Offizieller Optimismus im Kurfürstlichen Palais

Trier · Das Timing passte: Drei Tage nach dem Jahrestag des vor 50 Jahren geschlossenen Freundschaftsvertrags hatte die Deutsch-Französische Gesellschaft Trier zum Neujahrsempfang eingeladen. Als Gastredner kam der stellvertretende Generalkonsul Frankreichs aus Frankfurt angereist. Die wichtigsten Worte des Abends sagte aber ein anderer.

 Zwei, die sich verstehen: Joachim Schütze, Präsident der Deutsch-Französischen Gesellschaft Trier (links), und Stanislas Mrozek, Vizekonsul im französischen Generalkonsulat. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Zwei, die sich verstehen: Joachim Schütze, Präsident der Deutsch-Französischen Gesellschaft Trier (links), und Stanislas Mrozek, Vizekonsul im französischen Generalkonsulat. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Trier. Empfänge, zumal zum neuen Jahr, sind traditionell nicht der Ort für Kritik oder gar für Pessimismus. Es wird diesem Gefühl für Takt geschuldet sein, dass Stanislas Mrozek, der stellvertretende Generalkonsul Frankreichs in Frankfurt, auf dem Neujahrsempfang der Deutsch-Französischen Gesellschaft Trier im Kurfürstlichen Palais ganz besonders freundliche Worte fand: Die Freundschaft zwischen beiden Ländern, sagte er, sei "lebendiger denn je", die beiden Regierungen bildeten das "Rückgrat Europas" und überhaupt lege die neue Regierung unter Staatspräsident Francois Hollande "großen Wert" auf die Zusammenarbeit mit Berlin.
Knapp eine Woche zuvor klang das noch etwas anders. Da stand Mrozek nicht vor 130 geladenen Gästen in einem prunkvollen Rokokosaal, sondern vor rund 60 Schülern in der eher schlicht gehaltenen Wiesbadener Elly-Heuss-Schule. Auf die Frage, wie er die Zukunft der deutsch-französischen Freundschaft sehe, antwortete der Diplomat schnörkellos: "Offiziell soll ich optimistisch sein." Tatsächlich liefen etliche Konsultationen zwischen den Kapitalen intensiv und routiniert, aber dennoch, so Mrozek, besinne sich jede Seite zunehmend auf eigene Interessen.
Zurück ins Kurfürstliche Palais, zurück zum offiziellen Optimismus: Mrozek erinnerte in seiner Ansprache an den vor 50 Jahren zwischen beiden Ländern geschlossenen Elysée-Vertrag, dessen Jubiläumsfeiern gerade drei Tage zurücklagen. Sagte Sätze wie: "Früher standen Grenzen für Spaltung, heute für Austausch." Und er warb für den Militäreinsatz in Mali, den Frankreich gerade federführend organisiert und an dem sich Partner Deutschland mit zwei Transportflugzeugen eher symbolisch beteiligt.
Joachim Schütze, vor knapp einem Jahr zum neuen Präsidenten der Deutsch-Französischen Gesellschaft Trier gewählt, machte in seiner Festrede deutlich, wie ein Optimismus aussieht, der tiefer gründet als in den Gepflogenheiten der Courtoisie: "Unglaublich beeindruckt" habe ihn, so Schütze, die Rede, die der französische Staatspräsident Charles de Gaulle 1962 in Ludwigsburg vor Jugendlichen gehalten hatte. "De Gaulle vermittelte uns die Erkenntnis, dass wir uns mit der Vergangenheit auseinandersetzen müssen, aber dass vor allem die Zukunft zählt", sagte Schütze. "Wir müssen all denen dankbar sein, die über die Schatten der Vergangenheit bereit waren, für ein versöhnliches Nachbarschaftsverhältnis zu sorgen, gerade in unserer Region, in der man Nachbar ist wie sonst nirgendwo in Europa."

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