dass es diesen Denkmaltag gibt. Ich bin Stammbesucher und bekomme jedes Jahr aufs Neue Dinge zu sehen, die ich vorher nicht kannte." "Ich war sehr neugierig auf das Jugendstilhaus in der Nagelstraße. Es hat sich gelohnt. Kompliment an den Besitzer, dass er das Gebäude mit so viel Engagement wiederbelebt." "Schön, dass es eine Veranstaltung für die ganze Familie ist. Wir haben vorhin eine Führung unter der Konstantin-Basilika mitgemacht." (rm.)/TV-Fotos (5): Roland Morgen

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