Ohne Handicap

TRIER. (red) Jeder zweite Jugendliche der Initiative "Neue Förderstruktur" hat Arbeit bekommen – so lautet die Bilanz des Pilotprojekts, das junge Menschen mit einem Handicap in die Arbeitswelt integrieren will. Präsentiert wurde sie jetzt bei einem Pressegespräch im Jugendhilfezentrum Helenenberg von der Agentur für Arbeit und den acht beteiligten Trägern aus der Region Trier.

Das bundesweite Pilotprojekt "Neue Förderstruktur" der Arbeitsverwaltung hat sich die berufliche Integration von jungen Arbeitssuchenden in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt durch eine individuelle, kompetenzbasierte Förderung zum Ziel gesetzt. Teil des Modellversuchs ist das Projekt "Startbahn", das Anfang 2002 von fünf Trägern ins Leben gerufen wurde. Mit dabei in der Region sind die Dekra Akademie, das Jugendhilfezentrum "Don Bosco" Helenenberg, der Verein "Lernen Fördern", des Trierer Bürgerservice und die "Caritas learn factory" Trier-Ehrang. Über 170 Jugendliche und junge Erwachsene hätten, so berichteten die Beteiligten, über "Startbahn" erfolgreich den Arbeitsmarkt erreicht. Dabei hatte von den insgesamt 380 Teilnehmern ein Viertel einen Migrationshintergrund, acht Prozent waren behindert. Das zweite Konsortium in der Region Trier setzt sich zusammen aus der Handwerkskammer Trier, dem Berufsbildungszentrum Bitburg und dem überbetrieblichen Ausbildungszentrum Wittlich. Auch hier bekamen über die Hälfte der 217 Teilnehmer Ausbildungs- oder Arbeitsplätze. Zu den Teilnehmern des Modellprojekts "Startbahn" gehörte auch die heute 21-jährige Eva. Als Alleinerziehende, so erklärte sie, habe sie erst lernen müssen, auch eine leistungsfähige, motivierte und selbstbewusste Auszubildende zu sein. 2004 begann ihr beruflicher Start mit einer Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin, die sie allerdings kurze Zeit später abbrechen musste, da sie keine Kinderbetreuung mehr hatte. Es galt, eine wohnortnahe Ausbildung möglichst in Teilzeit zu finden. Durch Bewerbungstrainings, Qualifizierungsmodule und die Entwicklung eines "Notfallplans" zur Kinderbetreuung bekam Eva eine zweite Chance. 2005 begann sie eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation in der "learn factory" der Caritas. Kurz vor Ende der vierjährigen Modellzeit tauschten jetzt die Beteiligten bei einer Fachtagung im Jugendhilfezentrum "Don Bosco" auf dem Helenenberg Ergebnisse und Erfahrungen aus. Als Folge der positiven Bilanz des Pilotprojekts sollen zukünftige Projekte in ein bundesweites Ausschreibungsverfahren überführt werden, kritisierte die Fachreferentin der katholischen Jugendsozialarbeit Anna Warnking: "Der Mehrwert des hohen Vermittlungserfolges der regionalen Träger, die gute und zuverlässige Kontakte zu den Ausbildungsbetrieben in der Region aufgebaut haben, geht dabei verloren." Der von politisch Verantwortlichen bewusst eingegangene Preiswettbewerb gehe zu Lasten der Qualität. "Das heißt für benachteiligte Jugendliche in der Region zukünftig eine Chance weniger für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben", sagte die Fachreferentin.

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